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Wohnungsnot auf Mallorca eskaliert: Eine Frau, ein Hund und zugemauerte Türen

Wohnungsnot auf Mallorca eskaliert: Eine Frau, ein Hund und zugemauerte Türen

05.09.2025
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In Palma wurde eine ältere Mieterin aus einem Kellerraum geräumt. Zurück blieben Habseligkeiten im Flur, ein alter Hund und viele unbeantwortete Fragen.

Im Flur bleiben nur Kisten und ein Hund

Donnerstagmittag in der Joan-Miró-Straße: Arbeiter setzen den letzten Betonstein vor eine Tür, ein Schild der Wachfirma wird angebracht, und eine Frau über sechzig steht daneben, starrt und versteht es nicht ganz. Das ist keine Szene aus einem Drama, das ist Stadtalltag.

Die Frau — nennen wir sie Reina, weil sie so heißt und weil es sich richtig anfühlt — hat ihr Leben in einem der Kellerzimmer verbracht. Platz für alles war da kaum: ein Bett, ein kleiner Tisch, ein kochender Herd, eine Lampe, die manchmal flackert. Ihre Hündin Luna, blind und klein, tapste zwischen Kisten umher, bis eine Nachbarin sie auf den Arm nahm. Wer das gesehen hat, hat nicht egal weitergehen können.

Warum passiert das?

Hinter solchen Räumungen stecken oft komplizierte Geschichten: Monate ohne Miete, juristische Streitigkeiten, und Eigentümer, die ihr Recht durchsetzen. In diesem Fall war der Prozess schnell, so sagen Anwohner, und viele fühlten sich überrumpelt. "Der Anwalt sagte am Dienstag, die Räumung sei am Donnerstag", erzählt ein Aktivist, der halb sieben früh vor Ort war. Nicht viel Zeit zum Organisieren.

Die Menschen, die dort leben, sind keine Schattenfiguren: Lieferfahrer, Kellner aus Santa Catalina, Pflegekräfte, Bauarbeiter. Sie arbeiten — oft in Schichten — und finden trotzdem keine bezahlbare Alternative in Palma. Die Zahl der Notunterkünfte reicht nicht, und viele lehnen das Angebot ab, weil sie ihre kleinen, kaum möblierten Räume nicht verlieren wollen.

Zwischen Entsetzen und Resignation

Die Szene war laut, nervös und traurig. Polizei, Anwälte, Vertreter einer Wachfirma, ein Rettungswagen, Aktivisten mit Bannern. Eine Frau fiel ohnmächtig, Sanitäter leisteten Erste Hilfe. Am Ende blieb ein Flur voller Kisten, ein zugemauerter Eingang und Fragen, die niemand beantwortet hat: Wo sollen die Menschen jetzt hin? Wer kümmert sich um Luna? Wer zahlt die Möbel, die jetzt auf dem Gang stehen?

Die Stadtverwaltung verweist auf gesetzliche Vorgaben und Notfallunterkünfte. Soziale Organisationen versuchen, Lücken zu stopfen, sind aber oft überlastet. Nachbarn bringen Wasser, eine Frau schenkt eine Decke. Kleine Gesten, die im Moment kaum reichen.

Was bleibt?

Dieser Fall ist kein Einzelfall. Er steht symbolisch für ein größeres Problem: steigende Mieten, zu wenig bezahlbarer Wohnraum und Menschen, die trotz Arbeit nicht über die Runden kommen. Wenn die Türen zugemauert sind, bleibt nicht nur Zement zurück, sondern auch Enttäuschung — und ein Hund, der einen vertrauten Geruch vermisst.

Am Abend ging ich noch einmal die Straße entlang. Die Plakette der Wachfirma glänzte im Scheinwerferlicht. Ein Nachbar sprach leise: "Morgen ist ein neuer Fall." Das sagt mehr als jede Statistik.