Wracks in Pollença: Gemeinde zahlt – wer haftet?

Wracks in der Bucht von Pollença: Gemeinde zahlt – aber wer trägt die Verantwortung?

👁 4321✍️ Autor: Lucía Ferrer🎨 Karikatur: Esteban Nic

Drei gesunkene Boote trüben die Aussicht am Passeig Marítim. Die Gemeinde stellt 50.000 Euro für die Bergung bereit – doch rechtliche Lücken, Umweltgefahren und fehlende Prävention werfen größere Fragen auf.

Wracks in der Bucht von Pollença: Gemeinde zahlt – aber wer trägt die Verantwortung?

Der Passeig Marítim von Pollença wirkt an diesem Morgen seltsam gedämpft. Zwischen dem Klappern der Kaffeetassen und dem ersten Stimmengewirr der Bedienungen liegt ein stechender Geruch nach altem Diesel. Drei halb versunkene Boote blitzen bei ruhigem Meer mit rostigen Rümpfen und abgeblätterter Farbe unter der Wasseroberfläche durch – ein Bild, das Anwohner, Spaziergänger und Geschäftsleute nervt. Die Gemeinde hat reagiert und 50.000 Euro für Bergung und Sicherung bereitgestellt. Die zentrale Frage bleibt: Warum zahlt die Allgemeinheit für ein Problem, das vermeintlich Privatsache sein sollte?

Wer haftet, wenn Eigner nicht greifbar sind?

Auf den ersten Blick scheint die Lösung einfach: Eigentümer finden, zur Kasse bitten. Die Praxis ist komplizierter. Viele kleinere Boote sind nicht oder nur schlecht registriert, Eigentümer wechseln, Versicherungen decken oft nur bestimmte Schäden. Es fehlen eindeutige Kennzeichnungen und digitale Register, die eine schnelle Zuordnung erlauben. Bis geklärt ist, wer haftet, tun die Wracks weiter ihren Schaden: optisch, ökologisch und wirtschaftlich – letzteres, weil Touristen das Ufer meiden und Strandbars um jede Terrasse kämpfen.

Mehr als ein ästhetisches Problem: Öl, Meeresleben, Kosten

Der sichtbare Ölfilm auf dem Wasser bringt das Thema Umwelt in den Vordergrund. Kleinstlebewesen, Fische und Vögel reagieren empfindlich auf Treibstoffreste; Muschelbänke und Seegraswiesen in geschützten Buchten leiden schnell. Die schnelle Bergung ist also nicht nur eine Frage des Stadtmarketings, sondern auch des Naturschutzes. Gleichzeitig werden die Bergungsarbeiten teuer – 50.000 Euro sind ein akutes Budget, aber keine langfristige Lösung. Wer ersetzt die Kosten, wenn der Eigner später nicht ermittelt werden kann?

Was in der öffentlichen Debatte oft zu kurz kommt

Öffentlich wird meist über Kosten und Schmutz diskutiert. Weniger beachtet bleiben systemische Ursachen: unzureichende Liegeplatzkontrollen, fehlende Pflichtversicherungen für Kleinyachten, mangelnde Meldepflichten, und die Frage, wie Häfen mit aufgegebenen Booten umgehen. Auch die Rolle von Versicherungen und Werften – haben sie Rückgriffsrechte? – wird selten tiefer beleuchtet. Anwohner nennen zudem bürokratische Hürden: Genehmigungen für das Bergen dauern, während Öl und Rost weiter Schaden anrichten.

Konkrete Schritte, damit sich solche Szenen seltener wiederholen

Es gibt praktikable Maßnahmen, die Gemeinde und Hafenverwaltung jetzt angehen könnten: ein zentrales, öffentlich zugängliches Bootsregister, verpflichtende Kennzeichnung, regelmäßige Kontrollen der Liegeplätze, und eine Pflichtversicherung für Umweltschäden. Kurzfristig helfen schwimmende Ölsperren und schnelle Abstimmung mit spezialisierten Tauchteams. Mittel- bis langfristig lohnen sich Verträge mit Bergungsfirmen, die bei ungeklärten Fällen einspringen und anschließend Regress fordern können.

Chancen in der Krise

Die Situation bietet auch eine Chance: Mehr Transparenz kann das Vertrauen der Touristinnen und Touristen stärken und langfristig Kosten reduzieren. Eine klare Zuständigkeitsregelung würde verhindern, dass die Allgemeinheit wieder in Vorlage treten muss. Bürgerinnen könnten außerdem über eine App Schäden melden und Fotos hochladen, damit die Behörden schneller reagieren. Solche digitalen Hilfsmittel funktionieren in vielen kleinen Gemeinden und wären auf Mallorca gut umsetzbar.

Fazit: Die 50.000 Euro der Gemeinde sind ein notwendiges Sofortmittel, aber keine Dauerlösung. Wer zahlt, ist nur die vordergründige Frage. Viel wichtiger ist, warum die Strukturen so offen bleiben, dass Wracks überhaupt jahrelang liegen können. Solange Registrierung, Haftung und präventive Kontrollen nicht verbessert werden, bleibt die Bucht von Pollença anfällig für das nächste rostige Mahnmal – und der Geruch von Diesel wird zum Weckruf für echte Reformen.

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