Großeinsatz in Palma, Inca und Binissalem: Was Anwohner am Montagmorgen sahen
Der Kaffee auf der Ecke blieb kalt, als gegen 7.15 Uhr mehrere Einsatzwagen durch die Gassen fuhren. Türen wurden aufgebrochen, Straßen abgesperrt, Nachbarn traten auf den Bürgersteig. Wer an diesem Morgen in der Altstadt von Palma die Rollläden öffnete, sah maskierte Spezialeinheiten, die systematisch Häuser und Garagen durchsuchten.
Die Ermittler sprechen von einer internationalen Struktur
Guardia Civil und Policía Nacional arbeiteten zusammen. Ergebnis der Maßnahmen: rund zehn Festnahmen, Beschlagnahmungen von Bargeldbeständen, Datenträgern, drei scharfen Schusswaffen und nicht unerheblichen Mengen an Drogen – darunter Kokain und Haschisch. Ermittler sagen, die Bande habe Mallorca als logistischen Knotenpunkt genutzt: Waren kamen an, wurden auf der Insel zwischengeparkt und weiterverteilt.
Besonders brisant ist der Fund von Bankunterlagen und Rechnern, die auf ein ausgeklügeltes System zur Geldwäsche hindeuten. Nach Auswertung der sichergestellten Datenträger erhoffen sich die Behörden Hinweise auf Strohfirma-Mechanismen und Kontoverbindungen bis ins europäische Ausland.
Wer steht im Fokus?
Im Zentrum der Untersuchungen stehen zwei Männer, denen die Behörden zentrale Rollen zuschreiben: einer für das operative Geschäft, einer für die finanzielle Organisation. Beide sitzen derzeit in Untersuchungshaft. Ergänzend dazu läuft ein Verfahren gegen einen früheren Drogenfahnder, dessen Telefonate bei den Ermittlern aufgetaucht sein sollen. Der Verdacht: Bestechlichkeit und Informationsweitergabe. Für viele Mallorquiner ist das eine bittere Nachricht – Polizei, die geschützt haben könnte, das trifft ins Mark.
Konkrete Hinweise deuten darauf hin, dass Haschisch über schnelle Boote aus Nordafrika nach Ibiza gelangte und von dort weiter nach Mallorca oder aufs Festland transportiert wurde. Kokain dagegen nutzte klassische Seewege. Ein Großfund im Hafen von Valencia vor wenigen Wochen wird als Schlüsselereignis bezeichnet, das die aktuellen Fahndungswellen ausgelöst haben dürfte.
Was bleibt ungeklärt?
Ob der Schlag die Organisation zerschlägt oder nur Köpfe austauscht, lässt sich jetzt nicht sagen. Viele Spuren werden noch elektronisch ausgewertet, internationale Anfragen laufen. Für Anwohner an Orten wie Inca oder Binissalem heißt das: die Unruhe bleibt. Am Café gegenüber dem Durchsuchungsobjekt tauschten die Leute am Nachmittag Zahlen, Namen, Theorien aus. So sind wir hier. Skeptisch, neugierig und ein bisschen müde von den ständigen Skandalen.
Die Ermittlungen gehen weiter – und wir bleiben dran. Mehr Details, sobald Gerichtsakten und Durchsuchungsprotokolle veröffentlicht werden.