Mandelernte 2025 auf Mallorca: Herausforderungen, Zahlen und Lösungsideen

Mandelernte 2025: Zwischen Ertragseinbruch und neuen Chancen – kann Mallorca das Riziko stemmen?

👁 3200✍️ Autor: Adriàn Montalbán🎨 Karikatur: Esteban Nic

Die Mandelernte 2025 brachte weniger Masse, aber nicht nur schlechte Nachrichten: Wetterkapriolen, Wasserknappheit und die Suche nach robusteren Sorten werfen Fragen auf. Was müssen Bauern, Politik und Verbraucher jetzt tun?

Mandelernte 2025: Zwischen Rückschlägen und Hoffnungszeichen – kann Mallorca das Risiko stemmen?

An einem kühlen Morgen in Consell liegt noch der Duft feuchter Erde in der Luft. Tauben gurren, ein Traktor rumpelt in der Ferne, und an den Steinmauern warten Eimer und Rechen – das vertraute Bild einer Insel, die seit Generationen von Mandeln lebt. Dieses Jahr kommen die Körbe weniger voll zurück: viele Bäume tragen seltener, die Ernte fällt regional sehr unterschiedlich aus.

Leitfrage: Wie widerstandsfähig ist die mallorquinische Mandelwirtschaft gegen Klimaschwankungen?

Die klare Antwort gibt es nicht. Fakt ist: Der ungewöhnlich nasse März hat vielen Bäumen die Bestäubung erschwert. Bauern, mit denen wir gesprochen haben, schätzen den Ertragsverlust auf rund 10 Prozent gegenüber 2024. Zugleich hebt der Marktpreis für geschälte Mandeln – aktuell etwa 5 Euro pro Kilo – die Stimmung bei manchen Kleinbetrieben. Weniger Menge, dafür besserer Erlös: ein zweischneidiges Ergebnis.

Hinter den Zahlen: Wasser bleibt der Nadelöhr

Auf Mallorca stehen rund 9.000 Hektar Mandelanlagen, daneben rund 500 Hektar neuer Plantagen mit moderneren Sorten. Die Erkenntnis aus Versuchsanbau und Feldversuchen ist eindeutig: Sorten wie Marinada, Marta oder Vairo kommen mit weniger Wasser besser zurecht. Doch ohne Bewässerung sind viele Neuanpflanzungen nicht rentabel. Wasser ist nicht nur eine agrarwirtschaftliche, sondern auch eine politische und soziale Frage – von den Stauseen bis zur Klagemauer auf dem Rathaus.

Was die Statistik nicht zeigt

Zwischen den Zahlen liegen Geschichten: Ältere Bauern, die Terrassen mühsam instand halten; jüngere, die über Tropfbewässerung und Solarpumpen nachdenken; und Familien, die auf den Markt in Palma fahren, um ihre Ware direkt zu verkaufen. Wenig beachtet wird, wie sehr die lokale Verarbeitungsinfrastruktur fehlt: Viele Mandeln verlassen die Insel roh. Eine stärkere Verarbeitung hier – rösten, mahlen, turrón herstellen – würde Wertschöpfung halten und Arbeitsplätze schaffen.

Wohin die Mandeln gehen – und warum das wichtig ist

Der Großteil bleibt auf den Balearen und findet Verwendung in traditionellen Produkten wie turrón oder der Tarta de Santiago. Immer mehr Restaurants setzen auf regionale Ware – ein Trend, der kleinen Produzenten direkt nützt. Doch der Export auf das Festland und ins Ausland bleibt entscheidend für die Preise. Hier zeigt sich: Qualität schlägt Quantität, aber nur bis zu einem Punkt. Langfristig braucht es stabile Lieferketten und verlässliche Zertifikate, die mallorquinische Mandeln als Herkunftsprodukt stärken.

Lösungsansätze: Technik, Kooperationen, Politik

Es gibt konkrete Wege aus der Unsicherheit. Erstens: gezielte Umstellung auf trockenheitsverträgliche Sorten und Mischkulturen, die Schädlinge und Trockenphasen abfedern. Zweitens: Investitionen in effiziente Bewässerung – Tröpfchen statt Sprinkler, gekoppelt an Solarenergie für Pumpen. Drittens: mehr lokale Verarbeitungsbetriebe und gemeinsame Vermarktungsplattformen, etwa Kooperativen, die Qualität bündeln und bessere Preise aushandeln. Viertens: politische Unterstützung bei Wasserinfrastruktur und Anreizprogrammen für Junglandwirte.

Was jeder tun kann

Beim nächsten Marktbesuch in Inca oder Palma: ruhig ein Tütchen lokale Mandeln mitnehmen. Das ist keine theatralische Geste, sondern direkte Unterstützung. Kleiner Tipp: Fragen Sie nach der Sorte und ob die Mandeln von einer Neuanpflanzung stammen. Transparenz stärkt Vertrauen – und damit die ganze Kette vom Baum bis zum Tisch.

Die Mandelwirtschaft Mallorcas steht nicht vor dem Aus. Aber sie steht vor Entscheidungen: mehr Technik, mehr Kooperation, mehr lokal verarbeitete Produkte und eine Wasserpolitik, die langfristig denkt. Wer am nächsten Morgen durch die Mandelhaine fährt, hört nicht nur Vögel und Traktoren, sondern auch das knirschende Geräusch der Zukunft – manchmal leise, manchmal drängend.

Kurzfakten: Ertragsrückgang circa 10 %, Preis für geschälte Mandeln etwa 5 €/kg, rund 9.000 ha Bestandsfläche, 500 ha Neuanpflanzungen mit robusteren Sorten.

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