In Sa Pobla formiert sich überraschend starker Widerstand gegen die geplante Verlängerung der Bahn bis Port d'Alcúdia. Bauern, Anwohner und Naturschützer fürchten Flächenverbrauch und Eingriffe in sensible Landschaften.
Traktoren an der Kreuzung: Sa Pobla sagt "nicht so" zur Bahn
Am frühen Morgen, halbwindig und noch nach Öl und Kaffee riechend, standen gestern mehrere Landmaschinen dicht an dicht auf der Plaza Major. Gegen 09:30 blockierte eine kleine Kolonne von Traktoren die Zufahrt zur Landstraße Richtung Campanet — ein sichtbares Zeichen, dass hier nicht alle begeistert sind von der Bahnidee.
Worum es geht
Die Regierung plant, die bestehende Bahnlinie von Sa Pobla weiter nach Port d'Alcúdia zu ziehen und eine neue Verbindung von Palma in den Südosten bis Llucmajor. Auf dem Papier klingt das nach besserem Anschluss für Flughafen und Playa de Palma. In der Praxis aber befürchten viele: mehr Flächenversiegelung, neue Gleise durch Oliven- und Getreidefelder, Belastung für das schützenswerte Gebiet um s'Albufera und die Feuchtgebiete bei Alcúdia.
Landwirte, Anwohner, Naturschützer — ein ungleiches Trio
Auf der Plaza waren Bauern mit staubigen Stiefeln, eine Gruppe älterer Anwohnerinnen und ein paar Aktivisten vom Verband für Landschaftsschutz. Die Stimmung war ernst, nicht hysterisch. Viele sprechen lieber von Sorge als von Ablehnung: Sorge um verlorene Ackerflächen, um Staub und Baulärm, um das Mikroklima in den Ortschaften entlang der geplanten Trasse.
Die Organisatoren haben Informationsblätter verteilt, Karte um Karte mit geplanten Trassenabschnitten. Es ging nicht um grundsätzliches Nein zu ÖPNV, betonen einige — sondern um die Art und den Ort des Ausbaus. Andere sehen in der Bahn eine Chance, Autofahrten zu reduzieren. Das macht die Debatte kompliziert.
Was die Behörden sagen — und was auf dem Feld passiert
Offizielle Stellen verweisen auf Machbarkeitsstudien und Klimaziele. Vor Ort jedoch werden alternative Vorschläge laut: Bestehende Schienen besser nutzen, oder den Ausbau so legen, dass wertvolle Böden geschont werden. Manche fordern erst eine verbindliche Entschädigungsregelung für verlorenes Ackerland.
In den kommenden Wochen sind Sitzungen im Ayuntamiento und zwei öffentliche Foren angekündigt. Es ist zu erwarten, dass die Diskussion hitziger wird, sobald konkrete Vermessungen starten und Baufirmen auftauchen. Dann ändern sich Worte schnell zu Fakten — und zu Ketten von Maschinen.
Warum das auch uns auf Mallorca betrifft
Die Debatte zeigt etwas Grundsätzliches: Inseln haben begrenzten Raum. Jeder Quadratmeter, der für Verkehr oder Großprojekte genutzt wird, fehlt anderswo — für Landwirtschaft, Wohnraum oder Naturschutz. Auf Mallorca ist das keine abstrakte Rechnung, sondern Alltag. Ich kenne Leute, die morgens am Markt mit Bauern reden, die ihre Zukunft in einer Linie aus Schienen bedroht sehen.
Ob die Proteste die Planungen stoppen, ist offen. Sie zeigen aber, dass bei Infrastrukturfragen nicht nur Ingenieure und Politiker reden sollten — sondern genau die Menschen, die hier leben und arbeiten. Und ja: Bei einer Tasse Café con leche vor dem Kiosko haben gestern viele gesagt, man wolle eine bessere Verbindung, aber nicht um jeden Preis. Das klingt vernünftig. Nur wird Vernunft in langen Planungsverfahren manchmal überhört.
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