Ringautobahn: Neue Fußgängerbrücken — Sicherheit oder Schnellschuss?

Ringautobahn: Neue Fußgängerbrücken — Sicherheit oder Schnellschuss?

👁 2345✍️ Autor: Ricardo Ortega Pujol🎨 Karikatur: Esteban Nic

Der Inselrat plant drei neue Fuß- und Radfahrerbrücken über die Via de Cintura zwischen Son Rossinyol und IKEA. Budget: 2,7 Millionen Euro. Wir prüfen, was fehlt.

Ringautobahn: Neue Fußgängerbrücken — Sicherheit oder Schnellschuss?

Mallorcas Inselrat will drei Fuß- und Radfahrerbrücken über die Via de Cintura zwischen dem Industriegebiet Son Rossinyol und dem IKEA komplett neu bauen lassen. Die Übergänge sind etwa 30 Jahre alt; die Brücke beim IKEA war vor etwa einem Jahr nach einem Lkw-Unfall eingestürzt. Für das Projekt sind 2,7 Millionen Euro veranschlagt, außerdem soll eine ähnliche Brücke an der Flughafenautobahn bei Can Pastilla ersetzt werden.

Leitfrage

Reichen 2,7 Millionen Euro, um nicht nur die sichtbaren Schäden zu beheben, sondern dauerhafte Sicherheit, Barrierefreiheit und Wartungsfähigkeit zu gewährleisten?

Kritische Analyse

Neu bauen klingt einfach. In der Realität entscheidet die Wahl von Material, Neigung der Rampen, Entwässerung und Wartung darüber, ob eine Brücke in fünf oder in 50 Jahren wieder zum Problem wird. Metallkonstruktionen sind leichter und erlauben schlankere Bauweisen. Sie rosten aber, wenn Beschichtungen nicht auf salzige Luft und heißen Sommer ausgelegt sind. Flachere Rampen helfen Fußgängern und Radfahrern — für Menschen mit Kinderwagen oder Rollstuhl sind steile Übergänge ein echtes Hindernis.

Die Notiz, dass die Brücken beleuchtet werden sollen, ist wichtig; schlechte Sicht ist nachts eine Unfallursache. Doch Licht hilft nur, wenn es richtig platziert, blendfrei und energieeffizient ist. Eine LED-Installation ohne Ausfallkonzept ist schnell dunkel. Und wer kümmert sich später um kaputte Leuchten, Aufkleber, Vandalismus?

Was im öffentlichen Diskurs fehlt

Meist konzentriert sich die Debatte auf Baukosten und Fertigstellungstermine. Es fehlt aber die Diskussion über langfristige Betriebs- und Wartungskosten, die konkrete Zugänglichkeit für alle Nutzergruppen und die Verkehrsführung während der Bauphase. Ebenso selten wird gefragt, wie Lieferverkehr, Fahrradpendler und Fußgänger sicher umgeleitet werden, ohne dass die höherrangige Straße noch weit mehr belastet wird.

Eine Alltagsszene aus Palma

Am späten Nachmittag, wenn die Sonne flach über Son Rossinyol steht, rattern die Lastzüge vorbei, Bremsscheiben quietschen an der Ausfahrt zum Gewerbegebiet. Vor dem ehemaligen Brückenstandort beim IKEA halten Lieferanten, Rentner mit Einkaufstaschen zögern am Fahrbahnrand, ein Junge schiebt sein Fahrrad unsicher die Böschung hoch. Die provisorischen Umwege sind kurz, aber ungerecht: Wer schneller ist, kommt durch; wer langsamer oder mobilitätseingeschränkt, bleibt zurück.

Konkrete Lösungsansätze

1) Wartungsfonds einplanen: Mindestens 10–15% der Baukosten sollten für die ersten zehn Jahre Wartung reserviert werden. 2) Technische Vorgaben: Korrosionsschutz speziell für Meeresnähe, modulare Bauteile für einfache, schnelle Reparaturen und rutschfeste Beläge. 3) Barrierefreiheit: Rampen mit maximal etwa 5% Neigung oder längere Rampen mit Ruheflächen, breite Wege (mindestens 3 Meter) für Begegnungsverkehr von Radlern und Fußgängern. 4) Beleuchtung & Sicherheit: gleichmäßige, blendfreie LED-Beleuchtung, Notrufpunkte und eine halbjährliche Inspektion der Elektrik. 5) Baustellenmanagement: temporäre, sichere Fußgängerführungen, klare Beschilderung und Kontrollen zur Tempoabsenkung an den Umleitungsstellen. 6) Bürgerbeteiligung: Info-Stände vor Ort, kurze Online-Skizzen, zwei Monate Einspruchsfrist, damit Anwohner und Gewerbetreibende praktische Einwände einbringen können.

Fazit

Der Austausch der Brücken ist notwendig. Ob er gut gelingt, hängt nicht allein vom Geld, sondern von Entscheidungen zu Material, Wartung und Nutzerinnenfreundlichkeit ab. Wer jetzt nur an den sichtbaren Neuanstrich denkt, riskiert, bald wieder vor provisorischen Sperren zu stehen. Ein solides Stück Infrastruktur braucht Planung mit Augenmaß — und Leute, die nach dem Bau dranbleiben.

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