Seekarte von 1447: Mallorca sichert Rosell-Blatt für Museu de Mallorca

Seekarte von 1447 kehrt auf die Insel zurück: Kauf bei Sotheby's sichert Kulturschatz für das Museu de Mallorca

👁 2176✍️ Autor: Adriàn Montalbán🎨 Karikatur: Esteban Nic

Der Inselrat hat bei einer Auktion in London eine Seekarte von Pere Rosell aus dem Jahr 1447 für rund 700.000 Euro erworben. Das Blatt wird künftig im Museu de Mallorca gezeigt und bringt ein Stück mittelalterlicher Seefahrtsgeschichte zurück auf die Insel.

Seekarte von 1447 kehrt auf die Insel zurück

Inselrat kauft Kartographenblatt von Pere Rosell bei Auktion in London – Ausstellungsort: Museu de Mallorca

Am Ende der Rambla, wo die Straßenbahnen leise klicken und aus den Cafés am Passeig des Born noch Kaffeegeruch in die kühle Luft steigt, ist seit Dienstagabend ein kleines Stück Geschichte spürbar näher: Der Inselrat hat bei einer Auktion in London ein nautisches Blatt aus dem Jahr 1447 erworben. Die Tafel, gezeichnet von dem Kartografen Pere Rosell, soll künftig im Museu de Mallorca der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Das Papier stammt aus dem 15. Jahrhundert und zeigt weite Teile des Mittelmeers; der Umriss der italienischen Halbinsel mit Sizilien ist deutlich zu erkennen. Fachleute schätzen solche Blätter nicht nur wegen ihres Alters, sondern auch wegen der Informationen, die sie über damalige Routen, Häfen und das Wissen der Seefahrer liefern. Die Inselverwaltung bezahlte nach Angaben aus der Sitzung rund 700.000 Euro bei der Versteigerung in London, um das Dokument nicht dauerhaft in private Hände abwandern zu lassen.

Wer an einem Wintermorgen durch die Altstadt geht – Pflastersteine, Hundebellen, der Markt am Mercat de l'Olivar, der früh schon Hektik ausstrahlt – weiß: Materielle Zeugnisse helfen beim Verstehen. Eine Karte wie diese erinnert daran, dass Mallorca lange vor dem modernen Tourismus ein wichtiger Knotenpunkt in maritimen Netzen war. Solche Stücke erzählen von Kapitänen, von Hafeneinfahrten bei Nacht, von Geschichten, die sich nicht in Chroniken finden, sondern auf pergamenten Linien und Symbolen.

Für das Museu de Mallorca bedeutet der Erwerb einen Gewinn an Sichtbarkeit. Ein historisches Blatt dieser Art passt in eine Sammlung, die die Inselgeschichte vom frühen Mittelalter bis zur Neuzeit vermittelt. Weil die Karte nun der öffentlichen Hand gehört, eröffnet sich die Möglichkeit, sie konservatorisch zu betreuen, digital zu reproduzieren und für Forschung sowie Bildungsprogramme verfügbar zu machen. Schulklassen, Studierende und neugierige Besucher können künftig einen Blick auf praktisch greifbare Kartenproduktionen des 15. Jahrhunderts werfen.

Die Entscheidung des Inselrats wurde von Verantwortlichen der Kulturabteilung positiv aufgenommen; sie sehen in dem Kauf eine Chance, das kulturelle Gedächtnis der Insel zu stärken. Bei aller Freude an der Rückkehr des Blatts in eine öffentliche Sammlung ist klar: Ein solcher Erwerb ist nur der erste Schritt. Damit das Dokument langfristig zugänglich bleibt, braucht es passende Rahmenbedingungen – Klimaüberwachung, sichere Vitrinen, pädagogische Konzepte und regelmäßige Restaurierungsetats.

Alltagsbeobachtung am Rande: An kühlen Vormittagen kommen Bewohner und Residenten in die Nähe des Museums, um die Ruhe der Gassen zu genießen. Für sie sind lokale Sammlungsstücke mehr als Ausstellungsstücke – sie sind Identifikationspunkte, Gesprächsthemen bei einem Milchkaffee, Anlass für Plaudereien über Vorfahren, Seefahrt oder alte Hafennamen.

Warum das gut für Mallorca ist? Weil es den Blick auf eine längere Geschichte lenkt, als die oft schnelle Gegenwart zulässt. Eine gut kuratierte Karte kann Interesse bei Wissenschaftlern und Besuchern wecken, Kooperationen mit Universitäten anregen und Impulse für digitale Angebote geben: interaktive Karten, hochaufgelöste Scans, begleitende Workshops. So wird ein einzelnes Blatt zu einem Hebel für Bildung und Tourismus mit kulturellem Tiefgang.

Ausblick: In den kommenden Monaten wird das Museu de Mallorca die konservatorischen Schritte planen und ein Ausstellungsformat entwickeln, das das Blatt schützt und zugleich öffentlich vermittelt. Es wäre wünschenswert, wenn die Karte auch in moderierten Formaten an Schulen und in Veranstaltungen mit Bezug zur maritimen Geschichte eingebunden würde. Ein kleiner Rat an die Stadtspaziergänger: Beim nächsten Schluck Kaffee am Passeig des Born können Sie ruhig ein bisschen länger auf das Kopfsteinpflaster schauen – die Insel hält mehr Geschichten bereit, als uns auf den ersten Blick auffällt.

Die Rückkehr der Rosell-Karte ist kein Selbstläufer, aber ein guter Anfang: ein historisches Artefakt auf Mallorca, konserviert, zugänglich und bereit, neue Verbindungen zwischen Forschung, Bildung und Alltag zu schaffen.

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