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Im Inselgedächtnis: Der Mord an Gisela von Stein und seine Spuren in Canyamel

Im Inselgedächtnis: Der Mord an Gisela von Stein und seine Spuren in Canyamel

21.08.2025
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Der Fall Gisela von Stein bleibt einer der bittersten Kriminalfälle Mallorcas: 2012 verschwand eine bekannte Residentin – erst Wochen später gab es Gewissheit. Ein Lokalbericht, der Erinnerungen wachruft.

Ein Verbrechen, das die Insel nicht vergisst

Es gibt Geschichten, die hängen an Orten wie alte Wetterfahnen: sie knattern noch lange nach. Der Fall von Gisela von Stein gehört dazu. Im August 2012 begann ein Alptraum für die kleine Gemeinde rund um Canyamel — erst die Vermisstenanzeige, dann das langsame Zusammenziehen der Puzzleteile bis zur bitteren Gewissheit.

Wie alles begann

Am 7. August 2012 meldete die Tochter aus Kanada ihre Mutter als vermisst. Das Haus in Canyamel, so erzählten Nachbarn damals bei Espresso an der Straßenecke, wirkte plötzlich leerer. Der Lebensgefährte erklärte, sie sei spontan weggefahren — ohne Handy, weil sie angeblich Ruhe suchte. Viele glaubten das, andere registrierten Widersprüche, aber die Behörden zogen erst später die Alarmglocke.

Die Entdeckung und die Flucht

Wochen vergingen. Erst als Spuren deutlicher wurden, rückte die Polizei intensiver an und fand die Leiche schließlich auf dem Grundstück. Die Ermittlungen zeigten ein Gewaltverbrechen; die Obduktion offenbarte schwere Schädelverletzungen. Blutspuren an einer Wand, die notdürftig übermalt worden waren, machten die Bilder noch tragischer. Der Beschuldigte verließ die Insel, tauchte zeitweise in Höhlen an der Küste unter und wurde schließlich mit Hilfe von Hunden und Hubschraubern aufgegriffen.

Mancher hier erinnert sich noch an den Tag der Festnahme: der Himmel war leise wolkig, die Touristenbusse fuhren vorbei, als wäre es ein normaler Augusttag — und doch stand vor den Häusern plötzlich Polizeiautos.

Gericht und Urteil

Im Frühjahr 2015 kam es zum Prozess. Aus zunächst schwerwiegenderen Vorwürfen wurde schließlich Totschlag; das Gericht verhängte eine langjährige Freiheitsstrafe. Für viele Anwohner fühlte sich das Urteil wie ein Schlusspunkt an, für andere blieb ein bitterer Beigeschmack: die langen Wochen bis zur Entdeckung und die Fragen nach dem Umgang der Ermittler mit Hinweisen.

Was bleibt

Der Fall hat Spuren im Alltag hinterlassen. Im kleinen Laden an der Dorfstraße spricht man heute noch mit gesenkter Stimme über die damalige Zeit. Wer Canyamel kennt, weiß: hier wechseln Ruhe und Aufruhr oft unmerklich. Für die Familie der Getöteten war es eine unersetzliche Verlustgeschichte; für die Insel ein Mahnmal, dass Gewalt auch die sonnigsten Ecken erreichen kann.

Persönlich: Ich war damals nicht vor Ort, aber die Erzählungen der Menschen, die jeden Morgen in der Bäckerei stehen, haben sich in mein Gedächtnis geprägt. Manche Details verblassen, andere bleiben scharf: die Stille im Dorf, das lange Warten auf Antworten und die Erkenntnis, dass Nachbarschaft manchmal mehr ist als ein Briefkasten.

Wer in Ruhe über den Fall sprechen möchte: Anlaufstellen für Angehörige und Zeugen gibt es weiterhin bei den lokalen Behörden – und in vielen kleinen Gesprächen auf der Insel.