Immer mehr Inselbewohner suchen Unterschlupf in Campern, Kellern und notdürftigen Baracken. Warum normal bezahlbares Wohnen hier kaum noch möglich ist — ein lokaler Blick.
Wohnraum, der verschwindet: Alltag statt Schlagzeile
Am frühen Morgen, auf der Ma-13 Richtung Flughafen, fragt ein Tourist noch halb verschlafen: „Sind das hier Dauercamper?“ Die Antwort, die er nicht erwartet: Viele dieser Fahrzeuge sind keine Urlaubsunterkünfte, sondern Notlösungen. In den letzten Jahren haben sich am Stadtrand von Palma und in einigen Ostenorten regelrechte Siedlungen aus Wohnwagen, ausgebauten Vans und improvisierten Hütten gebildet. Familien mit Kindern, Rentner, Schichtarbeiter — Menschen, die sich plötzlich zwischen Arbeitsplatz und Obdachlosigkeit wiederfinden.
Wenn Miete mehr als Leben kostet
Die Zahlen klingen trocken, treffen aber ins Mark: Viele Haushalte geben mehr als die Hälfte ihres Einkommens für Miete aus. Wohnungen unter 900 Euro im Monat sind rar. Das treibt Menschen in Wohngemeinschaften, in Kellerabteile oder in leere Industriehallen. Manche, die ich in einer Kleingartensiedlung am Rande Palmas traf, sagten: „Wir haben die Hoffnung verloren, dass wir hier langfristig bleiben können.“
Die Rechtslage macht die Situation komplizierter. Mietverträge sind zeitlich begrenzt und werden oft nach Ablauf neu verhandelt — mit dem Risiko deutlich höherer Forderungen. Die Zentralregierung hat Instrumente angekündigt, aber ihre Wirkung hängt davon ab, ob Regionen sie anwenden. Auf der Insel bleibt vieles im Streit zwischen Behörden, Vermietern und Umweltschützern hängen.
Warum nicht einfach neu bauen?
Bauen wäre eine Antwort, klar. Doch die Rechnung ist nicht so simpel: Grundstückspreise, teure Materialien, strenge Auflagen und lange Genehmigungszeiten verteuern Projekte. Gleichzeitig lockt die Kurzzeitvermietung Besitzer dazu, Apartments lieber touristisch zu nutzen als dauerhaft zu vermieten. Das Ergebnis: leerstehende Wohnungen neben einer wachsenden Zahl von Menschen ohne festen Wohnsitz.
In Dorfkneipen und auf Marktständen diskutiert man das leidenschaftlich. Einige fordern schärfere Regeln gegen Ferienapartments, andere wollen mehr Sozialwohnungen. Umweltschützer warnen davor, freie Flächen bedenkenlos zu überbauen — die Insel hat ihre Grenzen.
Was hilft? Kurzfristig: mehr gezielte Sozialbauten, faire Erneuerung bestehender Lizenzen und eine stärkere Kontrolle illegaler Ferienvermietung. Langfristig: bezahlbares Wohnen als Priorität — nicht nur in Wahlkampfreden, sondern mit klaren Zahlen, Fristen und Finanzierungsplänen. Bis dahin bleibt das Bild, das viele Touristen sehen: Wohnwagen am Straßenrand, und dahinter Menschen, die nur noch versuchen, einen Platz zum Schlafen zu finden.
Ich war an einem regnerischen Nachmittag in Son Ferriol unterwegs — man hört hier mehr Geschichten als offizielle Zahlen. Und die klingen selten gut.
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