Resoga-Fehler auf den Balearen: Millionen ausgezahlt — was jetzt zu tun ist

Millionenloch bei Resoga: Wie administrative Fehler Menschen auf Mallorca treffen

👁 6520✍️ Autor: Ana Sánchez🎨 Karikatur: Esteban Nic

Eine interne Prüfung der Resoga-Zahlungen legt Lücken in der Verwaltung offen: Mindestens 1,3 Millionen Euro scheinen irrtümlich ausgezahlt worden zu sein. Was das für Betroffene auf Mallorca bedeutet — und wie Fehler künftig vermieden werden könnten.

Millionenloch bei Resoga: Die Rechnung passt nicht

In Palma sorgte letzte Woche eine nüchterne Aktenrunde für Aufregung: Mindestens 1,3 Millionen Euro an Sozialrenten wurden offenbar zu Unrecht überwiesen. In Verwaltungskreisen ist sogar von bis zu 2,5 Millionen Euro die Rede, sollte die Prüfung auf alle Fälle ausgeweitet werden. Auf der Plaça de Cort, wo sich zwischen Rathausfassade und Straßenkaffee die Stimmen der Stadt mischen, hörte ich Sätze wie: „Man hat hier zu lange mit veralteten Daten gearbeitet.“ Das klingt weniger nach Einzelfehler, mehr nach Systemproblem.

Wie konnte es überhaupt passieren?

Die Überprüfung begann im Frühjahr: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verglichen Zahlungsverläufe, registrierten Auffälligkeiten und stießen auf wiederkehrende Muster. In vielen Fällen liefen Überweisungen weiter, obwohl die Empfänger nicht mehr auf den Inseln leben. Teilweise wurden Abmeldungen der Meldeämter nicht berücksichtigt, in anderen Akten fehlten Aktualisierungen oder notwendige Prüfvermerke. Ein weiteres Problem: saisonale Migration. Menschen, die nur Teile des Jahres auf Mallorca verbringen, fallen durch die Raster, wenn Abgleiche fehlen.

Technisch gesehen fehlt es oft an automatisierten Datenabgleichen zwischen Meldeämtern, Sozialdiensten und zentralen Zahlungsstellen. Personalmangel und veraltete IT-Systeme verstärken die Fehleranfälligkeit. Und weil Kontrollen über Jahre sporadisch waren, konnten sich kleine Ungenauigkeiten zu einem größeren finanziellen Leck summieren.

Konsequenzen — für Kasse und Menschen

Die Regierung hat bereits in mehr als 2.000 Fällen die Zahlungen gestoppt; in mehreren Hundert Fällen wurden Rückforderungen eingeleitet. Für Betroffene bedeutet das oft sofortige Sorgen: Auf dem Wochenmarkt in Sineu traf ich eine Rentnerin, die mir die Einkaufstüten fester zog und sagte: „Wenn sie plötzlich Geld zurückhaben wollen — wie soll ich das bezahlen?“ Solche Zweifel sind nicht abstrakt. Strom, Miete, die nächste Medikamentenpackung — das sind realistische Ausgaben, die auf dem Spiel stehen.

Öffentliche Gelder sind nicht nur Zahlen auf einem Kontoauszug; sie sind Alltag. Wenn Verwaltungsfehler Rentner, Alleinerziehende oder geringfügig Beschäftigte treffen, steht mehr als nur ein Budgetposten auf dem Spiel: Vertrauen in staatliche Hilfe wird beschädigt.

Was in der Diskussion zu kurz kommt

Die öffentliche Debatte konzentriert sich oft auf Summen und Schuldzuweisungen. Weniger Beachtung finden strukturelle Fragen: Wie sind Meldeämter und Sozialdienste technisch sowie personell vernetzt? Welche Abgrenzung existiert zwischen saisonalen Residenten und Langzeitaufenthaltern? Und wie gehen die Behörden mit Sprach- und Digitalbarrieren um — besonders bei älteren Menschen, die Briefe möglicherweise nicht verstehen oder nicht rechtzeitig reagieren können?

Ein weiterer, oft übersehener Punkt: Die Praxis der Rückforderung kann sehr unterschiedlich ausfallen. In Einzelfällen ist eine Forderung angemessen. Wenn aber standardisiert, ohne Härtefallprüfungen oder Ratenvereinbarungen, trifft das Verfahren diejenigen am härtesten, die am wenigsten Rückzahlungsfähigkeit haben.

Konkret: Was jetzt passieren sollte

Die Untersuchung hat bereits Defizite offengelegt. Daraus lassen sich konkrete Schritte ableiten, die sowohl kurzfristig Schaden abmildern als auch langfristig Vertrauen zurückgewinnen können:

1) Moratorium für aggressive Rückforderungen: Bis alle Fälle individuell geprüft sind, wären milde Übergangsregelungen sinnvoll — insbesondere für Rentnerinnen und Rentner.

2) Härtefallfonds und Ratenpläne: Ein kleines Budget für die soziale Absicherung in problematischen Einzelfällen verhindert existenzielle Notlagen.

3) Automatisierte Datenabgleiche: Technisch verknüpfte Schnittstellen zwischen Meldeämtern, Sozialdiensten und Zahlungsstellen würden Fehler reduzieren.

4) Transparente Kommunikation: Proaktive Informationen per Brief, Telefon und Lokalpresse helfen, Panik zu vermeiden. Lokale Anlaufstellen — wie das Rathaus an der Plaça de Cort — sollten deutlich merken lassen: Wir helfen.

5) Externe Audits und jährliche Stichproben: Unabhängige Prüfungen verhindern, dass Abläufe jahrelang unkontrolliert bleiben.

Blick nach vorn

Verwaltungsfehler kosten Geld — und sie kosten Vertrauen. Die Balearenregierung steht vor der Aufgabe, Abläufe zu reparieren, Betroffene menschlich zu behandeln und Strukturen so zu verbessern, dass ein Fehlklick nicht den Alltag ruiniert. Auf den Straßen von Palma oder beim Plausch am Markt in Sineu hört man jetzt weniger von Zahlen als von den Menschen dahinter: Sie wollen Sicherheit, klare Antworten und, wenn nötig, Verständnis. Die Antworten darauf müssen politisch und verwaltungstechnisch kommen — und zwar schnell.

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