Mitten in der Altstadt von Palma bietet ein Haus unter dem Namen "Mallorca Suites" elf Apartments zur Kurzzeitvermietung an – offenbar ohne gültige Lizenz. Die Anwohner klagen über Lärm, ständigen Wechsel und fehlende Durchsetzung der Regeln.
Elf Apartments, eine Straße – und scheinbar keine Lizenz
Mitten in Palmas historischem Geflecht, nur ein kurzer Fußweg von der Plaça de Cort und dem Rathaus (Ajuntament) entfernt, steht ein Gebäude, das seit Monaten für Diskussionen sorgt. Unter dem Namen „Mallorca Suites“ sind elf Einheiten auf Buchungsplattformen gelistet, Preise in der Hochsaison sollen bis zu 600 Euro pro Nacht erreichen. Die Anzeigen bleiben online, obwohl die Betreiberin laut Angaben gegenüber der Stadt ohne gültige Tourismuslizenz vermietet.
Die Nachbarschaft: frühe Lieferwagen, klingelnde Türen, Koffer
Frühmorgens brummen die Lieferwagen durch die enge Gasse, das Klacken von Rollkoffern hallt zwischen den alten Fassaden. "Die Klingeln laufen rund um die Uhr", sagt María, 62, die seit dreißig Jahren in der Straße wohnt. "Um 9:30 Uhr war wieder eine Gruppe mit Koffern da. Kein Problem, wenn alles legal wäre."
Solche Szenen sind typisch für viele Straßen der Altstadt: Espresso-Geruch aus dem Café, Stimmen in verschiedenen Sprachen, das Rasseln eines Stadtplans im Wind. Für Anwohner summiert sich das zu einem dauerhaften, nervösen Hintergrundrauschen – und zu einer Frage, die immer dringlicher wird: Warum greifen die Behörden nicht durch?
Behörden, Bußgelder, Gericht – ein Verfahren, das nicht stoppt
Laut Informationen der Stadt wurde gegen die Betreiberin bereits Bußgelder verhängt. Sie selbst hat ein laufendes Gerichtsverfahren eingeräumt und erklärt, die Sache sei noch nicht abschließend geklärt. Dennoch erscheinen die Inserate weiterhin, Buchungen sind möglich, Zahlungen fließen – ein Szenario, das bei Betroffenen Ratlosigkeit und Frust auslöst.
Das Problem berührt zwei Ebenen: Den Alltag der Bewohner (Lärm, Müll, häufige Wechsel der Hausgemeinschaft) und die Glaubwürdigkeit der Regulierung. Wenn wiederholte Sanktionen eine Praxis nicht stoppen, schwächt das das Vertrauen in staatliches Handeln und schafft Ungleichheit gegenüber legal agierenden Vermietern und Hotels.
Woran die Kontrolle scheitert – ein Blick hinter die Kulissen
Oft sind es nicht nur mangelnde Willenskraft, sondern strukturelle Hürden: Personalmangel in städtischen Abteilungen, lange Verfahrensfristen vor Gerichten und die Schwierigkeit, Einnahmen schnell zu unterbinden. Plattformen listen Wohnungen weltweit automatisch; sie reagieren meist nur auf konkrete Hinweise, rechtlich Verfügbares kann Tage bis Wochen dauern.
Weniger beachtet wird ein weiterer Punkt: Die Inhaberstruktur. Eigentümer und Betreiber sind mitunter über Briefkastenfirmen oder Verwalter verschleiert. Das erschwert nicht nur die rechtliche Durchsetzung, sondern auch das Ansinnen, Einnahmen schnell zu blockieren.
Konkret: Was jetzt passieren sollte
Es gibt praktikable Schritte, die kurzfristig Wirkung zeigen und zugleich langfristig Strukturen ändern können:
1. Sofortige De-Listing-Klausel: Die Stadt sollte mit Plattformen eine verbindliche Vereinbarung treffen: Bei nachgewiesenen, laufenden Verfahren gegen eine Adresse werden Inserate temporär gesperrt, bis die Rechtslage geklärt ist.
2. Transparenz für Nachbarinnen: Ein öffentlich zugängliches Register (aktualisiert und mit Statusangaben), das zeigt, welche Fälle laufen und welche Sanktionen verhängt wurden, würde Spekulationen stoppen und Anwohnern Klarheit geben.
3. Finanzielle Abschöpfung statt reiner Bußgelder: Wenn Strafen grundsätzlich als Kosten des Geschäfts einkalkuliert werden, nützen sie wenig. Zusätzliche Maßnahmen könnten sein: Einzug von Mieteinnahmen, Sperrung der Zahlungsströme über Vermittler oder erhöhte Wiederholungsstrafen.
4. Administrative Beschleunigung: Schnellere Inspektionen durch eine Taskforce in der Altstadt, die wiederholt kontrolliert und Fälle priorisiert, würden den Druck auf Betreiber erhöhen.
5. Plattform-Haftung und API-Abgleich: Ein technischer Abgleich, bei dem Plattformen automatisch die städtische Liste lizenzierter Ferienwohnungen prüfen (API), könnte illegalen Inseraten das Wasser abgraben.
Warum das Thema mehr betrifft als ein einzelnes Haus
Dieses eine Gebäude steht symbolisch für ein größeres Problem: Wenn in einer der touristisch sensibelsten Zonen Palmas Regeln nur punktuell durchgesetzt werden, verschiebt das Balance zwischen Leben und Tourismus. Bewohnerinnen verlieren Wohnqualität, Mieter finden weniger Angebote, und die Stadt verliert an Legitimität, wenn Gesetze nicht gleichmäßig angewendet werden.
Viele fragen sich: Ist das nur ein Einzelfall – oder ein Muster? Die Antwort hängt davon ab, ob die Verwaltung jetzt klare, sichtbare Schritte unternimmt. Sonst bleibt am Ende nur der bittere Geschmack, dass Bußgelder Teil der Betriebskosten sind, während die Gasse weiter klappert und die Anzeigen online blinken.
Ausblick
Die zentrale Leitfrage bleibt: Wann zieht die Verwaltung die Konsequenzen, die sich die Anwohner wünschen? Ein schnelles, transparentes Vorgehen würde die Altstadt entlasten und zeigen, dass Palma Regeln ernst nimmt. Bis dahin bleibt das Haus an der Gasse ein nervöser Punkt – elf Apartments, viele Koffer und eine Stadtverwaltung, die genau beobachten lassen muss, ob ihre Maßnahmen reichen.
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