Unangenehme Stunden in Palma: Ermittlungen nach mutmaßlichem Vorfall in Taxi
Es ist so ein Vorfall, den man nicht gleich wieder vergisst, wenn man Abends noch am Santa Catalina ausgegangen ist: Eine 24-jährige Frau aus Schweden soll nach eigenen Angaben in der Nacht zum 20. April nicht mehr sicher in ihr Zuhause zurückgekommen sein, sondern erst gegen 6 Uhr morgens auf einer Straße nahe des Altstadtrings aufgewacht sein.
Nach ihrer Darstellung hatte sie zuvor mit Freundinnen gefeiert und gegen 2 Uhr ein Taxi gerufen, weil die Gruppe zu betrunken zum Weiterlaufen war. Stunden später erwachte sie allein im Fahrzeug – auf dem Beifahrersitz –, ohne Handy und Handtasche, und schildert, dass der Fahrer versucht habe, sie sexuell zu missbrauchen.
Die Spur: Kamerabilder und ungewöhnliches Fahrverhalten
Die Einheit für Familie und Frauen (UFAM) der Nationalpolizei übernahm den Fall. Ermittler sichteten Überwachungsaufnahmen rund um den Altstadtring und entdeckten ein Taxi, das mehrfach in der fraglichen Gegend auftauchte. Auf den Bildern ist zu sehen, wie das Fahrzeug mehrere Runden drehte, kurz auf einem Parkplatz hielt und offenbar verbotene Manöver ausführte, um an eine bestimmte Stelle zu gelangen – für die Polizisten ein Hinweis, dass etwas nicht stimmte.
Ein Tourist hat später das verlorene Handy gefunden und an eine der Freundinnen weitergegeben; das Telefon war also nicht für immer verschwunden. Das bestätigte zumindest Teile der Schilderung der Frau, sagen Ermittler.
Festnahme und Verfahren
Wenige Tage nach Sichtung der Aufnahmen wurde ein 1987 geborener Mann festgenommen. Er ist demnach per Taxi in der Stadt unterwegs gewesen und wurde als Fahrer identifiziert. Bei seinem Erscheinen vor der zuständigen Richterin machte er von seinem gesetzlichen Schweigerecht Gebrauch und sagte nichts zur Sache.
Das zuständige Untersuchungsgericht hat den Fall auf dem Tisch. Es geht jetzt darum, die Spur aus den Kamerabildern, Spuren im Fahrzeug und die Zeugenaussagen der Freundinnen zusammenzuführen. Ermittlungen dieser Art dauern meist an – die Polizei hat bislang keine weiteren Details veröffentlicht.
Wie die Nachbarschaft reagiert
Auf den Straßen rund um Santa Catalina habe ich in den letzten Tagen mit Nachbarinnen gesprochen: Viele sind verunsichert. "Man geht abends nicht mehr so unbeschwert raus", sagte eine Kellnerin in einer kleinen Bar an der Avinguda de Jaume III. Andere erinnern sich daran, wie oft Taxis in der Nacht anhalten und wieder wegfahren – niemand denkt beim Einsteigen an solche Folgen.
Solche Fälle werfen Fragen auf: Kontrollwege, Überwachung und die Verantwortung der Branchenaufsicht. Die UFAM betont, dass Opfer sich melden sollen und dass Hinweise aus der Bevölkerung wichtig sind.
Rechtlich ist noch nichts entschieden. Für die junge Frau aber sind die Stunden an jenem Morgen eine Belastung, die nicht einfach mit einem Schlag verschwindet. Die Ermittlungen laufen weiter – und in Palma reden die Menschen wieder einmal über Sicherheit in der Nacht, über Vertrauen und darüber, wem man im Zweifel sein Leben anvertraut: dem Fahrer eines Wagens, den man kaum kennt.