Wenn der Urlaub plötzlich nicht stattfindet
Es klingt wie ein Albtraum, den man nur aus dem Freundeskreis kennt: Wochen vor Abflug flattert die E-Mail mit der Stornierung ins Postfach, die Kaution bleibt ungeklärte Summe – und niemand geht ans Telefon. So berichten derzeit zahlreiche Gäste, die Ferienunterkünfte auf Mallorca und Ibiza über deutsche Vermittlungsportale gebucht haben.
Betroffene aus Santanyí, Campos und Pollença
In Santanyí erwartete eine Familie Anfang August die Schlüssel zu einer Finca – stattdessen erhielt sie eine Nachricht des Eigentümers, dass das Geld nie angekommen sei. "Wir hatten Flüge und einen Mietwagen, insgesamt waren das mehr als zehntausend Euro", erzählt Emma R. am Telefon, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Solche Geschichten wiederholen sich: eine Buchung in Campos, eine in Pollença, vor Monaten schon eine weitere in Santa Ponça, wo ein Zettel an einer geschlossenen Niederlassung hängt und die Telefonnummer ins Leere führt.
Was Mitarbeiter und Vermieter sagen
Ehemalige Angestellte berichten von chaotischen Abläufen, fehlenden Lohnabführungen und Zweifeln an der Geschäftsführung. "Ich konnte nachts nicht schlafen", sagt eine Mitarbeiterin, die aus gesundheitlichen Gründen ausgefallen ist. Sie gibt an, interne Dokumente gesehen zu haben, die Rückhalte von Kautionen und ausstehende Zahlungen belegen könnten. Mehrere mallorquinische Eigentümer bestätigen gegenüber unserer Redaktion, dass Zahlungen verspätet oder gar nicht eingegangen sind.
Rechtliche Schritte und Ermittlungen
Einige Betroffene haben Anzeige erstattet; unter anderem wurde eine Strafanzeige bei der Polizei in Deutschland eingereicht. Die Staatsanwaltschaft München teilte, dass in einem früheren Fall ein Verfahren zunächst eingestellt worden sei, weil kein ausreichender Tatnachweis vorlag. Dennoch berichten Kunden von gleichartigen Vorfällen, weshalb die Verunsicherung groß ist.
Wichtig: Wer in den vergangenen 18 Monaten per Vorauszahlung buchte, sollte alle Zahlungsbelege sammeln und im Zweifel rechtlichen Rat einholen. Mehrere betroffene Reisebüros in Deutschland sehen sich ebenfalls finanziell belastet, wenn Vorauszahlungen nicht weitergeleitet wurden.
Was jetzt passiert
Der offenbar Verantwortliche hat angekündigt, sich zu äußern; eine persönliche Stellungnahme innerhalb der gesetzten Frist erfolgte jedoch nicht. Vor Ort beendeten einige Partner die Zusammenarbeit, andere distanzieren sich schriftlich. Kunden sollten vorsichtig sein: Prüft IBANs, holt Bestätigungen direkt vom Eigentümer ein und speichert Nachrichten. Ein Tipp aus der Inselpraxis: Ruft ein paar Tage nach Zahlung beim Vermieter an – nicht nur dem Vermittler vertrauen.
Die Angelegenheit bleibt offen. Für viele Urlauber ist der Sommer damit ruiniert, für einige Gastgeber sind Einnahmen unklar. Und für die verbliebenen Mitarbeiter ist das Gefühl, etwas Schlimmes miterlebt zu haben, noch frisch. Ich bleibe dran und frage weiter nach – in Palma, Santanyí und bei den Gerichten in München.