„Wir können nachts nicht mehr schlafen“
Am späten Samstagvormittag trafen sich Anwohner aus den Vierteln am Paseo de es Carnatge zu einer spontanen Aktion. Mit einfachen Messgeräten, Stoppuhren und jeder Menge Geduld zählten sie Starts und Landungen – im Minutentakt, wie viele vor Ort sagen. "Um vier Uhr früh fühlt sich unser Schlafzimmer an wie eine Werkstatt", erzählt María, die seit zwölf Jahren an der Küste wohnt. Man hört das in den Stimmen: müde, ein bisschen gereizt, aber bestimmt.
Messwerte, Beschwerden, Gesundheit
Die Messungen, die die Initiative vorlegte, liegen deutlich über dem, was viele als erträglich ansehen. In Außenbereichen wurden Spitzenwerte gemessen, die mehrere Dutzend Dezibel über empfohlenen Nachtwerten liegen. In Schlafzimmern berichten Anwohner von regelmäßig gemessenen Werten um die 60–75 Dezibel; das reicht nachweislich, um Schlafrhythmen zu stören. Insgesamt sind laut Schätzung fast 19.000 Menschen in den betroffenen Stadtteilen unmittelbar belastet.
Die WHO empfiehlt für die Nacht rund 40 Dezibel – die EU legt einen groben Richtwert von 55 Dezibel fest. "Bei uns wird das regelmäßig übertroffen", sagt ein Sprecher der Nachbarschaftsgruppe. Die Bewohner verweisen auf Studien, die Stress, Bluthochdruck und andere Gesundheitsprobleme mit dauerhafter Lärmbelastung in Verbindung bringen.
Was die Menschen fordern
Die Kernaussage der Protestierenden: keine Starts und Landungen zwischen 23:00 und 06:00 Uhr. Das ist keine neue Forderung, in vielen europäischen Städten gelten bereits Ruhezeiten für Flughäfen. Die Gruppe betont, dass es ihnen nicht um Stoppen des Betriebs generell geht, sondern um Schutz der Nachtruhe. Einige Touristinnen und Touristen, die zufällig vorbeikamen, nickten zustimmend: "Wenn ich Urlaub mache, will ich schlafen – nicht am Flughafen stehen", sagte ein Mann mit Koffer.
Behörden, Flughafenbetreiber und die nächste Schritte
Offizielle Stellen wurden aufgefordert, Studien vorzulegen oder neue Messreihen anzustoßen. Bislang, so die Aktivisten, gibt es auf den Balearen keine umfassende Langzeituntersuchung zu den gesundheitlichen Folgen des Fluglärms. Forderungen laufen nun an Stadtverwaltung, Inselregierung und Betreiber AENA.
Was als nächstes passiert, ist offen. Rechtliche Schritte, Petitionen und Dialogrunden werden diskutiert. Und währenddessen versuchen die Menschen hier, wieder zur Ruhe zu finden – mit Ohrstöpseln, geschlossenen Fenstern und der Hoffnung, dass die Nacht bald wieder Nacht heißt.
Ein Lokalstimmungsbild: Die Stimmung ist sachlich, aber angespannt. Auf der Plaza vor einer Bar diskutierten ältere Bewohner über Altersruhezeiten, junge Eltern über Babyflaschen im Halbschlaf. Es sind keine einfachen Lösungen – aber es ist eine Forderung, die nach Antworten verlangt.