Die Universität der Balearen plant, die Dauer der Lehramtsstudiengänge zu verlängern. Studierende, Schulen und Gemeinden reagieren unterschiedlich.
Studium länger, Vorbereitung gründlicher
\nAn einem windigen Vormittag in Palma hört man die Debatte schon in den Cafés an der Plaça d’Espanya: Die Universität der Balearen (UIB) schlägt vor, die Lehramtsstudiengänge für Vorschule und Primarstufe künftig auf fünf Jahre auszudehnen. Man sagt, das Ziel sei schlicht: bessere Vorbereitung für den oft turbulenten Schulalltag.
\nMehr Zeit für Praxis, neue Themen im Stundenplan
\nIm Kern geht es um mehr Praxissemester, längere Schulpraktika und die Aufnahme zeitgemäßer Inhalte. Künstliche Intelligenz, inklusive Pädagogik und Nachhaltigkeit sollen tiefgehender vermittelt werden. Studierende sollen nicht nur Theorien kennen, sondern echte Klassenzimmerluft schnuppern – mehrere Wochen hintereinander, nicht nur einzelne Blocktage.
\nEine Dozentin, die ich auf dem Campus beim Espresso treffe, sagt trocken: „Man merkt, wer kommt, um zu unterrichten, und wer nur Prüfungen bestehen will.“ Das soll sich ändern. Mehr Tutorien, individuelle Betreuung, Supervision während der Praktika – das sind die Schlagworte.
\nWie reagieren Betroffene?
\nDie Reaktionen sind gemischt. Manche Studierende fürchten höhere Studienkosten und späteren Berufseinstieg. Eltern und Schulleiter hingegen begrüßen den Plan: „Gut ausgebildete Lehrer merken Kinder sofort“, meint ein Grundschulrektor im Westen der Insel.
\nAuch andere spanische Universitäten unterstützen die Idee, berichten Stimmen aus dem akademischen Netz. Ein gemeinsamer Konsens könnte im November fallen, wenn die UIB den Vorschlag offiziell beschließt.
\nWas würde sich praktisch ändern?
\nKonkrete Punkte: längere Praxisphasen, fächerübergreifende Seminare zu digitaler Bildung, zusätzliche Module für Inklusion und nachhaltiges Handeln in Schulen. Außerdem wird über Kooperationen mit lokalen Schulen und regionalen Bildungsämtern gesprochen – damit Theorie und Praxis nicht aneinander vorbeilaufen.
\nEin kleines Problem: Die Infrastruktur. Mehr Praktika bedeuten mehr Mentorinnen und Mentoren in den Schulen, zusätzliche Prüfungs- und Betreuungsressourcen an der Hochschule. Das kostet Zeit und Geld. Auf der Insel fehlt ohnehin hin und wieder Personal – das ist keine neue Sorge.
\nEin Schritt, kein Allheilmittel
\nDie Verlängerung soll nicht alles lösen. Lehrerbedarf, Arbeitsbedingungen und die Bezahlung bleiben zentrale Baustellen. Trotzdem: Wer morgens um 8 Uhr durch Palmas Straßen läuft und Kindern mit Ranzen begegnet, merkt schnell: Gut vorbereitete Lehrkräfte würden den Alltag deutlich entlasten.
\nOb der Plan wirklich hilft, sehen wir spätestens mit den ersten Absolventen aus dem neuen Modell. Bis November bleibt Zeit für Nachbesserungen, Diskussionen und – hoffentlich – realistische Finanzpläne.
\nWas Sie als Leser wissen sollten: Die UIB plant die Änderung, andere Unis sind offen, das endgültige Modell wird voraussichtlich im November entschieden. Auf Mallorca bleibt die Debatte lebendig – und wohl auch ein wenig leidenschaftlich.
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