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Konzertführer: Impressionistischer Saisonauftakt mit einem Hauch Spätromantik

Konzertführer: Impressionistischer Saisonauftakt mit einem Hauch Spätromantik

10.09.2025
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Das Auditorium startet die Saison 2025/26 mit Pablo Mielgo am Pult: Turina, de Falla, Debussy — und Strauss’ dramatisches Don Juan.

Ein Abend, der nach Farben und großen Gefühlen riecht

Wer am Abend des Saisonstarts ins Auditorium geht, weiß: Es wird kein nüchterner Konzertabend. Schon beim Reinkommen liegt etwas in der Luft — nasser Asphalt nach einem kurzen Schauer, der Duft von Café und die Aufregung der Leute in den Reihen. Pablo Mielgo hat das Programm zusammengestellt, das zwischen impressionistischen Klangflächen und spätromantischer Wucht hin- und herschaukelt.

Eröffnung: Turina und seine kleine, große Meditation

Das Intro bildet „Oración del torero“ von Joaquín Turina. Kein lauter Auftakt, sondern eine komprimierte Szene: ein Torero vor einer Kapelle, ein Atemholen, ein Gebet. Auf der Bühne entfaltet das Orchester diese Stille in warmen, manchmal überraschend sparsam gesetzten Farben. Es ist, als würde jemand die Innenbeleuchtung einer Arena dimmen — sehr intim, sehr andalusisch.

Spanische Nächte und französische Zwischentöne

Manuel de Falla bringt uns dann mitten in die Noches en los jardines de España: Klavier und Orchester malen baskische/südliche Stimmungen, manchmal wie ein Spaziergang am Meer nach Sonnenuntergang. Hier kommt der junge Pianist Davide Cabassi zum Zuge. Technisch präzise, mit einem eigenen Puls — man merkt, dass er die traditionellen Farben nicht einfach abtippt, sondern neu interpretiert.

Zwischen diesen spanischen Momenten steht Debussys Prélude à l’après-midi d’un faune, jener ruhige, leicht verschlafene Traum eines Fauns. Wer das oft nur in Aufnahmen kennt, erlebt hier plötzlich die Luft zwischen den Tönen — wie wenn die Sonne über dem Parc de la Mar einen Moment stehen bleibt.

Schluss: Strauss’ Don Juan — Sturm im Orchester

Zum Finale dreht Richard Strauss die Intensität auf: Don Juan ist kein netter Held, sondern ein Getriebener. Das Orchester wächst, reibt sich an Tempi und Dynamik, und plötzlich hat man das Gefühl, neben einem mutigen wie gefährlichen Draufgänger zu sitzen. Es ist dramatisch, nicht immer bequem — aber beeindruckend.

Wenn Sie sich eine eigene Playlist zusammenstellen wollen: Auf Spotify und Amazon Music tauchen viele der Stücke in frischen Interpretationen auf. Karten und Details gibt es wie gewohnt auf der Website des Auditoriums — pro Tipp: Früh da sein, im Foyer steht oft ein kleiner Stand mit Programmheften und, ja, richtig gutem Espresso.

Ich bin nach dem Konzert noch eine Weile am Hafen entlang gelaufen, die Noten im Kopf, das Publikum halb diskutierend, halb zufrieden. Solche Abende bleiben hängen — weil sie sowohl die sanften Zwischentöne als auch die großen Wellen haben.