Neue Villen, alte Diskussionen: Paguera wächst weiter
Wer in den letzten Wochen an der Küstenstraße zwischen Santa Ponça und Paguera gefahren ist, hat die Kräne vielleicht schon gesehen. Dort, wo früher Oleander und Kiefern den Blick aufs Meer freigaben, wächst nun ein Komplex mit 15 freistehenden Villen. Jede von ihnen bekommt einen privaten Pool; die Häuser haben drei bis vier Schlafzimmer und reichen in der Größe bis zu 415 Quadratmeter Wohnfläche — ja, richtig gelesen: 415 m².
„Wie ein kleines Dorf“ — so ist das Projekt geplant
Die Bautafel beschreibt das Ensemble als eine Art kleines Dorf: verschlungene Fußwege, gemeinschaftliche Grünflächen, ein zentraler Treffbereich für Anwohner. Man stelle sich kurz vor: Abendspaziergänge auf beleuchteten Wegen, Kinder, die auf einem kleinen Platz Fahrrad fahren, Nachbarn, die sich bei einem Glas Wein austauschen. Klingt nett, und ehrlich — für manche hier genau das, was sie sich wünschen.
Komfort trifft Kritik
Doch nicht alle sehen das Projekt so rosig. In einem Straßencafé in Paguera, neben der Kirche, hörte ich Stimmen von Leuten, die seit Jahrzehnten hier wohnen. Sie sprechen von einer „Goldmeile“, die sich weiter ausdehnt — ein Begriff, der in den letzten Jahren oft fiel, wenn es um exklusive Neubauten in Calvià oder Andratx ging. Kritiker befürchten, dass die neue Anlage die lokale Infrastruktur zusätzlich belastet: mehr Autos, engerer Parkraum, höherer Wasserverbrauch in heißen Sommern.
Ein älterer Herr, der jeden Morgen seine Zeitung vor dem Bäcker holt, sagte trocken: „Früher war das hier ruhig. Jetzt kommt eine Villa neben der anderen.“ Nicht unfreundlich, eher resigniert. Und das ist die Art von Kommentar, die man in einer kleinen Gemeinde ernst nehmen sollte.
Stadtplanung, Umwelteinflüsse und Versprechen
Laut Projektunterlagen sind Maßnahmen zur Landschaftspflege vorgesehen: native Pflanzen, durchlässige Beläge, und ein Regenwassermanagementsystem. Ob das ausreicht, wird die Praxis zeigen — insbesondere in trockenen Sommern, wenn jeder Pool gefüllt werden muss und die Böden durstig sind. Die Gemeinde weist darauf hin, dass Baugenehmigungen die geltenden Auflagen erfüllen müssen. Trotzdem bleibt die Sorge, dass die Dichte an hochwertigen Ferien- und Privatimmobilien das Gefüge der Gemeinde verändert.
Was die Nachbarschaft erwartet
Für einige Anwohner bedeutet das Projekt neue Arbeitsplätze, für andere steigende Mieten und ein veränderter Alltag. Am Marktstand erzählt die Verkäuferin, sie sei gespannt, ob neue Bewohner lokale Läden bevorzugen oder alles online bestellen. Typisch Mallorquin: Hoffnung, Skepsis und ein bisschen Pragmatismus.
Ob die 15 Villen das Gesicht von Paguera langfristig verändern, hängt letztlich von der Umsetzung ab — von Verkehrsführung, Wasserpolitik und davon, wie sehr die neuen Bewohner Teil der Gemeinde werden wollen. Eins ist sicher: Wer die Küstenstraße entlangläuft oder fährt, wird die Baustelle nicht übersehen. Und die Gespräche darüber werden bleiben.