Wer am frühen Morgen nach Es Carbó fährt, sieht es gleich: Boote, die bis dicht an den flachen Uferstreifen geschoben werden
\nEs ist so ein kleiner, kieseliger Strand, genau dort wo die Küste bei Colònia de Sant Jordi eine Bucht formt. Eigentlich ein Ort, an den man zum Durchschnaufen kommt. In den letzten Wochen aber hat sich die Stimmung verändert. Anwohner berichten, dass nachmittags und am frühen Abend immer wieder Motorboote direkt vor dem Wasser parken — einige liegen so nah, dass man von Land aus die Tapas auf dem Vordeck zählen könnte.
\nIm Juni griff die Lokalpolizei schon einmal ein: Ein provisorischer Chiringuito, offenbar von gestrandeten Tagesgästen aufgebaut, musste geräumt werden. Seitdem ist die Sorge groß, sagt María (58), die seit 1989 in der Ortschaft wohnt: „Am Wochenende ist hier manchmal wie auf einem Parkplatz am Meer. Kinder können nicht mehr ungestört spielen, und der Dieselgeruch bleibt hängen.“
\nWelche Probleme sorgen für Zündstoff?
\nDie Beschwerden drehen sich um drei Dinge: Lärm (Musik, Generatoren), Umweltrisiken (Tankrückstände, mögliche Schäden an Seegraswiesen) und die einfache Tatsache, dass kleine Buchten wie Es Carbó nicht für „Bootsbesetzungen“ ausgelegt sind. Sichtbar ist auch, dass einige Besucher improvisierte Strukturen an Land bringen — Liegen, Sonnensegel, gelegentlich ein Grill. Anwohner fordern, dass das kein Dauerzustand wird.
\nFischer aus der Gegend haben ähnliche Beobachtungen. Einer, der ungern namentlich genannt werden möchte, sagt: „Wir müssen oft ausweichen. Das ist nicht sicher — noch dazu bei mehr Verkehr in der Bucht.“
\nWas fordern die Bewohner — und was wurde getan?
\nDie Forderung ist simpel: Mehr Kontrollen zur richtigen Zeit, klare Verbotszonen und sichtbare Sanktionen bei Verstößen. Manche schlagen feste Mooring-Bojen vor, damit Boote nicht am Ufer festmachen. Andere wünschen sich, dass die Gemeindeverwaltung regelmäßige Patrouillen mit der Küstenwache und der Lokalpolizei organisiert, vor allem an Wochenenden und Feiertagen.
\nBehörden bestätigen, dass Eingriffe möglich sind, verweisen aber auf Zuständigkeitsfragen zwischen Gemeinde, maritime Kontrolle und Umweltbehörde. Das Prozedere dauert — das ärgert die Menschen vor Ort.
\nEin Alltag mit kleinen Lösungen
\nBislang ist das Klima in der Siedlung eher angespannt als explosiv. Gespräche zwischen Bootsbesitzern, Gästen und Anwohnern laufen, informell auf der kleinen Plaza bei der Bar, manchmal auch lauter. Manche bringen Verständnis auf — es ist ja Hochsaison, und die eine oder andere Lücke in Regeln wird ausgenutzt. Aber die Mehrheit möchte, dass Es Carbó ein Platz bleibt, an dem Familien noch in Ruhe baden können.
\nWer etwas beobachtet oder Hinweise hat, wird gebeten, Fotos und Uhrzeiten an die Gemeinde weiterzugeben. Das hilft bei der Dokumentation — und manchmal ist genau das der erste Schritt zu klareren Regeln.
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