Seit einem Gesetz dürfen Privatbesitzer ihre Boote kurzzeitig vermieten. Kleine, führerscheinfreie Motorboote sorgen jedoch an Buchten wie Port d'Andratx, Santa Ponça und Colònia de Sant Jordi für Lärm, beschädigtes Seegras und Sicherheitsrisiken. Was tun?
Betrunkene Boote, ramponierte Buchten: Wenn private Bootsvermietung Mallorcas Küsten riskiert
An einem schwülen Nachmittag, die Luft steht wie ein nasses Tuch über dem Hafen, sitzt die alte Dame vom Café und schüttelt den Kopf. Motorenbrummen mischt sich mit Kinderlachen und Möwenschreien — und wieder einmal landet ein fünf Meter kleines Motorboot direkt an der Sandkante. „Die kommen direkt ans Ufer, lassen die Kinder planschen und trinken weiter“, sagt sie. Solche Szenen berichten derzeit Anwohner und Rettungsschwimmer in Port d'Andratx, Santa Ponça, Colònia de Sant Jordi und den Buchten rund um Es Carbó.
Die eigentliche Frage: Geht kurzfristiger Profit vor Lebensraum?
Im Zentrum steht ein neues Gesetz: Privatbesitzer dürfen ihre Freizeitboote bis zu drei Monate im Jahr vermieten. Klingt fair — zusätzliche Einnahmen, mehr touristisches Angebot. In der Praxis aber zeigen sich Lücken. Es sind nicht die glänzenden Yachten, die Ärger machen, sondern die kleinen, führerscheinfreien Motorboote (unter 11,26 kW). Sie sind einfach zu mieten, leicht zu steuern und leider oft in den Händen von Leuten, die wenig Erfahrung, manchmal Alkohol und null Respekt vor ökologischen Zonen mitbringen.
Die Folgen sind deutlich: Badegäste fühlen sich belästigt, Schwimmer werden aus dem Wasser gedrängt, Ankerketten schneiden durch Posidonia-Teppiche und Propeller rammen Seegras wie ein Rasenmäher. Posidonia ist kein hübsches Beiwerk — sie ist Lebensraum für Fische, Nährboden und wichtiger CO2-Speicher. Wenn sie verschwindet, verlieren Buchten nicht nur ihre Klarheit, sondern auch ihre Zukunftsfähigkeit. Um mehr Informationen zu diesem Thema zu erhalten, schaut euch den Artikel über Ärger um führerscheinfreien Bootsverleih an.
Kontrolle, Haftung und die unsichtbaren Kosten
Professionelle Charterunternehmen klagen: Sie investieren in Wartung, Lizenzen und Versicherungen — private Vermieter nicht in gleichem Maße. Wer haftet, wenn etwas passiert? Wenn ein unzureichend versichertes Boot kollidiert oder ein Mieter alkoholisiert am Steuer steht? Die neuen Regeln öffnen eine Grauzone: kurzfristige Einnahmen für einige, aber potenziell hohe Kosten für die Allgemeinheit — Umweltschäden, erhöhter Rettungsdienstaufwand, Imageprobleme für beliebte Strände.
Ein wenig beleuchtetes Problem ist das soziale Gefüge: Kleine Buchten, früher Treffpunkt für Familien und Einheimische, verwandeln sich an Wochenenden in flippige Parkplätze für private Boote. Lauter Motoren, Musik, Müll an den Felsen — das stört nicht nur uns Ortsansässige, es verändert, wie die Insel erlebt wird. Dies wird auch im Artikel über Mallorcas Problem mit den „schwimmenden Ferienwohnungen“ angesprochen.
Was kurzfristig helfen könnte
Einige Maßnahmen wären schnell umsetzbar und relativ kostengünstig: klar markierte Schutzzonen für Posidonia mit sichtbaren Bojen, verpflichtende Einweisung (eine zehnminütige Einweisung per Video oder persönlich) vor jeder Übergabe, und stärkere Kontrollen an Wochenenden und Feiertagen. Wer vermietet, sollte eine Mindestversicherung nachweisen und eine Kontaktperson vor Ort benennen. Bußgelder bei offensichtlicher Trunkenheit am Steuer und bei Ankern in Schutzgebieten müssten konsequent verhängt werden.
Langfristige Antworten — und ein bisschen Mut
Für die Zukunft braucht es mehr: ein zentrales Register aller kurzzeitvermieteten Boote, digitale Überwachung durch GPS-Geofencing in sensiblen Zonen, und regelmäßige Ökoschäden-Monitorings in den Hotspots. Eine Zertifizierung für Privatvermieter — ähnlich wie bei Unterkünften — könnte Mindeststandards sichern. Denkbar wären auch zeitliche Beschränkungen für Vermietungen in besonders sensiblen Monaten oder Caps für die Anzahl der Vermietungstage pro Revier.
Bildung spielt eine große Rolle: Informationskampagnen an Häfen und Buchten, Hinweise in den Buchungsportalen und Kooperationen mit lokalen Tauchschulen oder Naturschutzgruppen könnten Verständnis schaffen. Freiwillige Inspektoren oder Community-Patrouillen, die Einheimische, Fischer und Naturschützer einbeziehen, würden zudem das Gefühl stärken, dass die Küste uns allen gehört.
Zwischen Sonnenbrand und Seegras
Die Debatte ist eine klassische Inselkonfrontation: kurzfristiger Gewinn gegen langfristige Lebensqualität. Mallorca kann sich nicht nur als Partystrand neu erfinden, ohne das fragile Ökosystem an den Buchten zu opfern. Wenn wir die kleinen Motorboote ohne Regeln lassen, zahlen wir später teurer — in verlorenen Buchten, leiserem Tourismus und höheren Rettungskosten. Besonders augenscheinlich ist dies in Cala von Banyalbufar.
Am Ende bleibt die Frage, die die alte Dame vom Hafen schon stellt: Wollen wir eine Insel, die jetzt zwei, drei Sommer profitiert, oder eine, die dauerhaft lebenswert bleibt? Die Antwort liegt irgendwo zwischen Sonnenbrand und Seegras — und sie sollte nicht länger aufgeschoben werden.
Hinweis: Führerscheinfreie Motorboote unterliegen Leistungs- und Größenbeschränkungen. Missbrauch gefährdet Menschen und Umwelt gleichermaßen.
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