Ciutadella: Auto stürzt ins Hafenbecken von Son Blanc – Untersuchung und Forderungen

Auto stürzt ins Hafenbecken von Ciutadella: Wer hätte das verhindern können?

👁 4720✍️ Autor: Ricardo Ortega Pujol🎨 Karikatur: Esteban Nic

Am Son Blanc brach Donnerstagabend ein Unfall das normale Kai-Leben: Ein 67-Jähriger fuhr nach dem Verlassen der Fähre ins Wasser und starb trotz sofortiger Rettungsversuche. Die Umstände sind weiter unklar – jetzt beginnt die Frage nach technischen und organisatorischen Schwachstellen.

Auto stürzt ins Hafenbecken von Ciutadella: Wer hätte das verhindern können?

Der Kai von Son Blanc in Ciutadella, sonst ein Ort mit dem leisen Klackern von Fendern und dem Ruf der Möwen, wurde am Donnerstagabend zum Schauplatz eines Unglücks. Gegen 20:40 Uhr verließ ein 67-jähriger Mann das Fährschiff Margarita Salas der Reederei Baleària, fuhr die Wartezone entlang – und rutschte aus bislang ungeklärten Gründen mit seinem Auto ins Hafenbecken. Trotz sofortiger Rettungsversuche durch Besatzungsmitglieder, Feuerwehr und SAMU 061 starb der Mann; rund 45 Minuten lang versuchten Helfer zu reanimieren, schließlich bestätigten die Einsatzkräfte seinen Tod.

Was bisher bekannt ist

Ports de les Illes sagt, die Rampen seien technisch in Ordnung gewesen. Die Ticketdaten weisen den Verstorbenen als allein im Fahrzeug aus; erste Spekulationen über weitere Insassen sind damit ausgeschlossen. Ein Kran mit etwa 6,5 Tonnen Kapazität wurde später zur Bergung des Fahrzeugs eingesetzt. Die Guardia Civil und die Hafenbehörde haben Ermittlungen und technische Prüfungen angeordnet.

Zentrale Frage: Technik, Organisation oder ein tragischer Moment?

Die Leitfrage ist einfach und schneidet tief: Hätte ein technisches oder organisatorisches Hindernis diesen Tod verhindern können? Bei einem Ort wie Son Blanc, dessen Kai 2011 erweitert wurde, liegt der Blick auf mehreren Ebenen nahe: Ausstattung der Kaimauer, Beleuchtung bei Nacht, physische Barrieren an der Ausfahrt, Sichtbarkeit von Markierungen, sowie das Verhalten bei der Ausschiffung – sowohl der Fahrerin/des Fahrers als auch des Schiffs- und Hafenpersonals.

Vor Ort war die Stimmung gedrückt: Das Atmen des Meeres mischte sich mit dem Geruch nach Diesel, Stimmen der Helfer hallten über die Betonplatten. Solche Details sind nicht nur Atmosphäre – sie zeigen auch, wie schnell Routine in Gefahr kippen kann.

Was oft zu kurz kommt

In öffentlichen Debatten bleiben einige Punkte oft unbeachtet: Wie ist die Einweisung von Autofahrern beim Verlassen einer Fähre geregelt? Gibt es definierte Geschwindigkeitsbegrenzungen und Rampensicherungen für Passagierfahrten bei Dämmerung? Sind ältere Autofahrer beim Verlassen eines Schiffes besonders gefährdet, etwa durch Orientierungsprobleme oder medizinische Vorfälle? Und wie schnell greifen automatisierte Systeme wie Rampensperren oder Notstopp-Mechanismen in solchen Häfen?

Ein weiterer blinder Fleck: Die Abstimmung zwischen Fährgesellschaften und Hafenbetreibern in Bezug auf nächtliche Manöver. Wenn das Tageslicht fehlt, sollten zusätzliche Sicherungsstufen gelten – mehr Personal, Begleitung der Fahrzeuge aus der Wartezone oder temporäre Barrieren, bis alle Passagiere an Land sind.

Konkrete Maßnahmen, die jetzt geprüft werden sollten

Ein paar praxisnahe Vorschläge, die den Unfall nicht rückgängig machen, aber ähnliche Fälle verhindern könnten:

Kurzfristig: bessere, reflektierende Markierungen und zusätzliche temporäre Poller bei Nacht; klare Vorgaben zu Geschwindigkeit und Begleitung von Fahrzeugen beim Ausschiffungsprozess; Kontrolle der Beleuchtung und Sichtlinien an den Rampen.

Mittelfristig: technische Nachrüstung mit Fahrzeugarrest-Systemen (Abwurf- oder Auffangvorrichtungen), Notstopp-Schalter für Rampen, regelmäßige Notfallübungen zwischen Hafenpersonal, Reedereien und Rettungsdiensten.

Längerfristig: unabhängige Risikoanalysen für Fähren-Kai-Kombinationen, bessere Sensibilisierungskampagnen für ältere Reisende und eine verpflichtende Dokumentation von Abläufen bei Nachtfahrten.

Was nun bleibt

Die Ermittlungen der Guardia Civil werden hoffentlich Klarheit bringen, ob ein technischer Defekt, menschliches Versagen oder ein medizinischer Notfall ursächlich war. Unabhängig vom Ergebnis muss die Diskussion jetzt beginnen: Nicht, um Schuld zuzuweisen, sondern um Lehren zu ziehen. Die Menschen in Ciutadella gehen wieder ihren abendlichen Wegen nach, Fischer werfen ihre Netze, doch die Absperrungen am Kai erinnern daran, wie verletzlich selbst vertraute Orte sind.

Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen des Verstorbenen. Und wir erwarten, dass Ports de les Illes, die Reederei und die Behörden die Ergebnisse transparent machen – damit Son Blanc wieder ein sicherer Ort für das stille Klackern der Fender bleibt und nicht der Ort eines weiteren vermeidbaren Unglücks.

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