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Costa Canyamel: Anwohner am Ende ihrer Geduld nach 22 Jahren Behördenschlaf

Costa Canyamel: Anwohner am Ende ihrer Geduld nach 22 Jahren Behördenschlaf

17.09.2025
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In Costa Canyamel reparieren Nachbarn mittlerweile selbst Straßen und bezahlen für Asphalt — während die Gemeinde weiter auf Lösungen wartet.

Zwischen Schlaglöchern und Bürokratie: So leben Menschen in Costa Canyamel

Wenn man morgens die Einfahrt zur Urbanisation Costa Canyamel passiert, merkt man sofort: Hier stimmt etwas nicht. Laternen, die nur noch hübsche Pfosten sind. Bürgersteige, die an einigen Stellen schlicht fehlen. Und Löcher im Asphalt, in denen man fast die Radnabe verlieren kann. Ich spreche mit Bewohnern, die hier seit Jahren wohnen – viele sind Residenten aus Deutschland, einige Familien, ein paar Rentner, die das Meer fünf Minuten entfernt haben.

Seit 2003 hängt die offizielle Abnahme der Siedlung in der Luft. Zwei Jahrzehnte später ist aus dem «Bald wird alles geregelt» ein zäher Dauerzustand geworden. Die Folge: Notlösungen statt verlässlicher Infrastruktur. Treppen, die nicht frei begehbar sind, bröckelnde Beschilderung und eine Kanalisation, die nie fertiggestellt wurde. Ein Nachbar fasst es trocken zusammen: "Man fährt hier sehr vorsichtig, oder man steckt fest."

Eigeninitiative – aus Verzweiflung

Im Frühjahr 2024 haben Anwohner die Taschen aufgemacht. Sie zahlten einer lokalen Firma für 91 Tonnen Teer, damit wenigstens die schlimmsten Krater gestopft werden. Eine saubere Sache? Nicht ganz: Die Gemeinde stellte danach eine Rechnung für die Genehmigung, auf öffentlicher Straße arbeiten zu dürfen. Paradox, aber leider real. Manche Leute haben gesagt: "Wenn wir warten, fahren wir auseinander." Also haben sie gehandelt.

Solche Aktionen sind keine Lösung, sie sind ein Symptom. Wer repariert, riskiert Ärger mit Regeln; wer nichts tut, riskiert Unfälle. Am Dienstagvormittag sieht man deshalb immer wieder kleine Teams mit Warnwesten und Werkzeugen – Freiwillige, die die Lücken mit provisorischem Material füllen, damit Kinder sicher zur Bushaltestelle kommen.

Antwort aus dem Rathaus – vage Hoffnungen

Aus dem Rathaus heißt es, man arbeite an einer «Notfalllösung». Konkreter wird kaum jemand. Es klingt nach Prüfungen, Gutachten und Verfahrensschritten, die schon drei Generationen Lokalpolitiker beschäftigen. Für die Betroffenen ist das zynisch: Sie wollen funktionierende Fluchtwege, Licht, saubere Zu- und Abwasserführung. Keine Versprechungen.

Und es gibt eine bittere Beobachtung: Auf der einen Seite fließt Geld in gut sichtbare Projekte – wie den Radweg an der Landstraße, der vor kurzem mit Millionen gefördert wurde. Auf der anderen Seite bleibt eine Wohnsiedlung zurück, die zu offiziell ist, um sich selbst zu helfen, und zu inoffiziell, um die volle Unterstützung der Gemeinde zu bekommen.

Was jetzt?

Ein realistischer Schritt wäre ein Zeitplan mit klaren Schritten: sofortige Sicherungsarbeiten, eine klare Kostenaufstellung, und eine verbindliche Frist für die Kanalisation. Bis dahin bleibt den Anwohnern nur, vorsichtiger zu fahren, Laternen zu meiden wie schlechte Haare am Wind und bei jedem Regenschauer die Gebete kurz lauter zu sprechen. So klingt Alltag, wenn Behördenversprechen lange reifen – und am Ende die Menschen selbst Hand anlegen müssen.