Ein Eurowings-Flug aus Dresden brach kurz vor der Landung in Palma durch. Warum solche Durchstarts passieren, wie sicher sie sind — und was die Insel daraus lernen sollte.
Herzklopfen über Son Sant Joan: Warum der Eurowings-Flieger noch einmal hochzog
Es war der typische Abend auf Son Sant Joan: das entfernte Brummen der Triebwerke, ein leichter Westwind, der die Hitze des Tages noch nicht ganz vertrieben hatte, und die Straßenlaternen am Passeig Marítim, die langsam angehen. Dann ein kurzer Moment der Unruhe: Passagiere sahen die Lichter von Palma, bereiteten sich auf die Landung vor – und plötzlich gab die Maschine noch einmal Schub und zog elegant wieder Höhe. Ein Passagier in Reihe 22A fasste es knapp zusammen: „Wir sahen die Lichter, dann ging alles plötzlich nach oben.“
Solche Szenen erzeugen immer Herzklopfen, besonders bei Menschen, die selten fliegen. Ein kleiner Junge fragte laut: „Warum steigen wir wieder?“. Die Crew reagierte besonnen, informierte über Lautsprecher, erklärte kurz: Routine, alles in Ordnung. Das beruhigte viele, brachte andere zum Grübeln.
Die Daten sagen: kein technischer Defekt, sondern Abstandspflicht
Flugspurdaten zeigen ein klares Bild: Die Maschine näherte sich, bog nach Osten ab und drehte eine Schleife über die Inselmitte, bevor sie einen zweiten Anflug unternahm und sicher landete. Grund: Die vorgeschriebene Trennung zum vorausfliegenden Flugzeug hätte nicht mehr eingehalten werden können. Kurz: ein standardisiertes Durchstartmanöver. Ärgerlich für die Reisenden, aber ein Sicherheitsvorgang, wie er täglich an Flughäfen weltweit vorkommt.
Wichtig zu betonen: Es gab keine Hinweise auf technische Probleme oder akute Unwetter als Auslöser. Zwar hatte die Insel in den Tagen zuvor heftige Schauer gesehen, doch an diesem Abend war es primär das Zeit- und Abstandsmanagement im Anflugsequencing, das den Abbruch nötig machte.
Die Leitfrage – und was oft zu kurz kommt
Die zentrale Frage lautet nicht nur „Ist das gefährlich?“, sondern: Warum kommt es auf Mallorca häufiger zu solchen Manövern, und wie wird damit kommuniziert? Das ist kein Vorwurf gegen die Crew – im Gegenteil: Die Flugbegleiterinnen und Piloten handelten korrekt. Es geht um Systeme, Kapazität und Informationsfluss.
Was in den öffentlichen Schlagzeilen manchmal untergeht: Durchstarts sind eine Folge komplexer Koordination zwischen Airline, Flugsicherung und Flughafenbetrieb. Mallorca ist in der Hochsaison ein Engpass: enge Anflugkorridore, viele Urlaubsflieger, zeitliche Ballungen bei Ankunftsfenstern. Wenn ein Flug verspätet ist, kann das Kaskadeneffekte auslösen. Dann bleibt nur noch die Option, auf Höhe zu gehen, den Abstand wiederherzustellen und später sauber zu landen.
Was das für Mallorca konkret bedeutet
Für die Menschen an Bord sind Durchstarts unangenehm — sie verlängern die Reise, sorgen für Unsicherheit und erhöhen den Stress. Für Anwohner und Umwelt sind sie kein völlig neutrales Ereignis: jedes Wiederhochziehen kostet zusätzliche Treibstoff und verursacht kurzfristige Lärmespitzen über anderen Teilen der Insel.
Auf der anderen Seite ist die Sicht auf die Kathedrale La Seu oder die Sierra de Tramuntana beim zweiten Anflug für manchen Passagier ein schönes Bild – wenn auch mit leichter Ironie: Mallorca zeigt sich eben zwei Mal von seiner schönsten Seite.
Konkrete Chancen und Lösungsansätze
Der Vorfall bietet auch Ansatzpunkte, um Abläufe zu verbessern:
1. Besseres Slot- und Sequencing-Management: Eine feinere Abstimmung von Ankunftsfenstern – besonders in Randzeiten – kann Ballungen reduzieren und Durchstarts vermeiden.
2. Mehr Transparenz für Passagiere: Schnelle, verständliche Informationen über Lautsprecher oder per App reduzieren Ängste. Die gezeigte Crewkommunikation war ein gutes Beispiel.
3. Strategische Holding-Patterns statt kurzfristiger Durchstarts: Wo möglich könnten Flugzeuge bereits weiter draußen gehalten werden, um unnötige Manöver unmittelbar vor der Landung zu minimieren.
4. Umweltaspekte berücksichtigen: Weniger „Go-arounds“ würden Treibstoff sparen und lokale Lärmbelastung verringern. Das lässt sich in langfristigen Infrastruktur- und Betriebskonzepten einplanen.
Fazit: Ruhig bleiben, aber nachbessern
Der Vorfall am 13. Oktober war kein Drama, sondern ein funktionierendes Sicherheitssystem. Die Crew handelte professionell, die Maschine landete sicher. Gleichzeitig zeigt der kurze Schreck über Palma: Mallorca braucht nicht nur gutes Krisenmanagement an Bord, sondern auch vorausschauende Planung am Boden. Wenn wir künftig weniger Herzklopfen und weniger extra Runden sehen wollen, hilft ein besseres Timing am Boden, klare Information an die Passagiere und ein Blick auf die Umweltkosten jeder unnötigen Schleife.
Wer am Abend am Flughafen wartete, merkte oft kaum etwas – für die Menschen in den Sitzen war es ein Gesprächsthema für den Rest des Urlaubs. Und das ist vielleicht die beste Erinnerung an diesen kleinen Zwischenfall: Sicherheit kommt vor Bequemlichkeit. Dafür darf man dann auch kurz die Lichter von Palma aus der Ferne genießen.
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