Später los, sicher heim: Nachtzüge sollen 2027 starten
\nWer abends noch an der Plaza de España bleibt, auf der Avenida Gabriel Roca ein letztes Bier trinkt oder erst um zwei morgens vom Flughafen kommt, kennt das Problem: Die Bahn ist früh vorbei. Jetzt gibt es Bewegung. Die staatliche Bahngesellschaft SFM arbeitet daran, ab Anfang 2027 Nachtverbindungen auf allen Linien einzuführen.
\nWie würde das aussehen?
\nGeplant sind spätere Abfahrten an Wochentagen (Montag bis Donnerstag) und ein durchgehender Betrieb an Wochenenden, vor Feiertagen und zu besonderen Anlässen. Das heißt nicht 24/7 sofort, aber deutlich spätere Züge als bisher. Heute enden die letzten Fahrten meist gegen 22:30 Uhr und die ersten am Morgen starten um 5:45 Uhr – das soll sich ändern.
\nVoraussetzung sind zwei Dinge: mehr Personal und zusätzliche Züge. SFM sagt offen, dass ohne zusätzliche Fahrer, Zugbegleiter und rollendes Material so ein Fahrplan nicht machbar ist. Also: einstellen, schulen, Züge nachbestellen oder umdisponieren. Klingt banal, ist aber logistisches Puzzlespiel und kostet Geld.
\nWas würde das bringen?
\nFür viele wäre es eine echte Erleichterung. Nachtdienste, Schichten im Tourismus, Partygänger in Palma oder Urlauber mit späten Flügen kämen sicherer und oft günstiger nach Hause. Ich hab letzte Woche einen Kellner in El Born gesehen, der seufzte: „Wenn der letzte Zug später fährt, brauche ich kein Taxi mehr.“ Außerdem hoffen die Planer, dass mehr Fahrgäste die Bahn nutzen – weniger Autos, weniger riskante Fahrten nach Mitternacht.
\nWelche Hürden bleiben?
\nNeben dem Personal- und Materialbedarf stehen technische Fragen im Raum: Nachtarbeit bedeutet andere Wartungsfenster für Züge, zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen an kleineren Haltestellen und Abstimmungen mit Schichtplänen von Bahnhöfen. Gewerkschaften und Betreiber müssen sich einigen, die Balearenregierung ebenso. Und ja: Anwohner an ruhigen Dorfhaltestellen werden genau hinhören, wenn spät nachts Züge durchrollen.
\nDer Fahrplan bis 2027
\nRealistisch sieht SFM einen Stufenplan vor: Personalbeschaffung und Ausschreibungen noch dieses Jahr, Probebetrieb auf ausgewählten Strecken im kommenden Winter, dann sukzessive Ausweitung, sofern alles passt. Es bleibt also Zeit für Diskussionen – und für uns alle, sich an den Gedanken zu gewöhnen, in Zukunft vielleicht um 1:30 Uhr noch entspannt Richtung Sóller oder Manacor zu fahren.
\nOb ich’s probiere? Auf jeden Fall. Wenn der Zug hält und nicht gerade drei Minuten Verspätung hat — willkommene Alternative zur Nachtfahrt mit dem Mietwagen. Und ehrlich: Die Insel wirkt nach Mitternacht anders. Manche Dinge darf man ruhig länger erleben.