Die Sinfoniker der Insel spielen am 20. November im Auditorium Palma ein Programm von Wagner über Colomer bis zu Bruckners „Romantischer“ — mit Gästen: Spanish Brass. Ein Abend, der Monumentales und filigrane Farben verbindet.
Konzertvorschau: Ein Abend zwischen Wucht und Zwischentönen
Am Donnerstag, 20. November, öffnet das Auditorium Palma wieder seine Türen für das zweite Abokonzert der Orquestra Simfònica de les Illes Balears (OSIB). Auf dem Programm stehen Wagner, der zeitgenössische Spanier Juan J. Colomer und Anton Bruckner — dirigiert von Pablo Mielgo. Als besondere Gäste bringen die Spanish Brass ihren unverkennbaren Blechklang mit. Für alle, die Konzerte als kleine Inselausflüge im Alltag sehen: Das ist so einer.
Praktisches vorweg
Einlass ist meist ab 19:00 Uhr, Konzertbeginn gegen 20:00. Die Wiederholung in Manacor folgt am Freitag — also doppelte Chance für alle, die auf der Insel unterwegs sind. Parkplätze direkt am Auditorium sind rar; wer kann, steigt auf Bus oder Fahrrad um. Tipp aus eigener Erfahrung: Kommt etwas früher — im Foyer probieren die Blechbläser oft noch, und es ist ein schöner Moment, die Instrumente aus der Nähe zu hören, während draußen der Novemberwind an den Palmen zupft.
Wagner: Festlich, aber nicht nur Pathos
Die Ouvertüre zu den Meistersängern eröffnet den Abend mit viel Bläserkraft und einem großen Atem: viel Rhythmus, viel Selbstbewusstsein. Es ist weniger ein opernhafter Ausschnitt als eine konzentrierte Ankündigung gemeinschaftlicher Musizierlust. Auf der Insel, wo man den Klang von Bootsmotoren und Straßencafés gewohnt ist, wirkt Wagners Klangwelt wie ein moderner Tempel — laut, warm, manchmal überraschend zärtlich.
Colomer: Drei Bilder, drei Stimmungen
Juan J. Colomers La Devota Lasciva versteht sich als Triptychon: Deambular, Descubrir, Destapar. Statt einer linearen Erzählung bietet das Werk atmosphärische Miniaturen, in denen moderne Klangfarben, subtile Rhythmen und unerwartete Blechsoli aufeinandertreffen. Für Ohren, die neugierig sind auf die Verbindung von Tradition und zeitgenössischer Tonsprache, ist das ein sehr lohnender Zwischenakt — fast wie ein Spaziergang durch eine urban-künstlerische Ecke von Palma, nur eben mit mehr Tuba.
Bruckner: Die „Romantische“ in ganzer Länge
Den Abschluss bildet Bruckners Sinfonie Nr. 4 in Es‑Dur, die sogenannte „Romantische“. Hornrufe, weite Bögen, ein langsames Andante, das an Kirchenräume und weite Landschaften denken lässt — und ein Finale, das all die Fäden zusammenzieht. Bruckner baut seine Musik schichtweise auf: Satz für Satz wächst etwas Großes, beinahe Archaisches. Auf einer klaren Novembernacht im Inselosten fühlt sich diese Monumentalität fast natürlich an.
Warum sich der Abend lohnt
Dieses Programm ist nicht nur für eingefleischte Klassikfans: Wer große Orchesterklänge liebt, wird mit Bruckners Wucht belohnt; wer moderne Klangforschung mag, findet in Colomer kleine Überraschungen; und Wagner liefert den verbindenden Rahmen. Die Anwesenheit der Spanish Brass verstärkt die Spannung zwischen Monument und Kammermusik — Blech, das glitzert, atmet und auch mal beißt.
Praktisch noch ein Tipp zur Sitzplatzwahl: Für die volle Wucht der Blechbläser sind Reihen etwas weiter vorne schön, für die Gesamtsicht von Bruckners Architektur wirkt der Rang angenehm. Und ganz persönlich: nehmt einen Schal mit — der November kann in den Abendstunden bei Rückweg und Café auf dem Platz kühl werden. Ich werde jedenfalls mit zu viel Kaffee und einem leicht nervösen Lächeln in meinem Platz sitzen.
Karten gibt es online über das Auditorium und an der Abendkasse; ein mehrsprachiges Programmheft liegt aus. Für alle, die spontan kommen: früh da sein lohnt — nicht nur wegen der besten Plätze, sondern auch wegen der kleinen, unverhofften Momente im Foyer, wenn ein Horn leise probt und die Stadt draußen noch ihr eigenes Konzert spielt.
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