Sencelles kauft prähistorische Höhle – Gemeinde sichert Kulturerbe

Sencelles rettet ein Stück Vergangenheit: Gemeinde kauft prähistorische Höhle

👁 5234✍️ Autor: Lucía Ferrer🎨 Karikatur: Esteban Nic

Für 36.000 Euro hat das Rathaus von Sencelles die Cova del Camp del Bisbe übernommen. Ein kleiner Kauf mit großer Wirkung: Archäologie, Lokalstolz und behutsame Öffnung stehen jetzt auf dem Plan.

Sencelles rettet ein Stück Vergangenheit: Gemeinde kauft prähistorische Höhle

Am Ortseingang von Sencelles, wo der Duft von Mandelblüten im Frühling und das leise Zirpen der Zikaden im Sommer die Luft füllen, ist diese Woche in den Gesprächen auf dem Dorfplatz etwas Besonderes angekommen: Das Rathaus hat die prähistorische Höhle Cova del Camp del Bisbe gekauft. 36.000 Euro, sagen die einen, kein Vermögen. Für eine kleine Gemeinde aber ein deutliches Zeichen: Unsere Geschichte bleibt hier.

Wie der Kauf zustande kam

Ohne Unterstützung vom Consell de Mallorca wäre die Übernahme kaum möglich gewesen, hört man aus dem Ayuntamiento. Die Förderung hat die Tür geöffnet, die Verwaltung den Schlüssel angefasst. Die Höhle liegt am Rand eines Feldwegs, eingerahmt von Trockenmauern und Mandelbäumen — ein Ort, an dem man beim Spaziergang leicht in eine andere Zeit versetzt wird. Bauern mit staubigen Schuhen, Hundegebell aus der Ferne, und über allem die ruhige Routine des Innenlands: genau dort lag ein Stück Inselgeschichte, das jetzt der Gemeinde gehört.

Was die Funde erzählen

Archäologische Untersuchungen begleiten die Cova del Camp del Bisbe seit 2013. Forscher stießen auf Knochenreste und Keramikscherben, datiert in die späte Bronzezeit, rund 1600 bis 1050 v. Chr. Solche kleinen Objekte wirken unscheinbar zwischen Mandelblättern und Schotter, ihr Wert für die Forschung aber ist groß: Sie geben Hinweise auf Haushalte, Tierhaltung und mögliche rituelle Praktiken. Für Archäologen sind solche Fundstellen wie Puzzleteile eines alten Alltags, der hier in den Staub geschrieben steht.

Was die Gemeinde plant — behutsam und lokal

Im Rathaus spricht man weniger von spektakulären Projekten als von Schutzmaßnahmen: Zugangskontrollen, Beschilderung, gelegentliche Führungen. Keine Massenströme, versichern die Verantwortlichen, sondern kontrollierte, erklärende Besuche — vielleicht mit Schulgruppen aus Sencelles und Umgebung. Die Idee ist, Wissen zu teilen, ohne den Ort zu überfordern. Informationsschilder sollen die Funde einordnen, erklärt und verständlich machen; Führungen könnten von lokalen Guides oder Archäologen begleitet werden.

Für Anwohner heißt das: mehr Arbeit an Verwaltung und Sicherung, ja. Aber auch ein neues Gefühl von Stolz. Wer morgens den Kaffee auf der Veranda trinkt, hört jetzt öfter: „Das ist unsere Höhle.“ Und solche Worte zählen, sagen die Nachbarn, fast genauso viel wie die Kaufpreis-Ziffer.

Mehr als nur ein Stück Land — Chancen für die Region

Der Kauf ist kein großes Museum und kein teures Prestigeprojekt. Gerade deshalb ist er wichtig: Handfeste Entscheidungen wie diese schaffen langfristig Schutz. Die Cova del Camp del Bisbe wird Teil der archäologischen Route Sencelles–Costitx — ein leiser Mehrwert für die Insel. Für das Dorf eröffnen sich Chancen: Bildungsangebote für Schulen, behutsamer Kulturtourismus für Gäste, die weniger an Partyszene als an Landschaft und Geschichte interessiert sind. Denkbar sind auch Nachmittage mit Vorträgen, kleine Events zur Inselarchäologie oder Tage der offenen Höhle, an denen lokale Handwerker und Bäuerinnen vor Ort zeigen, wie früher gelebt wurde.

Natürlich bleibt die Frage nach den laufenden Kosten: Sicherung, Pflege und eventuell weitere Grabungen kosten Geld. Hier sind langfristige Fördermittel, ehrenamtliches Engagement und Partnerschaften mit Forschungseinrichtungen gefragt. Wenn die Gemeinde, Schulen und lokale Vereine zusammenarbeiten, könnte aus dem Kauf mehr werden als nur der Erhalt eines Ortes — es könnte ein gemeinsames Lernprojekt entstehen.

Es ist eine stille, aber wirkungsvolle Annahme von Verantwortung: Gegen das Vergessen, für den lokalen Stolz. Und während die Sonne hinter den Tramuntana-Ausläufern langsam tiefer sinkt und die Mandeln im Abendlicht ein wenig golden aussehen, bleibt die Gewissheit, dass ein kleines Stück Inselgeschichte nun in kommunaler Hand sicher ist.

Das Ayuntamiento informiert in den kommenden Wochen über konkrete Schutzmaßnahmen und Besuchsregelungen.

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