Ein unerwarteter Anziehungspunkt bei Palma
Wer vor ein paar Monaten noch dachte, auf Mallorca müsse alles Meerblick haben, wurde eines Besseren belehrt. Direkt an der Ma-19, zwischen Flughafen und Industriegebiet, hat sich ein ungewöhnlicher Ort etabliert: ein Auto- und Eventzentrum, das in kurzer Zeit deutlich mehr Menschen anzieht, als viele erwartet hätten.
Zahlen, die staunen lassen
Die nackte Zahl geht schnell herum: rund 140.000 Besucher in den ersten fünf Monaten. Für so einen Standort ist das nicht selbstverständlich. Klar, es stehen keine Klippen und keine Tramuntana im Rücken — aber glänzende Oldtimer, knarrende Harleys und 60 gläserne Einstellboxen sprechen ihre eigene Sprache. Viele dieser High-End-Garagen sind bereits vermietet, die Warteliste wächst.
Mehr als nur Schau und Schrauben
Vor Ort wirkt alles etwas wie eine Mischung aus Werkstatt, kleiner Messehalle und Gastro-Spot. Es gibt eine große Eventhalle für Präsentationen (knapp 2.350 m²), eine Werkstatt, einen Showroom und das kleine "Motorworld Inn" mit Schnitzel, Burgern und hausgemachter Pasta — rustikal serviert, wie aus einer Werkbank gezupft. Der Eintritt ist kostenlos, das macht den Besuch für Familien und Neugierige sehr niedrigschwellig.
Das Programm ist nicht zufällig: Tapas-Abende, regelmäßige Sonntags‑Breakfast‑Clubs und eine späte Donnerstagssession, die sich an ein jüngeres Publikum richtet. Diese Formate sorgen dafür, dass das Gelände lebendig bleibt — nicht nur am Wochenende.
Halb Insel, halb international
Interessant ist das Publikum: Etwa die Hälfte scheint lokal, die andere Hälfte international zu sein. Touristen bleiben hängen, aber auch viele Bewohner aus Palma und Umgebung kommen absichtlich vorbei. Hinter den Kulissen arbeitet ein erstaunlich kleines Team — sieben Leute kümmern sich um Facility, Events und Organisation. Bei 13.000 m² Nutzfläche klingt das fast wie ein kleines Wunder, aber es funktioniert.
Ein Test für größere Schritte
Für die Betreiber ist Mallorca ein Versuchsfeld. Die Idee: Ein Konzept hier erfolgreich machen und daraus lernen. Es gibt bereits Pläne, zusätzliche Stellflächen für Wohnmobile und Boote zu schaffen — Signale, die Investoren gern hören. Gleichzeitig sucht das Team noch nach internationalem Aufschlag: Großereignisse und Messen sollen das Profil schärfen.
Ich war an einem regnerischen Dienstag gegen 11:30 dort: Es roch nach Öl und Espresso, ein Junge drückte begeistert auf eine Hupe, und an der Kasse diskutierte ein Paar leise über einen Alfa im Showroom. Solche kleinen Szenen sagen mehr als Zahlen: Motorworld ist kein reines Museum, sondern ein lebendiger Ort, an dem sich Schrauber, Händler, Eventmanager und Neugierige begegnen.
Ob das Konzept auf Dauer trägt? Die ersten Monate sprechen dafür. Und wer weiß — vielleicht parken hier in ein paar Jahren Oldtimer neben Wohnmobilen aus ganz Europa.