Topaz-Apartments in Manacor: Abriss gestoppt – wer trägt die Verantwortung?

Manacor und die Topaz-Apartments: Wem gehört die Verantwortung?

👁 3452✍️ Autor: Adriàn Montalbán🎨 Karikatur: Esteban Nic

Die Gemeinde Manacor stoppt vorerst den Abriss der verfallenen Topaz-Apartments in Cales de Mallorca. Ein Blick auf EU-Milliönchen, verschuldete Miteigentümer, Bankeninteressen und pragmatische Lösungen für die Nachbarschaft.

Manacor stoppt Abriss: Die Topaz-Anlage bleibt vorerst stehen

Die Leitfrage ist so simpel wie drängend: Wem gehört am Ende die Verantwortung — den Eigentümern, den Banken oder der Stadt? Auf den Straßen um die Plaça del poble riecht es im Sommer manchmal nach abgestandenem Wasser und Olivenöl, Zikaden zirpen, Kinder rufen hinterm Eiscafé. Dazwischen steht die Topaz-Anlage, mit zersplitterten Fenstern und Pflanzen, die aus Betonrissen sprießen. Die Bagger bleiben aus. Die Verwaltung hat den Abriss vorerst gestoppt.

Warum ein einfacher Kauf keine Lösung ist

Auf dem Papier klang alles sauber: EU-Fördermittel über 4,8 Millionen Euro sollten die Kommune befähigen, das Grundstück lastenfrei zu übernehmen und die Brache zu beseitigen. In der Realität aber kollidieren Förderbedingungen mit der harten Welt von Hypotheken und Pfandrechten. Einer der drei eingetragenen Miteigentümer sitzt mit mehr als drei Millionen Euro in der Kreide. Die Immobilie ist nicht lastenfrei — und damit in den Augen der Fördergeber nicht förderfähig.

Das ist kein bürokratisches Hirngespinst, sondern eine echte Gefahr für die Stadtkasse: Würde Manacor dennoch zuschlagen, drohte die Rückforderung der EU-Mittel. Geld, das dann für Schulen, Straßen oder soziale Projekte fehlen würde. Deshalb hat der Rat erst einmal gebremst — vernünftig aus Haushaltssicht, für manche Nachbarn aber unbefriedigend.

Was selten laut ausgesprochen wird

In Gesprächen beim Bäcker oder an der Bushaltestelle tauchen oft die gleichen Vorschläge auf: Enteignen, sofort abreißen, Platz schaffen. Selten erwähnt werden die Prioritäten der Gläubiger. Banken und Kreditinstitute halten Pfandrechte, häufig weit vorn in der Rangfolge. Solange diese nicht kooperieren oder gerichtlich ersetzt werden, ist ein schneller Eigentumsübergang nahezu ausgeschlossen. Dazu kommen die komplexen Verfahrensschritte vor Gericht, die Zeit und zusätzliche Kosten verursachen — Aspekte, die in der öffentlichen Debatte oft untergehen.

Die Nachbarschaft: Sorge, Wut, Pragmatismus

Beim Rundgang ist die Stimmung gemischt. Ältere Menschen fürchten Einsturz, Ladenbesitzer sehen Umsatzeinbußen, Eltern sorgen sich um spielende Kinder. Einige fordern härtere politische Maßnahmen. Andere warnen davor, dass Manacor am Ende die Zeche zahlen könnte. Der Ruf nach klaren Zeitplänen ist laut — doch die juristischen Hürden machen schnelle Antworten schwer.

Konkrete Schritte, damit es nicht nur Diskussionen gibt

Es braucht jetzt zwei Ebenen: unmittelbare Schutzmaßnahmen und nachhaltige Lösungen. Kurzfristig sind pragmatische Handgriffe möglich: Sicherheitszäune, Beleuchtung, regelmäßige Kontrollen, eine feste Ansprechstelle im Rathaus für Meldungen von illegaler Müllentsorgung oder Vandalismus. Solche Maßnahmen kosten wenig, verhindern Gefahren und beruhigen die Nachbarschaft.

Mittelfristig gibt es drei realistische Wege: erstens Verhandlungen mit Gläubigern und Banken, um eine geordnete Übernahme zu ermöglichen; zweitens gerichtliche Schritte zur Beschleunigung von Zwangsversteigerungen oder zur Durchsetzung von Verwaltungsmaßnahmen; drittens kreative Finanzierungsmodelle — kommunale Bürgschaften, Umwidmung von Fördermitteln oder Public-Private-Partnerships, die Investoren an Bord holen, ohne die Gemeinde zu überfordern.

Zwischennutzung als politischer und sozialer Gewinn

Eine wenig beachtete, sofort umsetzbare Möglichkeit kommt aus der Nachbarschaft: Zwischennutzung. Ein provisorischer Park, Patenschaften von Anwohnergruppen, ein urbanes Gartenprojekt oder sogar Bienenvölker könnten das Gelände sichern und vor weiterem Vandalismus schützen. Müllsammel-Aktionen an sonnigen Samstagen, Nachbarschaftszäune mit Namenstafeln — solche Aktionen schaffen Sichtbarkeit, sozialen Mehrwert und drücken die Zeit, bis rechtliche Fragen geklärt sind.

Was Manacor lernen sollte

Die Topaz-Anlage ist mehr als bröckelnder Beton. Sie ist ein Testfall für kommunale Handlungsfähigkeit in einer Zeit, in der Eigentumsstrukturen und Kreditverflechtungen schwer durchschaubar sind. Manacor steht nicht allein, aber die Verwaltung muss jetzt zeigen, wie viel politischer Mut und juristische Präzision vorhanden sind, um solche Fälle künftig schneller und sozialverträglicher zu lösen. Bis die Bagger kommen, bleibt die Fassade ein Mahnmal — und die echte Aufgabe ist, Stadt, Recht und Gemeinschaft so zu verzahnen, dass kein Viertel jahrelang im Schwebezustand verharrt.

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