Volle Ränge, laute Stimmen: Ein Abend mit zwei Gesichtern
Am späten Donnerstagabend, mitten in Palma, war die alte Arena wieder Treffpunkt für hitzige Gefühle. Die Plaça de Toros füllte sich bis hoch zu den Tribünen; draußen standen Gruppen von Demonstranten mit Schildern, drinnen applaudierten Familien und Rentner. Die Luft war stickig, es hatte tagsüber um die 32°C gehabt, und man merkte: die Debatte ist nicht nur theoretisch.
Sport, Ritual oder Gewalt?
Im Ring lieferten bekannte Matadore technisch anspruchsvolle Passagen. Manche Zuschauer standen auf, klatschten lange und schrien „olé“. Andere gingen sichtlich mit schlechtem Gefühl nach Hause. Es gab gefährliche Szenen: ein Torero stürzte, ein Pferd geriet in Bedrängnis, ein Stier suchte instinktiv Abstand zur Menge. Solche Momente erinnern daran, dass hier alle Beteiligten verletzungsgefährdet sind.
Vor der Arena war die Stimmung rauer. Polizeibeamte sorgten für eine sichtbare Absperrung zwischen Zuschauern und Aktivisten. Mehrere Personen wurden kontrolliert, eine Demonstrantin wurde kurzzeitig festgehalten – die Behörden sprechen von Ordnungsmaßnahmen, Tierschützer sehen darin Einschüchterung.
Warum das Comeback jetzt?
Rechtlich hat sich zuletzt einiges getan: frühere Einschränkungen, die bestimmte Praktiken verboten hatten, wurden in Teilen aufgehoben. Das hat Veranstalter ermutigt, wieder größere Corridas anzubieten. Betreiber berichten von einem Besucheransturm, auch jüngere Familien waren dabei. Kritiker fragen, ob das Zurückdrehen von Regeln wirklich im öffentlichen Interesse liegt.
„Das ist unsere Tradition“, sagte einer der Männer vor dem Eingang und klopfte sich an die Brust. Ein paar Meter weiter erklärte eine Aktivistin: „Im 21. Jahrhundert gehört so etwas nicht mehr in die Unterhaltung.“ Zwei Stimmen im gleichen Straßenabschnitt – ebenso laut.
Gesellschaftlicher Riss
Was an diesem Abend auffiel: Die Zuschauer schienen überwiegend aus dem Inland zu kommen, die Protestierenden aus einem bunteren Mix von Herkunftsländern. Das macht die Debatte nicht einfacher. Juristische Schritte wurden angedeutet, Anhörungen könnten folgen. Für viele gilt: Hier prallen Kultur, Emotion und Rechtsfragen aufeinander.
Wer Palma gut kennt, weiß, dass solche Diskussionen oft nicht in einem Sommer gelöst sind. Die Arena bleibt ein Ort, der Erinnerungen weckt – für manche schöne, für andere schmerzhafte. Und während in den Cafés an der Avinguda Antoni Maura am nächsten Morgen wieder Churros verkauft wurden, ging die Debatte weiter.