Vom 15. Mai bis 15. Oktober 2026 wird die Zufahrt zum Cap Formentor für Privatautos tagsüber dicht sein. Gute Idee — aber was bleibt für Anwohner, Strandbesucher und die Busverbindungen übrig?
Straße zum Cap Formentor: Sperrungen 2026 bringen Ordnung — aber nicht alle Antworten
Leitfrage: Ist die frühe Sperre ein echtes Verkehrs- und Naturschutzinstrument oder eher eine Flickschusterei ohne Plan?
Die Balearenregierung hat angekündigt, dass die Straße zum Cap Formentor im kommenden Jahr vom 15. Mai bis zum 15. Oktober zwischen 10:00 und 22:00 Uhr für Privatautos gesperrt wird. In der Hauptsaison dürfen nur noch die TIB-Busse den nördlichsten Punkt der Insel anfahren, zur Playa Formentor führt der Weg mit dem eigenen Auto nur, solange Parkplätze frei sind. Wer sich nicht daran hält, riskiert ein Bußgeld von bis zu 200 Euro. Die DGT verzeichnete in diesem Jahr am Cap Formentor 2.300 Verstöße.
Das klingt zunächst nach klarem Schnitt: weniger Staus auf der MA-2210, weniger illegales Parken in den Kiefernwäldern, weniger Chaos an Aussichtspunkten wie dem Mirador Es Colomer. Doch auf dem Kopfsteinpflaster dieser Maßnahme kleben viele ungeklärte Fragen.
Erstens: Welche Kapazität haben die TIB-Busse wirklich? In Stoßzeiten sitzen oft schon nachts um 21:00 noch Urlauber in überfüllten Kleinbussen. Wenn Privat-Pkw draußen bleiben, müssen die Busse zuverlässiger, häufiger und barrierefrei werden. Wer mit Kinderwagen oder Gepäck zur Platja Formentor will, darf nicht in einer siebenköpfigen Touristengruppe allein gelassen werden.
Zweitens: Wer denkt an Anwohner und Dienstleister? Die Sperre in diesem engen Zeitfenster trifft auch Menschen, die hier wohnen, arbeiten oder Handwerker sind. Es braucht klare Regeln für Ausnahmegenehmigungen und ein schnelles, lokal zugängliches Verfahren — nicht nur Formulare, die wochenlang in Ämtern liegen.
Drittens: Kontrolle ist mehr als Straßensperren. Die DGT-Zahl von 2.300 Verstößen zeigt, dass Verbote ohne Durchsetzung nichts bringen. Es stellt sich die Frage, wie konsequent geahndet wird: Mobile Kontrollen, automatische Kennzeichenerfassung an Zufahrten oder sichtbare Präsenz vor Ort? Ohne eine nachvollziehbare Kontrollstrategie droht die Sperre zur bloßen Verordnung zu verkommen.
Was im öffentlichen Diskurs oft fehlt, ist die Perspektive der Infrastruktur: Park-and-ride-Punkte in Port de Pollença oder Alcúdia, verbunden mit kostenloser oder günstigem Busticket, könnten viele Pkw-Bewegungen abfangen. Ebenso wenig wird über digitale Hilfen gesprochen: Eine App mit Echtzeit-Anzeige freier Parkplätze an der Playa Formentor, Reservierungsfenster für Tagesbesuche oder Info-Boards an der Einfahrt würden Chaos mindern.
Ein Bild aus dem Alltag: An einem heißen Vormittag im Juni knirscht der Kies an der Station vor dem Mirador. Familien mit Sonnenschirmen stehen in der prallen Sonne und warten auf den Bus, während ein Mietwagen kehrtmacht, weil die Beschilderung unklar war. Ein Fischer kommt vorbei, schließt die Tür seines Wagens — er hat eine Anwohnerplakette, doch niemand hat ihm vorher erklärt, wie oft er die Zufahrt nutzen darf. Solche Szenen sind typisch und zeigen, dass Regeln auch sozial durchdacht sein müssen.
Konkrete Vorschläge, die sofort umgesetzt werden könnten: 1) Ein zeitlich gestaffeltes Reservierungssystem für private Zufahrten an Werktagen und an Wochenenden; 2) Ein Park-and-Ride an Port de Pollença mit Taktverdichtung der TIB-Busse in Spitzenzeiten; 3) Echtzeit-Parksensoren und eine öffentliche Anzeige der verbleibenden Plätze an der Playa Formentor; 4) Klare, transparent kommunizierte Ausnahmegenehmigungen für Anwohner, Lieferanten und Menschen mit Mobilitätseinschränkungen; 5) Stufenweise Bußgelder für Wiederholungstäter und digitale Erfassung an Schlüsselpunkten.
Die Sperre ist kein Selbstzweck. Wenn sie gelingt, können Pinienwälder und Klippen besser geschützt werden, Spazierwege ruhiger bleiben und Besucher ein weniger nerviges Erlebnis haben. Wird sie aber ohne Begleitmaßnahmen und eine offene Kommunikation eingeführt, verlagert sich der Verkehr in Nachbarorte, Anwohner leiden und die Strafen treffen häufig gutwillige Urlauber, die einfach schlecht informiert waren.
Fazit: Die frühere Sperre zum Cap Formentor ist ein mutiger Schritt. Entscheidend wird sein, ob Verwaltung und Verkehrsbetriebe die Lücke zwischen Verbot und Alltag schließen. Sonst wird aus einer sinnvollen Idee ein weiteres Schild am Straßenrand — mit kleinen, effektiven Ergänzungen aber könnte die Insel zeigen, wie man Besucherlenkung und Naturschutz zusammenbringt, ohne die Menschen vor Ort zu vergessen.
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