Mandelernte 2025 auf Mallorca: Weniger Ertrag, höhere Preise, was nun?

Mandelernte 2025: Zwischen Sorge und Chance für Mallorcas Landschaft

👁 5387✍️ Autor: Adriàn Montalbán🎨 Karikatur: Esteban Nic

Die Mandelernte 2025 brachte rund 1,3 Millionen Kilogramm – etwa zehn Prozent weniger als 2024. Auf den Plantagen rund um Campos mischen sich Erleichterung und Sorge. Was jetzt nötig ist, damit Mandelbau krisenfester wird.

Mandelernte 2025 beendet: Erleichterung mit Fragen im Gepäck

An einem der letzten Herbstmorgen konnte man noch das Knattern der Traktoren hören, die Zufahrtswege rund um Campos waren voller Säcke und Netze. Unter den Bäumen klopften Familienmitglieder die letzten Früchte aus den Netzen, dann senkte sich wieder Ruhe über die Plantagen. Die Bilanz: rund 1,3 Millionen Kilogramm Mandeln — knapp zehn Prozent weniger als im Vorjahr. Erleichterung, dass die Ernte im Kasten ist. Und gleichzeitig dieses mulmige Gefühl, wenn man das Rascheln der Blätter hört und im Kopf schon die Rechnung aufmacht.

Leitfrage: Wie machen wir den Mandelbau auf Mallorca krisenfester?

Das ist die Frage, die in den Bars von Campos bis in die Cafés von Palma diskutiert wird. Es sind nicht nur die nackten Zahlen. Die Ursachen sitzen überall: unregelmäßige Frühlingsniederschläge, ein kurzer Hitzeschub zur Blüte, später Regen, der die Schoten verzögerte. Einige Bäume trugen dieses Jahr schlicht weniger Früchte. Klimatische Schwankungen sind längst Alltag geworden — aber das Wetter erklärt nicht alles.

Mehr als nur Wetter: Alternde Betriebe und fehlende Verarbeitung

Öffentlich wird oft über Klima und Preise gesprochen. Zwei andere Probleme bleiben dagegen in den Hintergrund: die Alterung der Betriebsführungen und fehlende Verarbeitungs‑ und Vermarktungsstrukturen auf der Insel. Viele Höfe sind klein, vererbt und werden von älteren Besitzerinnen und Besitzern geführt. Junge Leute ziehen eher nach Palma oder ins Gastgewerbe. Gleichzeitig verlässt die Nuss die Insel meist roh. Rösten, Verpacken, Markenbildung — die wertschöpfenden Schritte finden häufig auf dem Festland statt. Das heißt: ein großer Teil des Gewinns wandert ab, während die Terrassen und Täler in der Serra de Tramuntana das Aushängeschild bleiben.

Wasser ist nicht nur Leitung: Rechte, Speicher, Prioritäten

Das Wassermanagement klingt banal, ist es aber nicht. Es geht nicht nur um Bohrungen und Leitungen, sondern um Eigentumsrechte, regionale Speicher und lokale Koordination. Wer bekommt das Wasser in trockenen Sommern? Wer trägt die Kosten für Infrastruktur? Diese Fragen entscheiden über Anbauentscheidung und Existenz — und werden selten an den Markttischen verhandelt.

Preise steigen — was heißt das für Gastronomie und Gäste?

Weniger Angebot treibt die Preise. Händler melden deutlich höhere Einkaufspreise, Direktvermarkter signalieren das Gleiche. Die lokale Genossenschaft fordert deshalb verstärkte Abnahme durch Hotels und Restaurants. Ein direkter Absatz an die Gastronomie würde Erträge stabilisieren und Lieferketten verkürzen. Doch dafür braucht es verlässliche Mengen, Qualitätsstandards und faire, langfristige Verträge. Für Gäste bedeutet das konkret: Mandelgerichte und -snacks könnten teurer werden. Unschön für den Geldbeutel, aber positiv für die Insel: Jeder Euro, der für lokale Produkte ausgegeben wird, bleibt eher auf Mallorca und sichert Arbeitsplätze sowie die Kulturlandschaft.

Konkrete Schritte, die jetzt Sinn machen

Es gibt pragmatische Maßnahmen, die schnell Wirkung zeigen könnten. Förderung für Micro‑Röstereien und Verpackungsbetriebe täte der Insel gut; gemeinsame Lager‑ und Trockenkapazitäten – zum Beispiel in Regionen wie Campos – könnten Verluste mindern. Zuschüsse für Tröpfchenbewässerung und Regenwasserspeicher sind ebenso wichtig wie ein einfaches Herkunftslabel, das in Hotels und auf Märkten sichtbar wird. Kooperationen zwischen Genossenschaften und Hotelketten, mit langfristigen Abnahmeverträgen, würden Preisvolatilität dämpfen.

Außerdem braucht es Beratungsprogramme für junge Landwirtinnen und Landwirte, finanzielle Anreize für klimaresistente Sorten und einen Ausbau der Agrarversicherung gegen Wetterextreme. EU‑ und Landesmittel sind vorhanden; entscheidend ist, dass sie gezielt, schnell und mit möglichst wenig Bürokratie eingesetzt werden.

Zwischen Tradition und Wertschöpfung: Chancen nutzen

Es ist kein Entweder‑Oder. Viele Mallorquinerinnen und Mallorquiner haben bereits begonnen, Mischkulturen zu pflegen, Bodenbedeckung zu nutzen und Saatgut auszutauschen. Kleinere Initiativen zeigen, wie man Bäume so kultiviert, dass sie Trockenphasen besser überstehen. Am Markt fällt auf: Handgeröstete, naturbelassene Mandeln finden mehr Abnehmer. Das ist eine Chance für höhere Wertschöpfung direkt vor Ort — und für ein Mallorca, das nicht nur Postkartenmotive, sondern echte Produkte verkauft.

Wer morgens an einer Plantage vorbeifährt, hört nicht nur das Rascheln der Blätter, sondern auch das leise Kopfrechnen der Landwirtinnen und Landwirte: Lohnt sich die Arbeit in diesem Jahr? Die Antwort sollte nicht allein vom Wetter abhängen. Wenn Politik, Gastronomie und Produzenten jetzt zusammenrücken, kann aus der diesjährigen kleineren Ernte eine Chance werden — für stabilere Einkommen, stärkere regionale Produkte und eine widerstandsfähigere Kulturlandschaft. Ein kleiner Tipp zum Schluss: Beim nächsten Marktbesuch nach dem Herkunftsstempel fragen. Es hilft mehr, als man denkt — und schmeckt meistens besser.

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