Parlament sagt Nein: Opferfest bleibt erlaubt
Donnerstagmittag in Palma: Im Plenum des Balearen-Parlaments fiel eine Entscheidung, die man hier auf der Insel spürt. Ein Antrag von Vox, der das öffentliche Feiern des islamischen Opferfests (Eid al-Adha) verbieten wollte, fand keine Mehrheit. Alle übrigen Fraktionen, darunter auch die konservative Volkspartei (PP), stimmten gegen das Vorhaben.
Kein Aufwind für das Verbot
Wer am Paseo del Borne an dem Tag unterwegs war, hörte in Cafés und Bäckereien vor allem ein Wort: Erleichterung. Viele Nachbar:innen und Ladeninhaber:innen sagten mir, sie hätten lieber Diskussionen am Stammtisch als Gesetzesverbote. Bei der Debatte im Parlament argumentierten Gegner des Antrags, ein Verbot wäre symbolisch und schwierig umzusetzen – vor allem, wenn es um religiöse Bräuche geht, die Familienfeiern und Wohltätigkeit einschließen.
Der Vox-Antrag wollte unter anderem die Nutzung öffentlicher Flächen und mobiler Schlachthäuser für die Rituale einschränken. Kritiker:innen sahen darin einen gezielten Angriff auf eine minoritäre Gemeinschaft. Befürworter:innen des Verbots hatten mit dem Argument operiert, dass bestimmte Praktiken nicht zu den „ortsüblichen Traditionen“ gehörten – eine Formulierung, die bei vielen Politiker:innen und Bürger:innen auf den Balearen nicht ankam.
Die Insel reagiert
Bei einem kurzen Gespräch mit einem Imam aus Palma hörte ich: „Wir wollen feiern, teilen und niemandem zur Last fallen.“ Aus einigen Vierteln wurde berichtet, dass die Community lokale Abläufe koordiniert – Tierärzt:innen und Schlachthäuser arbeiten teilweise privat zusammen, um Hygiene und Tierschutz sicherzustellen. Genau diese Absprachen machen ein pauschales Verbot schwierig.
Interessant ist, wie unterschiedlich Praxis in Spanien sein kann. Vor wenigen Wochen stimmte in Jumilla (Region Murcia) der Stadtrat anders – dort unterstützte die PP einen ähnlichen Antrag. Das zeigt, wie sehr Lokalpolitik den Ton angibt: Was in einer Kleinstadt durchgeht, wird hier auf den Inseln nicht automatisch übernommen.
Was bedeutet das fürs Zusammenleben?
Für viele Menschen auf Mallorca ist die Entscheidung ein Signal: religiöse Feste sollen weiterhin sichtbar stattfinden dürfen, solange gesetzliche Vorgaben eingehalten werden. Gleichzeitig bleibt die Debatte offen: Wie sichern wir Tierschutz, öffentliche Ordnung und religiöse Freiheit zugleich? Die Antwort darauf wird in den kommenden Monaten an Straßen- und Gemeinderäten ausprobiert werden.
Wer die Abstimmung verfolgt hat, merkt: Politik hier ist kein Theaterstück mit festen Rollen. Nachbarn, Händler, Vereine und religiöse Vertreterinnen mischen sich ein – und das ist manchmal laut, oft unordentlich, aber meistens pragmatisch. Fürs Erste steht fest: Das Opferfest kann auf den Balearen weitergefeiert werden – und das sorgt vielerorts für ein kleines Aufatmen.