Mehr Menschen, andere Wege: Das Inselwachstum, das überrascht
\nMan sieht es morgens an den Busfahrplänen und an den Baustellen: Mallorcas Landschaft verändert sich. Neue Wohnviertel schieben sich an die alten Steinmauern, Lieferwagen parken in Straßen, in denen früher nur Landwirtschaft stattfand. Aktuelle Zahlen zeigen: 40 von 53 Gemeinden wachsen inzwischen schneller als die Inselhauptstadt Palma.
\nWas sagen die Zahlen?
\nSeit dem Jahr 2000 ist die Einwohnerzahl in Palma um rund 29 Prozent gestiegen. Die anderen Gemeinden zusammen liegen deutlich höher: im Schnitt etwa 46 Prozent. Besonders auffällig sind Marratxí und Consell – zwei Orte, die ihre Einwohnerzahl in den vergangenen zwei Jahrzehnten fast verdoppelt haben. Dagegen ist Escorca die einzige Gemeinde mit einem Bevölkerungsrückgang: dort leben heute etwa hundert Menschen weniger als im Jahr 2000.
\nIch war letzte Woche auf dem Wochenmarkt in Consell, kurz nach neun, als der Bäcker seinen dritten Korb mit warmen Ensaimadas auspackte. Gespräche dort drehen sich zunehmend um Grundstückspreise, Pendelzeiten und die Schulplätze für die Kinder. Das Gefühl: Wer früher ins Zentrum wollte, bleibt heute lieber auf dem Land – oder zieht vom Zentrum raus.
\nWarum wächst das Umland?
\nDie Gründe sind praktisch und banal zugleich: günstigere Grundstücke, neue Wohnanlagen, mehr Homeoffice-Arbeitende und bessere Verbindungen auf manchen Strecken. Dazu kommen kommunale Bauprojekte und Projekte für Familien mit Platzbedarf. Nicht überall ist das Wachstum gleich verteilt – einige Orte wachsen schnell, andere bleiben fast unverändert.
\nDas bringt Vorteile und Sorgen. Auf der positiven Seite: mehr Leben in Dörfern, geschäftige Bäckereien, wieder volle Schulklassenzimmer. Auf der anderen Seite: zunehmender Verkehr auf Landstraßen, Druck auf Wasserversorgung und öffentliche Dienste, sowie Diskussionen um den Erhalt des ländlichen Charakters.
\nEin Blick nach vorn
\nDie Diskussionen in Gemeinderäten und auf Marktplätzen werden lauter. Gemeinden wie Marratxí und Consell stehen jetzt vor der Herausforderung, Infrastruktur und Wohnungsbau sinnvoll zu planen. Für Orte mit Rückgang wie Escorca geht es um Angebote, die junge Familien anziehen. Egal ob man morgens am Hafen von Palma einen Kaffee trinkt oder in einem kleinen Dorf an der Plaça steht: die Insel verändert sich – und das merkt man an jeder Ecke.
\nDie Zahlen werfen Fragen auf, die hier vor Ort beantwortet werden müssen – nicht nur in Statistiken.