Seit Monaten leben Menschen in halbfertigen Wohnblocks an der Calle Pere Estelrich Fuster – zur Verunsicherung der Nachbarschaft. Die Frage bleibt: Wer trägt Verantwortung, und welche Lösungen gibt es, bevor ein Unglück passiert?
Halbfertiger Block, volle Probleme: Ein Viertel sucht Antworten
Am frühen Sonntagmorgen, wenn der Duft frischer Ensaimadas durch die Calle Pere Estelrich Fuster zieht und ein kleiner Straßenhund die wenigen Spaziergänger begrüßt, fällt das halbfertige Gebäude sofort ins Auge: Rohmauern, zerbrochene Fenster, Baustellenlärm, der längst verstummt ist — und plötzlich wieder Leben auf den Etagen. Was einst als Wohnprojekt begann und nach der Insolvenz der Baufirma stehen blieb, ist nun Schauplatz von Besetzungen. Die Nachbarn fragen sich laut: Wer handelt zuerst?
Unsicherheit statt Alltag
Für die alte Dame, die jeden Morgen ihre Tauben füttert, ist die Veränderung spürbar. Kinder, die früher auf dem kleinen Platz nebenan spielten, werden jetzt früher abgeholt. Anwohner berichten von nächtlicher Musik, Stimmen, vereinzelten Kleindeals vor der Haustür und sogar von Fällen kurzfristiger Prostitution in einer Wohnung. Diese Vorfälle sind weniger spektakulär als gefährlich — aber sie verändern den Alltag.
Gefährliche Tricks an Strom und Wasser
Vor Ort zeigen sich handfeste Risiken: neue Schlösser an der Haustür, improvisierte Leitungen, die sich offenbar Strom „abzweigen“, und Schläuche, die Wasser ins Gebäude leiten. Solche Notlösungen bedeuten erhöhte Brand- und Kurzschlussgefahr; schlecht verlegte Installationen können Überschwemmungen verursachen. Das Problem ist nicht nur straf- oder ordnungspolitisch — es ist auch eine Frage der öffentlichen Sicherheit.
Die unsichtbare Verantwortung
Die Lage wirft eine Reihe von Verantwortungsfragen auf, die oft zu kurz kommen: Wer ist rechtlich zuständig für die Sicherung eines unfertigen Objekts — die insolvente Baufirma, eine Bank, die das Grundstück hält, oder die Gemeinde? Wie schnell kann die Justiz handeln, wenn Eigentumsrechte unklar sind? Und wie stark dürfen Polizei und Guardia Civil eingreifen, wenn die Besetzung bereits faktisch vollzogen ist?
In der öffentlichen Debatte fehlt zudem häufig der Blick auf zwei Punkte: Erstens die Rolle von Online-Plattformen, die leerstehende Einheiten weiterhin als Kaufobjekte listen und damit Verwirrung und Betrugsversuche fördern. Zweitens die Notwendigkeit, soziale Angebote parallel zu polizeilichen Maßnahmen zu denken — viele Menschen in besetzten Wohnungen brauchen keine Strafe, sondern Perspektiven.
Konkrete Schritte statt Ohnmachtsgefühl
Was jetzt pragmatisch helfen könnte, ohne das Rechtsstaatsprinzip auszuhebeln: Erstens eine schnelle Sicherung der Baustelle durch die Kommune — provisorische Zäune, Beleuchtung und transparente Zugangskontrollen. Zweitens sollten Polizei und Justiz ein beschleunigtes Verfahren prüfen, um in klaren Besitzverhältnissen rasch handeln zu können. Drittens: fachmännische Kontrollen durch Energieversorger und Wasserversorger, um akute Gefährdungen zu beseitigen.
Parallel dazu gehört auf den Tisch: ein kommunales Angebot zur sozialen Erstversorgung — Kontakthotline, Sozialarbeiter, Vermittlung in Notunterkünfte oder Wohnheimplätze. Und schließlich eine verbindliche Pflicht für Immobilienplattformen, Inserate zu verifizieren, damit Verkaufsanzeigen nicht zusätzlichen Rechtsunsinn produzieren.
Zwischen Pragmatismus und Prinzipien
Die Nachbarschaft fordert mehr Präsenz, klare Zuständigkeiten und schnelle Instandsetzung — aber auch Lösungen, die langfristig tragen. Ein Zaun wird nicht alle Probleme lösen; eine kombinierte Strategie schon: rechtliche Klarheit, technische Sicherung, präventive Kontrollen und soziale Angebote.
Wenn der Wind vom Meer herweht und die Cafés ihre Tische rausstellen, sollte ein Ort wie die Calle Pere Estelrich Fuster nicht zum Störfall werden. Es geht um mehr als Ordnung — es geht um das Sicherheitsgefühl im Quartier. Die zentrale Frage bleibt: Wer macht den ersten Schritt? Die Gemeinde, die Eigentümer, die Justiz — oder die Gemeinschaft vor Ort, die sich endlich organisiert?
Die Situation entwickelt sich weiter. Wir bleiben dran und berichten über neue Maßnahmen oder Entscheidungen.
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