So viel Sonne — und so wenig Photovoltaik: Auf den Flachdächern von Palma tut sich fast nichts. Gründe sind Bürokratie, Kosten und fehlende Anreize.
Palma im Abendlicht — und trotzdem bleibt die Energie liegen
Letzte Woche stand ich auf der Dachterrasse einer kleinen Bar in der Altstadt, die Luft roch nach gegrilltem Fisch und chlorfreiem Meerwasser. Die Leute nippten an Drinks, die Handys blinkten, und der Blick wanderte automatisch über ein Meer aus Plattenbauten und Terrassen. Überall freie Fläche, fast überall ungenutzt. Die Sonne schickt hier im Schnitt gut sieben Stunden an nutzbarem Licht pro Tag — und trotzdem sind Solarpaneele auf Mehrfamilienhäusern Seltenheit.
Woran liegt’s? Ein Mix aus Kosten, Papierkram und Hemmungen
Bei drei Cappuccinos habe ich mit einem Installateur gesprochen, der seit Jahren Solaranlagen montiert. Seine Kurzfassung: Die Hürden fangen bei den vollen Formularordnern an und hören bei der Wirtschaftlichkeit auf. Die Anmeldung einer kleineren Anlage kann schnell 1.500–2.000 Euro an Bürokratiekosten fressen. Dazu kommen oft städtische Auflagen in Vierteln wie Son Espanyolet oder Santa Catalina, wo zusätzliche Genehmigungen nötig sind.
Das Resultat ist sichtbar: Die Balearen produzieren derzeit rund 300 Megawatt Photovoltaik — Ziel sind 1.000 MW bis 2030. Auf nationaler Ebene müssen 35 Prozent der Energie bis dahin aus Erneuerbaren stammen, aktuell sind es etwa 16 Prozent. Gleichzeitig stieg der Stromverbrauch hier im Juni um fast 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr — Klimaanlagen machen das im Sommer.
Der Blick nach Norden
In Deutschland sind inzwischen über eine Million Kleinanlagen gemeldet (Stand Mitte 2025). Dort gibt es Förderkredite, Einspeisevergütungen und oft kommunale Programme. Auf Mallorca fehlt dieses abgestimmte Paket. Stattdessen trifft man auf lange Meldeschleifen, einen dominanten Netzbetreiber und nur noch vereinzelte Subventionen — nicht besonders motivierend, wenn man neben der normalen Hausverwaltung noch Nachbarn überzeugen muss.
Was helfen würde — praktisch, nicht nur politisch
Ein paar Ideen, die von Installateuren und Hausverwaltern genannt wurden: vereinfachte Meldeverfahren, Mustervereinbarungen für Eigentümergemeinschaften, steuerliche Anreize oder zinsgünstige Kredite für PV plus Speicher. Auch Informationsangebote vor Ort — Termine in Stadtteilen, wo man Kosten, Ersparnis und Technik erklärt — würden viele Unsicherheiten ausräumen.
Ein kleines Rechenbeispiel: Gerade im Hochsommer läuft hier die meiste Elektrik in Klimageräten. Würden viele Dächer genutzt, ließe sich ein großer Teil dieses Peaks vor Ort abfedern. Das spart nicht nur Geld, sondern macht das Netz stabiler.
Fazit
Mallorca hat Sonne im Überfluss und Dächer in Hülle und Fülle. Was fehlt, ist ein praktikabler Weg, der Politik, Handwerk und Anwohner zusammenbringt — plus klare Anreize, die das Investment rechnen lassen. Solange die Bürokratie größer erscheint als der Nutzen, bleiben viele Kollektoren eben nur ein schöner Plan über Palma.
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