Fahndung läuft: Wer ist der Mann, den Europa sucht?
Vor ein paar Tagen saß ich am Paseo und hörte die Leute über einen Namen reden, den inzwischen viele kennen: Sami Bekal. Geboren am 28. September 1997 in Palma, zog er als Junge nach Rotterdam. Was als Biografie eines Auswandererkindes beginnt, hat sich längst in eine internationale Fahndungsgeschichte verwandelt.
Was Ermittler sagen
Die Behörden werfen ihm vor, an der Planung eines Attentats auf den Politiker Alejo Vidal‑Quadras beteiligt gewesen zu sein. Laut Ermittlern soll Bekal als Koordinator fungiert und Kontakte sowie Logistik organisiert haben. Europol bietet mittlerweile 50.000 Euro Belohnung für Hinweise, die zu seiner Festnahme führen.
Die Vorwürfe sind schwer: Drogenhandel, Verbindungen zur Mocro‑Mafia und zur italienischen Mafia sowie mögliche Verwicklung in Tötungsdelikte in den Niederlanden. Richterliche Beschlüsse und Ermittlungsakten, so die Behörden, verweisen auf mehrere mutmaßliche Straftaten seit 2021.
Die Fluchtroute: von Algeciras bis in den Nahen Osten
Die Spur, die Ermittler rekonstruieren, wirkt wie ein Reiseroute‑Albtraum: nach Marokko, dann Katar, Brasilien, Kolumbien und über die Türkei schließlich in den Iran. Offiziell geflüchtet sei Bekal demnach bereits im November 2023, kurz vor dem versuchten Anschlag in Madrid. Ob die Reihenfolge genau so stimmt, prüfen die Behörden noch.
Schon damals soll er Fahrzeuge, Geldmittel und die Beschaffung der Tatwaffe organisiert haben. Zeugen berichten, dass das mutmaßliche Tatfahrzeug später verbrannt in Málaga gefunden wurde – ein Detail, das die Ermittler stark beschäftigte.
Wie der Anschlag ablief
Am 9. November 2023 soll ein Schütze auf einem Motorrad den Politiker in Madrid angesprochen haben. Augenzeugen sagten später, der Täter habe begrüßt, dann geschossen. Das Opfer überlebte mit schweren Verletzungen. Ermittler sehen hierin einen zentralen Hinweis, der zur Zerschlagung großer Teile des Netzwerks führte.
Bekal wird außerdem verdächtigt, früher in Spanien in der Gegend von Fuente Vaqueros (Granada) eine Basis gehabt zu haben, von wo aus Treffen organisiert worden sein sollen. Diese Angaben sind Teil laufender Verfahren und bislang teils noch unbewiesen.
Warum die Suche kompliziert ist
Ermittlungen gegen international vernetzte Verdächtige sind zäh. Sprachkenntnisse (Spanisch, Arabisch, Niederländisch, Englisch und Französisch) und familiäre Verbindungen in mehreren Ländern machen Fahndungen schwerer. Die Behörden warnen deshalb: Hinweise von der Straße, Fotos, Bankbewegungen oder Reisebeobachtungen können entscheidend sein.
Wenn Sie etwas wissen: Melden Sie es. Europol und die spanische Nationalpolizei haben die Belohnung ausgeschrieben. Für viele hier auf der Insel bleibt die Geschichte schwer zu glauben – ein Junge aus Palma, der in globalen Kriminalnetzwerken auftaucht. Die Ermittler sagen, die Suche geht weiter.