Radfahrer in Selva tödlich verunglückt, Motorradfahrer im Sóller-Tunnel schwer verletzt

Schwerer Verkehrssamstag: Radfahrer in Selva gestorben, Motorradunfall im Sóller-Tunnel

👁 2381✍️ Autor: Ana Sánchez🎨 Karikatur: Esteban Nic

Zwei schwere Unfälle am Samstagmorgen forderten Rettungskräfte auf Mallorca: Ein 83-jähriger Radfahrer verstarb bei Selva, rund eine Stunde später krachte ein 19-jähriger Motorradfahrer in den Sóller-Tunnel. Warum solche Unglücke sich wiederholen und was hier fehlt.

Schwerer Verkehrssamstag: Radfahrer in Selva gestorben, Motorradunfall im Sóller-Tunnel

Zwei Crashs innerhalb weniger Stunden – Rettungsdienste im Dauereinsatz, Fragen zur Sicherheit bleiben

Am Samstagvormittag war auf Mallorca kaum Platz für Routine: Gegen 9.30 Uhr kam es auf der Ma-2112 zwischen Inca und Mancor de la Vall, an der Abzweigung Richtung Biniamar, zu einem schweren Zusammenstoß. Ein Renault Kangoo erfasste auf Höhe des Kilometerpunkts 2,6 einen 83-jährigen Radfahrer. Rettungsdienst und Polizei waren schnell vor Ort, doch der ältere Mann erlag gegen 10.20 Uhr seinen Verletzungen. Der Fahrer des Lieferwagens wurde negativ auf Alkohol und Drogen getestet; erste Ermittlungen der Guardia Civil deuten darauf hin, dass das Stoppschild an der Kreuzung möglicherweise nicht beachtet wurde. Die Untersuchungen laufen weiter.

Nur rund eine Stunde später verlor ein 19-jähriger Motorradfahrer im Tunnel von Sóller die Kontrolle über sein Fahrzeug und prallte gegen die rechte Tunnelwand. Er wurde schwer verletzt, intubiert und ins Krankenhaus Son Espases gebracht; sein Zustand wurde als kritisch gemeldet. Der Tunnel blieb nahezu zwei Stunden gesperrt, zahlreiche Einsatzkräfte – Lokalpolizei, Guardia Civil und Rettungsdienst 061 – regelten den Einsatz und die Bergung. Auf den Zufahrten bildeten sich lange Staus, Pendler standen in ihren Autos, Busse kamen zu spät, und die Kurve am Ortsrand von Sóller füllte sich langsam mit hupenden Fahrzeugen.

Leitfrage: Hätten diese Unfälle verhindert werden können, und was muss sich auf unseren Landstraßen und in Tunneln ändern?

Eine nüchterne Betrachtung zeigt mehrere Ebenen: Technik, Infrastruktur, Regelbefolgung und Aufklärung. Auf einer engen Landstraße wie der Ma-2112 fallen Fehlentscheidungen sofort schwer ins Gewicht. Stoppschilder sind klare Rechtsnormen, doch in der Realität bedeutet ein übersehener Halt an einer schmalen Kreuzung zwischen Olivenhainen und Steinmauern oft den Unterschied zwischen einem Schrecken und einer Katastrophe. Im Tunnel sind es andere Faktoren: Lichtverhältnisse, Fahrbahnbreite, Schutzwände, Geschwindigkeit und die plötzliche Reaktion einzelner Verkehrsteilnehmer.

Im öffentlichen Diskurs fehlt oft die Alltagsperspektive: Es wird über Zahlen und Schuld gesprochen, weniger über die kleinen Dinge, die wir jeden Tag sehen – verblasste weiße Linien auf der Fahrbahn, Staub und Laub in Kurven, veraltete oder schlecht positionierte Schilder, die bei tief stehender Sonne kaum zu erkennen sind. In der Tramuntana passiert das häufig; die Sonne blendet, der Wind weht Piniennadeln auf die Straße und plötzlich steht man vor einer Gefahrenstelle.

Ein Bild aus dem Alltag: Auf der Ma-2112, kurz vor Selva, halten Einheimische am Morgen oft an der kleinen Bar gegenüber, der Kaffeeduft mischt sich mit dem Benzingeruch aus parkenden Lieferwagen. Radfahrer, vorwiegend ältere Bewohner, nutzen diese Strecke zu ihren Erledigungen. Niemand will anhalten, wenn es eilig ist – das versteht man. Und doch ist genau das das Problem.

Konkrete Lösungsansätze wären realistisch und bezahlbar: bessere Sichtbarkeit von Verkehrszeichen durch reflektierende Folien und erhöhte Positionierung, regelmäßige Fahrbahnmarkierungen, gezielte Entlaubung von Sichtachsen, Tempoanzeiger an kritischen Kreuzungen und mehr mobile Kontrollen in Zufahrtsbereichen zu Dörfern. Für Tunnel sollten automatisierte Systeme zur Überwachung von Geschwindigkeit und Sturzunfällen ausgebaut werden, gepaart mit klarer Leitung für die Notfallkommunikation. Auch Maßnahmen für ältere Verkehrsteilnehmer sind nötig: Informationskampagnen in Dorfzentren, kostenlose Überprüfungen von Fahrrädern und gemeinsame Übungsstunden, die städtische oder gemeindliche Verkehrsberater anbieten könnten.

Zum System gehört außerdem die medizinische Nachsorge: Ein schneller, gut koordinierter Transport ins Krankenhaus rettet Leben; in beiden Fällen aber war die Schwere der Verletzungen hoch. Die Präsenz von 061 und die Zusammenarbeit mit Guardia Civil und Lokalpolizei funktionieren – das zeigen die Reaktionszeiten. Dennoch hilft Technik: automatische Notrufmeldungen, Kameras an kritischen Punkten und eine bessere Verkehrslenkung während Bergungsmaßnahmen würden Staus und weitere Risiken verringern.

Was im öffentlichen Diskurs fehlt, ist Verantwortungsbewusstsein jenseits der Schuldfrage. Es geht nicht nur darum, wer wann ein Schild übersah. Es geht um die Summe von kleinen Mängeln: Infrastruktur, Wartung, Aufklärung und persönliches Verhalten. Wenn wir das nicht zusammen betrachten, bleiben wir bei Einzelereignissen – und die Wiederholung ist programmiert.

Fazit: Diese beiden Unfälle sind tragische Erinnerungen daran, wie sensibel der Verkehr auf Mallorca ist. Die Rettungskräfte haben routiniert gearbeitet, doch wir dürfen nicht allein auf ihre Einsatzfreude bauen. Politik, Gemeinden und Bürger müssen im Kleinen anfangen: sichtbare Schilder, bessere Markierungen, mehr Aufmerksamkeit für ältere Radfahrende und technische Nachrüstung an Unfallschwerpunkten. Nur so verhindern wir, dass ein normaler Morgen auf der Ma-2112 oder eine Ausfahrt Richtung Sóller zur Katastrophe wird.

Am späten Samstagnachmittag blieb die Stimmung in Selva gedämpft; die Bar an der Kreuzung wirkte stiller als sonst, Gespräche wurden leiser geführt. Ein kleines Dorf halt, das weiß, wie schmal die Linie zwischen Alltag und Unglück sein kann.

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