Zwischen Strandliege und Motorlärm: Kleine Boote, große Probleme
An einem schwülen Nachmittag gegen 16 Uhr sitzt die alte Dame vom Café an der Promenade und schüttelt den Kopf. „Die kommen direkt an den Strand, lassen die Kinder planschen und trinken weiter“, sagt sie. So ähnlich hört man es derzeit an mehreren Küstenstreifen: Port d'Andratx, Santa Ponça, Colònia de Sant Jordi und auch die Buchten rund um Es Carbó.
Was genau nervt?
Es sind nicht die großen Yachten. Es sind die kleinen, fünf Meter langen Motorboote, die ohne Führerschein gefahren werden dürfen — sofern sie unter 11,26 kW liegen. Die Maschinen sind leicht zu steuern, man kann sie spontan mieten. Und genau darin liegt das Problem: oft sitzen unerfahrene Menschen am Steuer, manchmal sichtlich betrunken, manchmal rücksichtslos.
Die Folgen: Badegäste fühlen sich belästigt, Schwimmer werden aus dem Wasser gedrängt, und an beliebten Ankerplätzen setzen Boote mitten ins Neptungras (Posidonia), wo Ankerkette und Propeller sich wie ein Rasenmäher verhalten. Das Seegras ist kein Deko-Element — es ist Lebensraum und CO2-Speicher.
Ein neues Gesetz, alte Sorgen
Seit einem Gesetz, das Mitte Juli in Kraft trat, dürfen Privatbesitzer ihre Freizeitboote bis zu drei Monate im Jahr vermieten. Die Idee: mehr Angebot, mehr Einnahmen. In der Praxis aber entstehen Lücken bei Kontrolle und Haftung. Ein lokaler Charterunternehmer, den ich am Hafen treffe, brummt: „Wir zahlen Lizenzen, Versicherungen, kontrollieren unsere Boote. Wenn jetzt jeder sein Ding vermietet, wird das Chaos.“
Die Reaktionen reichen von verärgerter Anwohnerin bis zur besorgten Umweltgruppe. Behörden prüfen inzwischen, welche kurzfristigen Maßnahmen möglich sind — von strengeren Ankerzonen bis zu Bußgeldern bei offensichtlicher Trunkenheit am Steuer.
Was würde helfen?
Kleinere Maßnahmen könnten schnell Wirkung zeigen: klar markierte Schutzzonen für Posidonia, verpflichtende Einweisung für Mieter vor Übergabe, und mehr Kontrollen in den Wochenenden. Langfristig braucht es jedoch ein besseres Monitoring und klare Regeln zur Haftung von Privatvermietern.
Ich frage mich beim Abschied vom Hafen: Wollen wir eine Insel, die nur kurzfristig profitiert, oder eine, die auf lange Sicht lebenswert bleibt? Die Antwort liegt irgendwo zwischen Sonnenbrand und Seegras — und sie muss bald gefunden werden.
Hinweis: Regeln schreiben vor, dass führerscheinfreie Motorboote bestimmte Leistungs- und Längenbegrenzungen einhalten. Missbrauch gefährdet Menschen und Umwelt gleichermaßen.