Warnstufe Gelb wegen Sturm „Benjamín“: Böen bis 100 km/h an Küste und in der Tramuntana. Was jetzt schützt — und welche Schwachstellen die Insel noch hat.
Sturmtief „Benjamín“: Ist Mallorca auf die Böen gewappnet?
Der Donnerstag beginnt mit einem lauten Trommeln: Fensterläden schlagen, Plastikmülltonnen wandern über Parkplätze und vom Passeig dringt der salzige Duft des aufgewühlten Meers. Aemet hat für große Teile Mallorcas Warnstufe Gelb ausgerufen — Benjamín bringt stürmische Böen, besonders in der Serra de Tramuntana und an der Süd- und Ostküste. Zwischen etwa 7 und 17 Uhr sind Böen von 60–70 km/h in tieferen Lagen möglich, an exponierten Kämmen und Küsten aber auch örtlich bis zu 100 km/h. Auf dem Meer werden Wellen bis zu drei Metern erwartet.
Die Leitfrage: Reicht unsere Vorbereitung?
Das ist die Frage, die heute viele Mallorquiner beschäftigt: Sind Häfen, Straßen und städtische Infrastruktur für solche Böen gut genug gerüstet — oder geraten wir schnell in Situationen, die vermeidbar wären? Kurzfristig heißt das: Auf promenadennahe Möbel achten, Boote sichern, in der Tramuntana nur mit Vorsicht fahren. Mittelfristig aber zeigt Benjamín Schwachstellen, über die wir reden sollten.
Was oft übersehen wird
Wenn die ersten Böen kommen, fällt nicht nur der Blick auf Dächer und Boote. Dinge, die im Alltag still vor sich hinrotten, werden jetzt kritisch: alte Pinien in Siedlungen, schlecht montierte Solarpaneele auf Ferienhäusern, marode Werbeschilder an belebten Straßen. Viele Ferienunterkünfte sind in den Wintermonaten weniger gepflegt — lose Blumentöpfe, nicht festgezurrte Markisen und instabile Außeneinrichtungen sind typische Risikofaktoren.
Und dann die Kommunikation: Touristen, die gerade angekommen sind, verstehen nicht unbedingt lokale Warnhinweise. Ein Twitter-Update reicht nicht; Informationen müssen mehrsprachig und sichtbar an Häfen, Parkplätzen und in Ferienhäusern ankommen.
Konkrete Tipps für heute — praktisch und lokal
Ich war am Passeig, dort flatterten Fähnchen wie kleine Segel. Wer heute unterwegs ist, sollte folgende Punkte beherzigen:
- Sicherung: Alle losen Gegenstände auf Terrassen und Balkonen reinholen oder festzurren. Dachziegel prüfen. Mietwagen in Parkbuchten abstellen, nicht unter alten Bäumen.
- Meer und Häfen: Kleine Boote bleiben im Hafen. Hafenbetreiber darauf ansprechen, Mooringleinen zu überprüfen. Keine Spaziergänge an exponierten Küstenkanten — die Wellen spritzen weit über die Promenade.
- Berge und Straßen: In der Tramuntana ruhig fahren, mit Abstand zu Felsrändern, an Engstellen auf entgegenkommenden Gegenverkehr achten. Wanderungen verschieben: Böen an Kämmen können Menschen regelrecht umwerfen.
- Nachbarschaft: Älteren Nachbarn beim Sichern helfen, kurz bei Freunden durchklingeln, die allein wohnen. Kleine Hilfe leistet viel.
Was Behörden tun sollten — schnelle Maßnahmen und langfristige Schritte
Kurzfristig helfen klare, sichtbare Hinweise: temporäre Sperrungen der riskantesten Promenadenabschnitte, verstärkte Patrouillen in Häfen und an beliebten Küstenpunkten sowie mehrsprachige Hinweise für Touristinnen und Touristen. Auch das schnelle Anbringen von Warnbannern an Parkplätzen und Häfen kostet wenig, wirkt aber präventiv.
Langfristig sind strukturelle Maßnahmen nötig: regelmäßiger Baumschnitt entlang belebter Straßen, verpflichtende Sicherungen von Solarpaneelen bei Vermietobjekten, stabile Befestigungen für Strandkioske und verbesserte Mooring-Regeln in kleinen Häfen. Wichtig ist auch eine koordinierte Krisenkommunikation — nicht nur per App, sondern Lautsprecher, Aushänge und Kooperation mit Verleihern und Hotelbetrieben.
Blick aufs Wochenende: Regen und Temperatursturz
Benjamín ist nur der Auftakt. Ab Sonntag kündigt sich laut Aemet ein Wetterumschwung an: mehr Bewölkung, verbreitete Regenfälle, teils kräftige Schauer und einzelne Gewitter. Die Temperaturen sinken, der Wind dreht auf Nord bis Nordost — perfekte Bedingungen für nasse und kühle Tage. Wer Renovierungsarbeiten oder Gartenpläne hat: verschieben.
Fazit: Heute heißt es Vorsicht, Nachbarschaftshilfe und Augen auf — vor allem in Hafenstädten wie Palma und kleinen Orten wie Port de Sóller oder Cala d’Or, wo Wind und Wellen schnell Probleme machen. Ein heißer Tee, ein geschlossenes Fenster und ein prüfender Blick auf Balkonmöbel reichen oft, um Benjamín gut zu überstehen. Und für die Zukunft: ein paar präventive Maßnahmen sparen Ärger — und vielleicht auch Geld.
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