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Mallorcas Sommerbilanz: Hotels voll, Restaurants leer – was steckt dahinter?

Mallorcas Sommerbilanz: Hotels voll, Restaurants leer – was steckt dahinter?

28.08.2025
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Trotz guter Hotelbelegung bleiben viele Cafés, Bars und kleine Läden in den Ferienorten spürbar leer. Gründe: All‑Inclusive, verändertes Buchungsverhalten und neue Gästemärkte.

Ein Sommer mit zwei Gesichtern

Palma, Cala Major, Playa de Palma – überall hört man dieselben Sätze: “Die Betten sind voll, aber die Straße wirkt ruhiger.” Ich war letzte Woche vormittags in der Altstadt, auf der Carrer de Sant Miquel. Cafés mit freien Tischen, Kellner, die entspannt in der Sonne standen und auf Gäste warteten. Das passt nicht zum Bild der ausgebuchten Hotels.

Wer kommt – und wie gibt er sein Geld aus?

Hoteliers melden solide Auslastungen, viele Flieger landen zuverlässig. Trotzdem berichten Wirte und kleine Händler von spürbaren Einbußen: Im Juli lagen die Umsätze vieler Betriebe leicht unter dem Vorjahr, im August hat sich die Lage nach Angaben von Branchenvertretern weiter verschärft. Konkret sprechen lokale Gastronomen von Rückgängen zwischen zehn und zwanzig Prozent in bestimmten Orten.

Ein Grund ist das veränderte Buchungsverhalten. Längere All‑Inclusive‑Aufenthalte halten Gäste im Hotelkomplex. Sie frühstücken dort, trinken abends ein Getränk an der Bar des Hauses und bleiben selten in der Innenstadt. Das heißt: weniger Spaziergänge, weniger Impulskäufe, weniger Abendessen in familiengeführten Restaurants.

Neue Märkte, alte Probleme

Interessanterweise beobachten viele Betriebe eine leichte Verschiebung bei den Herkunftsländern: Mehr Gäste aus Ländern wie Indien, Italien oder Tschechien füllen Lücken, die deutsche, britische und spanische Besucher hinterlassen. Das gleicht Verluste nicht immer aus, denn Ausgabeverhalten unterscheidet sich.

„Wir sehen viele Leute, die zwar viel unterwegs sind, aber weniger konsumieren“, erzählt ein Ladeninhaber aus Port de Sóller, ohne Namen. Er spricht von Gästen, die viel spazieren gehen — daher der spöttische Begriff “Diesel‑Touristen” –, aber wenig in der Innenstadt lassen.

Was können Wirte jetzt tun?

Einige Restaurants reagieren: kleinere, günstigere Menüs, flexible Öffnungszeiten, verstärkte Online‑Präsenz und kleine Events am Abend. Supermärkte passen Sortiment und Öffnungszeiten an — sie profitieren von Urlaubern, die Teile ihres Aufenthalts „im Hotel“ verbringen und sich selbst versorgen.

Dennoch bleibt die Sorge: Viele kleine Betriebe haben Reserven aufgebraucht. Sollte der September nicht wie erhofft anlaufen, könnten manche Lokale den Winter nicht überstehen.

Ausblick

Der September wird jetzt zur Entscheidungszeit. Stadtmarketing, Verbände und Hoteliers diskutieren Maßnahmen, um Gäste wieder in die Ortskerne zu bringen: Stadtfeste, kulinarische Wochen und Kooperationen zwischen Hotels und lokalen Restaurants sind im Gespräch. Es klingt nach viel Arbeit — und ein bisschen Glück.

Ich persönlich glaube, die Insel braucht wieder mehr Verbindungen zwischen dem, was in den Hotels passiert, und dem, was draußen am Paseo, auf dem Markt oder an der Strandpromenade lebt. Sonst bleibt am Ende des Sommers viel mehr leer als nur ein Tisch.