Die Balearenregierung kündigt rund 7.100 bezahlbare Wohnungen an. Zwischen Hoffnungen in La Soledat und Baustellenrealität liegen juristische Hürden, Bodenpreise und lange Fristen.
7.100 Wohnungen: Viel Zahl, viele Fragen – was den Balearen-Plan wirklich ausbremst
In Palma wirkte die Ankündigung bei fast frühlingshaftem Wetter wie ein kleiner Hoffnungsschimmer: rund 7.100 neue Wohnungen für Residentinnen und Residenten auf den Balearen. Auf dem Plaça de Santa Catalina murmelten Passanten zustimmend, beim Bäcker an der Ecke nickte eine Verkäuferin – aber die Gespräche klangen skeptisch. Ein Versprechen ist schnell ausgesprochen, auf der Baustelle entscheidet sich, ob es handfest wird.
Was steckt hinter den Zahlen?
Die Regierung rechnet mit etwa 5.200 Einheiten über einen Notfallplan gegen Wohnungsnot und zusätzlich rund 1.900 Wohnungen, die vorrangig in Palma entstehen sollen. Auf dem Papier erscheint das konkret. Die Realität hat allerdings ihr eigenes Tempo: Grundstückssuche, Umweltprüfungen, Baugenehmigungen und die Anbindung an Wasser, Strom und Straßen – das sind keine Wochenendaufgaben.
Die Straßensicht: Gründe für Skepsis
Vor dem Mercat de l’Olivar traf ich Bauunternehmer und Handwerker. Ihr Tenor war nüchtern: hohe Bodenpreise in begehrten Lagen, komplizierte Genehmigungsverfahren und eine häufige Ungewissheit bei rechtlichen Rahmenbedingungen. Ein Kollege fasste es trocken zusammen: „Günstig bauen ist leichter gesagt als getan.“ Auf den Inseln kommen zusätzliche Kosten durch Transporte, teurere Baustoffe und die Herausforderung insularer Logistik hinzu.
Wen trifft ein schleppender Prozess?
Die Warteliste ist lang: junge Familien, Pflegekräfte, Verkäuferinnen im Supermarkt, Restaurantpersonal. Viertel wie Sa Gerreria oder La Soledat spüren jeden Mietaufschlag, jede Nebenkostenrechnung. Verzögerungen treffen besonders jene, die dringend eine bezahlbare Bleibe brauchen – nicht die Planungsebenen.
Was fehlt konkret?
Drei Baustellen fallen auf: belastbare Zeitpläne, transparente Bodenbewertungen und ein schnelleres Genehmigungsverfahren. Dazu kommen versteckte Kosten – Altlasten auf ehemaligen Industrieflächen, Erdarbeiten auf steinigem Terrain und Anschlusskosten für Infrastruktur. Selbst wenn Zuschüsse fließen, können solche Posten Projekte schnell verteuern.
Was die öffentliche Debatte zu kurz kommt
Es wird wenig über Alternativen gesprochen, die schneller wirken könnten: adaptive Wiederverwendung leerstehender Gebäude, Nachverdichtung an Verkehrsknotenpunkten, modulare Bauweisen oder ein kommunales Landbanking, das Grundstücke für sozialen Wohnungsbau reserviert. Ebenso selten auf der Agenda: klare Vorgaben zur Umwandlung von Ferienwohnungen, damit weniger Wohnraum dem Tourismus dauerhaft fehlt.
Konkrete Vorschläge für schnellere Wirkung
Ein paar pragmatische Schritte könnten Tempo bringen: beschleunigte Genehmigungs-Track für Projekte mit öffentlichem Wohnungsanteil, standardisierte Bodenbewertungen, ein zentraler Ansprechpartner für Behördenfragen und Förderpakete, die nicht nur den Bau, sondern auch Erdarbeiten und Erschließungskosten abfedern. Auf den Inseln sollte zusätzlich die Logistik berücksichtigt werden – Sammelbestellungen von Materialien, regional organisierte Fertigteilproduktion und Förderungen für ökologisch dünnere Bauweisen.
Blick nach vorne
Die 7.100 sind kein leerer Schein – sie sind ein Anfang. Aber die Zeit zwischen Ankündigung und Einzug ist oft lang. Politik kann Zahlen liefern, doch Erfolg misst sich an Baustellen, am Klang von Presslufthämmern und am Alltag in Vierteln wie La Soledat. Wenn Verwaltung, Baufirmen und Nachbarschaften offen, schnell und praktisch zusammenarbeiten, kann aus dem Plan echte Entlastung werden. Bis dahin bleibt viel zu tun – und noch mehr zuzuhören: auf dem Markt, am Rathausflur und beim handwerklich erfahrenen Nachbarn.
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