Unklare Regeln, volle Buchten: was schief läuft
\nAn einem sonnigen Samstag gegen 16 Uhr, direkt vor Es Carbó, sah ich wie zwei kleine Motorboote dicht an dicht durch die Badezone schlittern. Mehrere Menschen am Strand winkten und riefen, einige riefen laut: \"Langsamer!\" Das war kein Einzelfall. In den vergangenen Wochen kamen bei Seglern und Anwohnern vermehrt Klagen an: zu hohe Geschwindigkeit, unsichere Wendemanöver und Schrammen an Bojen und kleineren Jachten.
\n\nWo liegen die Probleme genau?
\nDie Hauptkritik richtet sich gegen das Geschäftsmodell vieler Verleiher: Boote bis fünf Meter Länge dürfen oft ohne Führerschein ausgeliehen werden. Das klingt praktisch für Touristen, ist aber riskant, wenn wenig Einführung stattfindet. Vor allem an Wochenenden, wenn die Buchten voll sind und das Wetter warm, entsteht schnell Chaos.
\n\n„Ich habe keine Ahnung, wie man richtig anlegt“, erzählt Manuel, ein Segler aus Port d’Andratx, der regelmäßig abends die Plätze kontrolliert. \"Letzten Sonntag kam ein Boot kaum rückwärts in die Lücke und touchierte zwei Markierungsbojen.\"
\n\nAuch die Natur leidet
\nBesorgniserregend sind nicht nur die Sicherheitsaspekte: Die Seegraswiesen, insbesondere Posidonia-Flächen, leiden unter rücksichtslosem Ankern und engen Fahrspuren. Diese Wiesen sind wichtig für die Küstenökologie und auch für die Klarheit unseres Wassers. Wenn sie beschädigt werden, hat das langfristige Folgen – für Fische, Strände und damit auch für das, was Touristen so schätzen.
\n\nWas fordern Kritiker?
\nVor Ort wünschen sich Segler, Strandbetreiber und einige Gemeinderäte konkrete Schritte: strengere Einweisungen vor dem Verleih, klar abgegrenzte Bade- und Fahrzonen, reduzierte Geschwindigkeitslimits in Küstennähe und stärkere Kontrollen an Wochenenden. Manche schlagen zudem eine Alters- oder Erfahrungsschranke vor.
\n\nBehörden und Verleiher: was passiert?
\nDie Hafenbehörde hat, soweit bekannt, angekündigt, die Situation zu beobachten und mögliche Maßnahmen zu prüfen. Einige Vermieter reagieren bereits selbst: verpflichtende Einweisungen von 15 bis 20 Minuten, einfache Kurse und Hinweise zur lokalen Flora und Fauna werden häufiger angeboten. Ob das genügt, bleibt offen.
\n\nIch habe am späten Nachmittag am Steg in Port d’Andratx eine Rentnerin getroffen, die sagte: „Wir brauchen Regeln, die alle schützen – nicht nur Sanktionen, sondern klare Hinweise.“ Das trifft es gut: Es geht um Sicherheit für Menschen und Natur gleichermaßen.
\n\nOb strengere Gesetze kommen oder mehr Eigenverantwortung der Vermieter, wird sich zeigen. Bis dahin gilt: Beim nächsten Boots-Ausflug besser zweimal nachfragen, ob eine kurze Einweisung vorgesehen ist – und lieber etwas langsamer fahren.