Die Balearenregierung plant ein 26-Millionen-Euro-Krankenhaus in Felanitx für chronisch kranke Menschen aus dem Llevant. Ein Schritt nach vorn — doch Finanzierung, Personal und Anbindung werfen Fragen auf.
Ein neues Krankenhaus in Felanitx: Viel Hoffnung, klare Fragen
Die Nachricht klang gut an einem lauen Morgen in Felanitx: 26 Millionen Euro sollen in eine neue medizinische Einrichtung fließen, die chronisch kranke Patientinnen und Patienten aus dem Llevant betreuen soll. Auf den Plätzen hört man die Kirchenglocken, die Eismaschine am Plaça del Quarter rattert, und die Menschen diskutieren – zurecht. Die zentrale Frage lautet: Ist dieses Projekt die beste Antwort auf die Gesundheitsbedürfnisse einer alternden Region, oder bleibt vieles im Nebel der Planung?
Warum das Krankenhaus nötig sein soll
Die Zahlen sind eindeutig: Der Llevant, mit Städten wie Manacor, Santanyí, Son Servera und eben Felanitx, versorgt rund 140.000 Menschen. Ein hoher Anteil davon ist über 65. Die Regierung argumentiert, dass spezialisierte Betten und Pflegekapazitäten für chronisch Erkrankte fehlen und dass ambulante Strukturen allein nicht ausreichen. Das geplante Haus mit etwa 100 Einzelzimmern setzt auf Privatsphäre und spezialisierten Komfort – ein spürbarer Unterschied zu klassischen Mehrbettstationen.
Was in der öffentlichen Debatte oft untergeht
Viele begrüßen die Investition, doch es gibt Aspekte, die wenig Beachtung finden: Wer wird das Personal stellen? Wie sollen Transport und Erreichbarkeit für ältere Menschen ohne Auto organisiert werden? Wie fügt sich das neue Haus in das bestehende Netz von Gesundheitszentren, Hausärzten und dem Krankenhaus von Manacor ein? Und nicht zuletzt: Wie nachhaltig ist die Finanzierung nach der Bauphase?
Ohne ausreichendes Pflege- und ärztliches Personal droht andernfalls ein Neubau wie ein schönes, aber leeres Haus zu wirken. Auf den Straßen von Felanitx hört man oft, dass junge Pflegerinnen und Pfleger auf die Inseln kommen, aber die Bindung an den Arbeitsplatz fehlt — Pendeln, Schichtarbeit und die Lebenshaltungskosten sind reale Hürden.
Risiken und mögliche Auswirkungen
Ein größeres Zentrum kann Vorteile bringen, aber auch Verdrängungseffekte haben: Werden bestehende Ambulanzen und kleinere Kliniken ausbluten, weil Patienten in das neue Haus gelenkt werden? Oder entsteht ein Netzwerk, das Pflege und Rehabilitation stärkt? Außerdem sind Bauprojekte auf Mallorca nicht immun gegen Verzögerungen — von Genehmigungen bis zu Lieferengpässen. Ein 20-monatiger Bauplan klingt ambitioniert; frühere Projekte auf der Insel haben gezeigt, dass Termine gern verschoben werden.
Konkrete Vorschläge statt vager Versprechen
Wenn die Balearenregierung wirklich eine nachhaltige Lösung will, braucht es mehr als Beton und Zimmernummern. Ein paar konkrete Ideen aus der Region:
1. Personaloffensive: Gezielt Ausbildungsplätze, Stipendien und Wohnangebote für Pflegekräfte schaffen, um langfristige Bindung an die Insel zu erreichen.
2. Vernetzung statt Konkurrenz: Klare Kooperationsverträge mit dem Krankenhaus in Manacor, lokalen Centros de Salud und Reha-Einrichtungen, damit Patientensteuerung und Verweildauern sinnvoll geregelt werden.
3. Mobilität für Patienten: Ein Shuttle-System und Kooperationen mit gemeindlichen Fahrdiensten, damit ältere Menschen aus Santanyí oder Son Servera ohne Hürden vorstellig werden können.
4. Telemedizin und Tageskliniken: Nicht alle chronischen Fälle brauchen stationäre Betten — ambulante Programme, Telemedizin und Tagesbehandlungen können Kosten senken und die Lebensqualität verbessern.
5. Transparenz und Bürgerbeteiligung: Ein öffentlich zugänglicher Bau- und Finanzierungsplan sowie lokale Beiräte, in denen Bürger, Pflegepersonal und Ärzte mitreden können.
Was auf der Insel besonders beachtet werden muss
Mallorca ist nicht Madrid: Inselklima, saisonale Personalfluktuation, enge Straßen und verstreute Orte verändern die Anforderungen an ein Krankenhaus. Wenn man morgens am Hafen von Porto Colom dem Wind lauscht oder auf dem Weg nach Son Servera die Kiefern riecht, merkt man: Lösungen müssen lokal gedacht sein. Ein modernes Haus hilft nur, wenn es Teil eines Netzwerks wird, das die Mobilität, Prävention und häusliche Pflege stärkt.
Blick nach vorn
Der geplante Start der Bauarbeiten bis Jahresende und eine mögliche Eröffnung Anfang 2027 sind ein realistisches Ziel — sofern Planung, Ausschreibungen und Personalrekrutierung Hand in Hand gehen. Für die Menschen im Llevant wäre ein gut funktionierendes Zentrum ein echter Gewinn: weniger Fahrten nach Manacor, spezialisiertere Nachsorge und mehr Ruhe in privaten Zimmern. Aber das Vertrauen der Bevölkerung hängt davon ab, dass die Verantwortlichen jetzt konkrete Antworten liefern — nicht erst, wenn die Bagger rollen.
Was denken Sie? Ist das Krankenhaus überfällig, oder sollten andere Prioritäten wie ambulante Versorgung oder Personalförderung Vorrang haben? Die Diskussion in den Cafés von Felanitx hat gerade erst begonnen.
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