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Mehr als die Hälfte der neuen Lehrstellen auf den Balearen bleibt unbesetzt

Mehr als die Hälfte der neuen Lehrstellen auf den Balearen bleibt unbesetzt

14.08.2025
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Bei den Prüfungen im Juni haben deutlich weniger Kandidaten bestanden als nötig. Auf Ibiza und Formentera werden jetzt kurzfristig Vertretungen gesucht – und die Gewerkschaften sind alarmiert.

Unterrichtslücken zum Schulstart: Viele Stellen bleiben offen

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Ich stand gestern Morgen am Schultor eines Gymnasiums in Palma, es war frisch und windig, und die Aufregung war förmlich zu spüren: Eltern, die schnell noch Karten mit Stundenplänen checkten, Schülerinnen, die sich über Klassenräume austauschten – und an mehreren Infotafeln hing der Hinweis, dass einige Stellen noch nicht besetzt sind. Das ist kein Einzelfall: Auf den Balearen sind mehr als die Hälfte der neu ausgeschriebenen Lehrerstellen für die Sekundarstufe aktuell unbesetzt.

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Warum so viele Lücken?

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Der Hauptgrund ist simpel und ärgerlich: bei den Auswahlprüfungen im Juni haben deutlich weniger Bewerber bestanden als erwartet. Offizielle Zahlen zeigen, dass der Anteil unbesetzter Posten deutlich über dem spanischen Durchschnitt liegt – mehr als doppelt so hoch, um genau zu sein. Das spürt man in der Schulpraxis: Stundenpläne werden umgekrempelt, Fächer zusammengelegt oder Klassen häufiger geteilt.

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Besonders prekär ist die Lage auf den Pityusen: Ibiza und Formentera. Dort fehlen nicht nur Spanisch- oder Mathelehrkräfte, sondern auch Spezialisten für naturwissenschaftliche Fächer und Fremdsprachen. Kleine Inseln, wenige Bewerber – die Rechnung geht nicht auf.

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Vertretungslehrer als Notlösung

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Was überrascht: Viele Kandidaten, die die Prüfungen nicht bestanden haben, sollen trotzdem ab September als Vertretungslehrer eingesetzt werden. Ich habe mit einer Lehrerin aus Palma gesprochen, die meint: \"Das ist kurzfristig eine Lösung, aber für langfristigen Unterricht nicht ideal.\" Vertretungskräfte tun ihr Bestes, doch Kontinuität und Erfahrung fehlen oft.

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Die Gewerkschaft CCOO fordert deshalb ein Umdenken: Die Prüfungen müssten praxisnäher sein und den Alltag im Klassenzimmer besser abbilden. Nur so könnten mehr Bewerber bestehen und langfristig eingestellt werden. Das Argument klingt einleuchtend, aber die Umsetzung ist komplex – Curricula, Prüfungsformen und Ausbildungseinrichtungen müssten mitgezogen werden.

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Was heißt das für Eltern und Schüler?

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Eltern berichten von Unsicherheit: Wer übernimmt den Chemieunterricht für die Oberstufe, wenn eine Stelle monatelang vakant bleibt? Schulexpertinnen schlagen vor, verstärkt auf lokale Auszubildende und Quereinsteiger zu setzen – mit betreuten Einarbeitungsphasen. Das wäre ein Kompromiss: schnelle Hilfe plus Qualitätskontrolle.

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Besonders betroffen sind Fächer mit spezialisierten Lehrplänen. In kleineren Orten werden einige Kurse gar nicht angeboten, weil kein passender Lehrer gefunden werden konnte. Schüler, die sich fürs Abi vorbereiten, spüren diese Lücken schnell.

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Ein Aufruf zur Kooperation

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Kurzfristig wird viel improvisiert. Langfristig braucht es mehr Bewerber und sinnvollere Prüfungen – so die einhellige Meinung von Lehrern, Schulleitungen und Gewerkschaften. Und ja: Die Inselregierung steht in der Pflicht, schneller und flexibler zu reagieren. Sonst bleibt der Unterricht dort, wo er hingehört: bei den Kindern.

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Ich bleibe dran und frage in den kommenden Wochen bei Bildungsbehörde und Schulen nach – damit der Start ins neue Schuljahr nicht an Lehrermangel scheitert.