Handwerker finden Ende Oktober in einem Altstadtgebäude von Palma die invasive Singapur‑Ameise. Warum das Fundstück die ganze Stadt betreffen kann — und welche Schritte jetzt nötig sind, um eine Ausbreitung zu verhindern.
Singapur‑Ameise erstmals in Palma: Mehr als nur ein Küchenärger
Am frühen Morgen des 22. Oktober, als der Stadtlärm in Palmas Altstadt noch halb schlief und nur hin und wieder ein Lieferwagen am Hafen hörbar war, entdeckten Handwerker in einem alten Gebäude nahe der Mercat‑ und Hafenviertel ungewöhnlich viele kleine, dunkle Ameisen. Die Probe, die vor Ort genommen wurde, brachte eine klare Bestätigung: Es handelt sich um die invasive Wasmannia auropunctata — die sogenannte Singapur‑Ameise, die international schon als „Zerstörer‑Ameise“ gefürchtet ist.
Die zentrale Frage
Wie ernst ist die Gefahr, und hat Palma die Mittel, eine Ausbreitung zu verhindern? Diese Leitfrage steht jetzt über den routinemäßigen Proben und den ersten Absperrungen. Anders als die üblichen Küchenbesucher fressen diese Ameisen nicht nur Krümel: Sie nagen an Textilien, Dichtungen und nach Berichten sogar an Kabelummantelungen — Schäden, die über einzelne Haushalte hinausgehen können.
Warum Palma besonders anfällig ist
Palma ist Logistik‑Knotenpunkt: Frachten kommen in Containern, Kisten und auf Paletten in den Hafen. Die Wege von dort in die Märkte rund um die Mercat de l'Olivar oder in Lagerhallen sind kurz. Dazu kommt das milde Klima, das invasive Arten in Randzeiten Überwinterungschancen bietet. Wenig beachtete Faktoren sind Stadtmicroklimata — warme Innenhöfe, schlecht belüftete Lagerkeller und temporäre Baustellen-, die ideale Rückzugsräume darstellen.
In anderen Ländern waren es gerade diese Zwischenräume — etwa Lagerhallen mit gebündelter Elektrik oder schlecht isolierte Verpackungen — die zu großflächigen Befällen führten. Auf der Insel könnte ein ähnlicher Mechanismus schnell mehrere Nachbarhäuser oder Gewerbebetriebe betreffen.
Was bislang unzureichend diskutiert wurde
In der öffentlichen Debatte geht es meist um Sofortmaßnahmen: Fallen, Gifte, Absperrungen. Weniger Beachtung finden die Ursachen in Lieferketten und Verpackungspraktiken: Gebrauchte Paletten, importierte Pflanzen, nicht‑inspektierte Kleintransporte. Auch die Fragmentierung der Zuständigkeiten — städtische Schädlingsbekämpfung, Hafenbehörde, Gesundheitsamt, private Betriebe — schafft blinde Flecken. Ein weiterer, oft vergessener Punkt ist die Rolle privater Kammerjäger: Unterschiedliche Methoden können eine Population verschleppen statt eindämmen, wenn kein abgestimmtes Monitoring stattfindet.
Konkrete Chancen und Lösungsansätze
Die Stadtverwaltung hat reagiert: Proben werden analysiert, betroffene Gebäude geprüft und Nachbarn informiert. Das ist richtig, aber langfristig reicht das nicht. Vorschläge, die jetzt auf den Tisch gehören:
1. Gezielte Kontrollen an Einfallsachsen: Häfen, Fährterminals, Großmärkte und Pflanzengroßhändler brauchen erhöhte Inspektionen und Standardprotokolle für befallverdächtige Sendungen.
2. Einheitliches Monitoring: Ein digitales Meldesystem für Fundorte (mit Fotos, Zeitstempel, GPS) verbunden mit GIS‑Mapping würde Schwärme sichtbar machen und Hotspots schneller eingrenzen.
3. Koordination zwischen Behörden und Privaten: Einheitliche Bekämpfungsprotokolle verhindern, dass unterschiedliche Mittel ein Problem verschleppen. Schulungen für Marktbetreiber und Logistikfirmen wären sinnvoll.
4. Präventive Maßnahmen: Dichtungen prüfen, Verpackungen strenger kontrollieren, gebrauchte Paletten behandeln. Auch einfache Nachbarschaftschecks — Türen, Fenster, Keller — helfen.
5. Forschung kooperativ nutzen: Zusammenarbeit mit Universitäten und Laboren auf Mallorca bei Monitoring, speziellen Ködern und Ausbreitungsmodellen könnte schneller praktikable Lösungen liefern.
Was Anwohner jetzt tun können
Praktisch heißt das: Lebensmittel in dichten Behältern, Kabel und Geräte regelmäßig kontrollieren, keine wilden DIY‑Gifte einsetzen und Fundorte mit Foto, Uhrzeit und Ort der Stadt melden. Die städtische Hotline und das WhatsApp‑Probeverfahren funktionieren derzeit am schnellsten — und ja, ein Bild reicht oft für eine erste Einschätzung.
Warum Ruhe wichtig ist — und Wachsamkeit
Die Entdeckung zeigt: Globalisierung hat eine Kehrseite, die wir auf Mallorca täglich spüren — beim Klang der Containerkräne am frühen Morgen, beim Zuliefern frischer Waren für die Märkte. Ein kleines Tier auf einer Palette kann großen Ärger machen. Dennoch sind Panik und Heimwerkermittel keine Lösung. Besser: koordiniertes Vorgehen, gezielte Kontrollen und die aktive Mithilfe von Händlern und Nachbarn.
Ich bleibe dran und frage weiter bei den Laboren und Behörden nach — und hoffe, dass die Kontrolle über die Einfallsachsen, das digitale Mapping und ein abgestimmtes Handeln die Ausbreitung verhindern. Wenn Sie in den kommenden Tagen Ameisstrassen in der Stadt sehen, schicken Sie mir ein Foto — wir halten die Karten aktuell und berichten, sobald es Neuigkeiten gibt.
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