Ein neuer CSIC-Bericht zeigt: Auf Mallorca und den anderen Inseln lebt ein kleinerer Anteil älterer Menschen als im spanischen Durchschnitt. Das hat mehrere Ursachen — und Folgen für Pflege und Rente vor Ort.
Weniger Menschen über 65 auf den Inseln — und warum das auffällt
Ein aktueller Bericht des Spanischen Nationalen Forschungsrats (CSIC) bringt eine klare Zahl: Nur rund 16,7 Prozent der Bevölkerung auf den Balearen sind 65 Jahre oder älter. Das ist spürbar weniger als in vielen Regionen auf dem Festland. In Ceuta und Melilla ist der Anteil sogar noch niedriger.
Vor Ort merkt man das an Kleinigkeiten: mehr Kinder auf den Schulhöfen, Cafés, die abends länger vom jungen Publikum besucht werden, und weniger leerstehende Seniorenwohnungen, wie ich gestern auf dem Weg zur Markthalle in Palma beobachtet habe. Kein wissenschaftlicher Beleg, nur ein Gefühl — aber es passt zu den Zahlen.
Gründe: Geburten, Wanderung und Lebenserwartung
Der CSIC führt mehrere Erklärungen an. Höhere Geburtenraten im Süden Spaniens und auf den Inseln spielen eine Rolle. Dazu kommt ein innerstaatlicher Wanderungsstrom: Menschen ziehen aus manchen nördlichen Binnenregionen fort, während Küstenstädte und Inseln junge Zuzügler anlocken. Leicht niedrigere Lebenserwartungen in manchen Regionen tragen ebenfalls dazu bei.
Das Ergebnis ist eine jüngere Bevölkerungsstruktur in vielen Küstenorten — von Alcúdia bis Sant Antoni — im Vergleich zum ländlichen Norden des Landes. Und das hat Auswirkungen: Schulen, Ärzte und Freizeitangebote verändern sich, genau wie Nachfrage nach bestimmten Wohnungen und Dienstleistungen.
Rente und Pflege: harter Alltag
Die Zahlen sagen aber noch mehr. Auf den Balearen liegt die durchschnittliche Altersrente bei unter 1.400 Euro im Monat — ziemlich knapp, wenn man Lebensmittelpreise, Miete und die Insel-typischen Nebenkosten bedenkt. Viele Pensionäre jonglieren mit dem Budget; Gespräche auf dem Wochenmarkt bestätigen das.
Erstmals wurden im Bericht auch häusliche Pflegearrangements detailliert erfasst: Mehr als fünf Millionen Haushalte in Spanien hatten 2024 mindestens eine Person über 65. Etwa ein Viertel dieser Haushalte betreute pflegebedürftige Ältere, und nur rund 38 Prozent dieser Betroffenen erhielten professionelle häusliche Pflege.
Das heißt: Der Großteil der Pflege findet weiterhin informell statt — durch Familien, Nachbarn oder Bekannte. Das hat Folgen für die Arbeitsbelastung von Angehörigen und die Nachfrage nach qualifizierten Pflegediensten.
Was das für Mallorca bedeutet
Für die Inseln heißt das: Jugendförderung und Pflegestrukturen müssen Hand in Hand geplant werden. Man kann nicht einfach mehr Kindergärten eröffnen, ohne gleichzeitig Pflegeangebote und Gesundheitsversorgung für die alternde Bevölkerung im Blick zu behalten — auch wenn sie zahlenmäßig kleiner ist.
Auf der Straße hört man oft Sätze wie «Hier ist Leben» — und das stimmt. Trotzdem darf man die Lücke in der Versorgung nicht übersehen. Wenn die Rente klein ist und professionelle Hilfe rar, bleibt viel Belastung bei Familien.
Fazit
Die Balearen sind jünger als viele Festlandsregionen — das eröffnet Chancen für Wirtschaft und Alltag. Aber die Zahlen zeigen auch Schwachstellen: niedrige Renten, ein hoher Anteil informeller Pflege und die Notwendigkeit, Politik und Infrastruktur anzupassen. Wer hier lebt, merkt die Mischung aus sonnigem Alltag und den ganz praktischen Sorgen im Supermarkt und beim Arzt.
Eine nüchterne Statistik — und ein Alltag, der dazu passt.
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