Sóller: 24 Sozialwohnungen statt Parkplatz an der Plaça de les Teixidores

Sóller: Parkplatz weicht 24 Sozialwohnungen an der Plaça de les Teixidores

👁 2345✍️ Autor: Lucía Ferrer🎨 Karikatur: Esteban Nic

Die Gemeinde Sóller übergibt 3.200 m² an Ibavi: Auf der Plaça de les Teixidores sollen zwei Gebäude mit 24 Sozialwohnungen entstehen. Gute Idee — doch es bleiben offene Fragen zu Vergabe, Mobilität und Nachbarschaftsbeteiligung.

Parkplatz ade, Wohnungen willkommen — aber wie fair wird der Tausch?

An einem Samstagmorgen auf der Plaça de les Teixidores riecht man noch das frische Brot aus der kleinen Bäckerei an der Ecke, Kinder rennen mit Schulranzen über den Platz, und die Glocken der Kirche schlagen träge zur vollen Stunde. Bislang ist der große, offen liegende Parkplatz Teil dieses Alltagsbildes: praktisch, oft genutzt – und doch wenig charmant. Die Gemeinde hat das rund 3.200 Quadratmeter große Gelände nun an das regionale Wohnungsinstitut Ibavi übergeben. Geplant sind zwei Wohnblöcke mit insgesamt 24 Sozialwohnungen.

Worum es wirklich geht

Auf dem Papier klingt das schlicht und richtig: Autos weichen Menschen. Die Wohnungen mit ein bis drei Schlafzimmern sollen Platz für Singles, Paare und kleine Familien bieten. Im Erdgeschoss sind Läden und neue, öffentlich nutzbare Flächen vorgesehen. Doch die zentrale Frage bleibt: Wie sozial und nachhaltig wird dieses Projekt wirklich?

Sóller hat ein echtes Wohnungsproblem. Junge Familien, Arbeiter und Rentner mit kleiner Rente finden kaum Angebote im Ort. Ein städtischer Eingriff ist notwendig — das erkennt man hier oft beim Plaudern im Café, wenn das Gespräch auf hohe Mieten kommt. Trotzdem sind die Folgen komplexer als nur „mehr Wohnungen = gut“.

Was in der öffentlichen Debatte oft zu kurz kommt

Erstens: Vergabekriterien. Wer erhält die Schlüssel? Werden lokale Arbeitnehmer, langjährige Bewohner oder Menschen mit besonders niedrigem Einkommen bevorzugt? Ohne klare, transparente Regeln droht das Projekt, seine soziale Wirkung zu verwässern. Zweitens: Dauerhafte Erschwinglichkeit. Werden die Wohnungen für Jahrzehnte geschützt oder nur für eine begrenzte Zeit subventioniert?

Drittens: Mobilität. Der Verlust der Parkfläche verschiebt das Problem nur. Wo parken Kunden der Bäckerei, Besucher und Marktleute während und nach der Bauphase? Eine blanke Verlagerung von Autos in Nebenstraßen würde die Anwohner belasten. Viertens: Integration in die Stadtstruktur — von Grünflächen bis zu Lärmschutz. Ein Hausblock kann ein Platzbeleben fördern, aber auch Schatten werfen und die Aussicht verändern.

Konkrete Chancen — und pragmatische Lösungen

Es gibt einfache, wirkungsvolle Schritte, die das Projekt verbessern könnten. Transparente Vergabekriterien mit Priorität für Beschäftigte aus Sóller und Menschen in prekären Wohnsituationen wären ein Muss. Langfristige Mietbindungen oder Genossenschaftsmodelle können verhindern, dass die Wohnungen nach wenigen Jahren teurer werden.

Mobilität braucht ein Gesamtkonzept: Anwohnerparkausweise, temporäre Ersatzstellplätze während der Bauphase, Ausbau von Fahrradabstellplätzen und ein Carsharing-Punkt in Kooperation mit der Gemeinde können den Verkehr puffern. Auch die Tram nach Palma, die oft in Gesprächen auftaucht, könnte langfristig eine Rolle spielen — doch das ist ein größeres Kapitel.

Ökologisch lohnen sich energieeffiziente Bauweise, Photovoltaik auf den Dächern und Gründächer, die den Platz nicht nur optisch bereichern, sondern auch das Mikroklima in heißen Sommern verbessern. Und: Lokales Gewerbe schützen. Flächen für Marktstände, Schirme und Lieferzonen sollten beim Entwurf berücksichtigt werden, damit die Sonntagsatmosphäre nicht verloren geht.

Zeitplan, Transparenz, Beteiligung

Ibavi arbeitet an den Plänen; Baubeginn wird realistischerweise erst nach Planungs- und Genehmigungsverfahren erwartet — wahrscheinlich im nächsten Jahr beginnen vorbereitende Maßnahmen. Für Anwohner bedeutet das: Jetzt mitreden. Öffentliche Beteiligungsverfahren, Infoabende im Rathaus und klare Kommunikationskanäle sind kein Luxus, sondern Voraussetzung für Akzeptanz.

Als jemand, der oft über die Plaça schlendert, sehe ich die Chance: Aus einem austauschbaren Parkplatz kann ein Ort mit Leben werden — mit Cafés, Kindern, älteren Nachbarn auf Bänken und grünen Nischen. Gleichzeitig möchte ich, dass die Gerechtigkeit nicht auf der Strecke bleibt. Stadtplanung ist Kompromiss, aber auch Verantwortung gegenüber denen, die hier leben.

Wer sich ein Bild machen will: Augen offenhalten bei den kommenden Bekanntmachungen von Rathaus und Ibavi. Und nein, der Duft von frisch gebackenem Brot wird wohl bleiben — vielleicht ja bald zwischen neuen Haustüren.

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