Der Blick auf die Stauseen wirkt ungewohnt karg
\nWenn man diese Woche am frühen Morgen die Serpentinen Richtung Gorg Blau hochfährt, denkt man zuerst an eine verwaiste Baustelle: freiliegende Steine, hartes Ufer und Inselgeräusche, die sonst vom Wasser gedämpft würden. Die beiden Trinkwasserspeicher, Gorg Blau und Cúber, liegen zusammen bei knapp 28 Prozent Füllstand.
\n\nPalma bleibt gelassen – vorerst
\nDie Stadtverwaltung von Palma hält sich bislang zurück: Keine offiziellen Wassersperren, keine festen Einschränkungen für Haushalte. In einer Stellungnahme heißt es sinngemäß, die Versorgung sei über den Mix aus Grundwasser, Meerwasserentsalzung und wiederaufbereiteten Quellen gesichert. Klingt vernünftig, wenn man an den langen Leitungsnetzplan denkt. Aber es ist auch ein Vertrauensvorschuss, den viele hier lieber in Form von konkreten Plänen sehen würden.
\n\nBauern und Gärtner spüren es zuerst
\nAuf dem Land, besonders in Tälern unterhalb der Serra de Tramuntana, ist die Lage spürbarer. Ein Olivenbauer in Bunyola erzählte mir am Zaun, er habe die Tropfleitungen gedrosselt, weil die Brunnen weniger liefern. \"Ich dusche morgens kurz, dann geht es los\", sagte er lachend, aber man hörte ein Nachdenken mit – das ist kein Urlaubsgespräch mehr.
\n\nMeteorologen erwarten eine Atlantikfront am kommenden Montag. Gute Nachricht: etwas Regen. Schlechte Nachricht: Wenig davon. Die Prognosen sprechen von vereinzelten Schauern, die den Pegel höchstens leicht anheben könnten.
\n\nWas heißt das für Bewohner und Touristen?
\nFür die meisten Haushalte gilt erst einmal: weiter normal verhalten, aber mit Augenmaß. Ein paar einfache Empfehlungen bleiben sinnvoll: kürzer duschen, Bewässerungstäte reduzieren, Auto seltener waschen. In vielen Nachbarschaften sieht man schon kleinere Hinweisschilder mit praktischen Tipps – nicht dramatisch, eher pragmatisch.
\n\nEin Detail am Rande: Auf dem Parkplatz unterhalb der Staumauer parkt jeden Morgen ein älteres Ehepaar, das Vögel beobachtet. Sie sagten, das Aussehen der Ufer habe sich in zwei Jahren verändert – und nein, sie sind keine Wissenschaftler, nur gute Beobachter.
\n\nVersorgung gesichert, aber unsichere Zukunft
\nDie Entsalzungsanlage liefert, genauso wie Programme zur Wiederverwendung von Wasser. Das mindert sofortigen Druck, aber die langfristige Frage bleibt: Wie wetterfest ist unsere Infrastruktur für häufiger trockene Jahre? Das ist keine Frage für morgen, sondern für die nächsten Wahlperioden.
\n\nWer jetzt an den Strand fährt: Ja, das Meer bleibt blau. Wer Pflanzen hat oder Landwirtschaft betreibt: planen Sie vorausschauend. Und wer im Café an der Plaça sitzt und über das Wetter sinniert – fragen Sie ruhig nach dem Reservoirstand. Viele erzählen gern, weil es alle anpackt.
\n\nKurzfristig: Augen offen behalten, sparsam sein, und die kleine Hoffnung an den kommenden Regen knüpfen. Langfristig: Es wird Zeit, echten Plan B und C offen zu diskutieren – nicht nur für Palma, sondern für die ganze Insel.