Pilotprojekt in Düsseldorf: Grünes Kerosin aus der Luft?
Am Flughafen Düsseldorf könnte in den kommenden Monaten eine ungewöhnliche Anlage entstehen: Ein Team aus Essen will dort strombasiertes Flugbenzin herstellen, das CO₂ aus der Umgebungsluft bindet und zusammen mit grünem Wasserstoff in synthetisches Kerosin verwandelt. Eurowings hat laut Projektvereinbarung zugesagt, die Produktion der ersten drei Jahre abzunehmen – ein klares Zeichen für Interesse, aber kein Freifahrtschein.
Wie funktioniert das laut Plan?
Die Technik nennt sich Power-to-Liquid: Strom treibt Elektrolyse und weitere chemische Schritte an, CO₂ wird direkt aus der Atmosphäre entnommen (Direct Air Capture) und zusammen mit grünem Wasserstoff zu SAF, also Sustainable Aviation Fuel, verarbeitet. Ein Teil des benötigten Stroms soll von einer nahen Photovoltaikanlage kommen. Klingt sauber – in der Praxis sind aber viele Hürden zu nehmen.
Die geplante Pilotkapazität liegt bei rund 150 Tonnen pro Jahr. Das reicht nach Berechnungen für wenige Dutzend Hin- und Rückflüge zwischen Düsseldorf und Mallorca, wenn man die aktuell mögliche Beimengung von bis zu 50 Prozent berücksichtigt. Praktisch: gut für ein Reallabor. Kommerziell: noch lange nicht ausreichend.
Warum das Projekt trotzdem wichtig ist
Solche Reallabore zeigen, ob die Prozesse technisch stabil laufen und wo Kosten und Energieeffizienz liegen. Die Entwickler hoffen, dass Erkenntnisse aus dem Düsseldorfer Versuch den Weg zu größeren Anlagen ebnen. In Gesprächen mit Technikern hörte ich, dass Skalierung oft die eigentliche Prüfung ist: Mehr Kapazität, bessere Kostenstruktur, mehr lokal erzeugter Ökostrom.
Gleichzeitig ist die Preisschere groß: Strombasiertes SAF ist derzeit vielfach teurer als fossiler Treibstoff. Ohne günstige erneuerbare Energiequellen und fördernde Rahmenbedingungen bleiben Einsatz und Verbreitung begrenzt. Trotzdem: Für eine Inselstrecke wie Düsseldorf–Mallorca kann so ein Projekt ein sichtbares Zeichen setzen.
Ein kleiner, persönlicher Eindruck: Auf dem Vorplatz des Flughafens stand gestern ein älterer Mann und winkte seinem Sohn nach, der Richtung Flieger ging. Solche Geschichten zeigen mir: Fliegen bleibt Teil unseres Alltags. Wenn dabei der Treibstoff nachhaltiger wird, ist das ein Schritt in die richtige Richtung — auch wenn er noch nicht groß genug ist.