Jeder dritte? So sieht der erste Versuch hier aus
\nWenn man morgens um 8:20 Uhr am Prüfungszentrum in Palma vorbeifährt, sieht man oft die gleiche Szenerie: junge Leute mit klopfenden Handflächen, Eltern im Auto gegenüber und Fahrlehrer, die noch schnell ein paar Worte sagen. Viele schaffen es nicht auf Anhieb. Auf den Balearen besteht laut aktuellen Zahlen nur rund ein Drittel der Prüflinge die praktische Fahrprüfung beim ersten Mal.
\nWarum so schlecht?
\nEin Grund, den man auf den Straßen hört: Billigangebote. Billige Fahrpakete locken damit, dass man schnell zur Prüfung kann. Das klingt verführerisch, kostet aber Zeit und Nerven. Wer zu früh antritt, hat oft noch nicht genug Routine. Auch unsere lokalen Fahrlehrer bestätigen das: Eine Stunde mehr auf der Landstraße oder eine zusätzliche Parcours-Session hätten manchen Prüfling glatt durchgebracht.
\nDie Folge ist dreifaches: Frust bei den Schülern, höhere Kosten durch Wiederholungsprüfungen und mehr Stress für alle Beteiligten. Und ganz ehrlich – das wirkt sich auch auf die Straßen aus. Nervöse Fahrer sind keine gute Mischung mit dem dichtem Feierabendverkehr in Palma oder den engen Straßen in Dörfern wie Sóller.
\nWas sagen die Fahrschulen?
\nIch habe mit zwei Fahrschulen in Inca und Playa de Palma gesprochen. Sie berichten, dass viele Bewerber glauben, Theorie und erste Fahrstunden reichen. „Manche müssen erst lernen, auch unter Druck ruhig zu bleiben“, sagt ein Fahrlehrer, während er neben der Fahrbahn die Prüfabläufe erklärt. Ein anderer meint: „Es fehlt oft an realistischen Übungsfahrten — Nacht, Regen, Kreisverkehre zur Stoßzeit.“
\nKeine Lockerung der Standards
\nDie zuständige Verkehrsbehörde will nicht die Anforderungen senken, sondern die Vorbereitung verbessern. Also mehr und bessere Ausbildung, nicht weniger Kontrolle. Klingt vernünftig. Ob das alleine reicht, ist offen. Manche schlagen verbindliche Mindeststunden vor oder verpflichtende Praxistests auf Landstraßen vor der offiziellen Prüfung.
\nTipps für Prüflinge
\nWenn Sie bald zur Prüfung antreten: fahren Sie bei Regen, üben Sie Einparken am frühen Morgen und am späten Abend, simulieren Sie Prüfungsstress mit zwei Freunden, die Fragen stellen. Und noch ein Tipp aus dem Leben: früh aufstehen, pünktlich sein und ein warmes Getränk vor der Fahrt schadet nie. Nervosität nimmt man mit, aber manchmal kann ein guter Fahrlehrer das Zünglein an der Waage sein.
\nAuf den Balearen steckt viel Potenzial. Die Inseln sind klein, die Strecken überschaubar — das müsste eigentlich helfen. Aber offenbar sind Vorbereitung und Erwartungsmanagement noch nicht auf dem Niveau, das nötig wäre, um die Erfolgsquote anzuheben. Bis sich etwas Grundlegendes ändert, heißt es wohl: üben, üben, üben. Und die zweite Chance ist ja auch keine Schande – nur teurer.