Auf der Autopista Richtung Alcúdia stoppte die Guardia Civil eine 52‑jährige Autofahrerin mit 175 km/h statt erlaubter 80. Der Fall offenbart Lücken bei Infrastruktur, Kontrolle und Verkehrskultur.
175 km/h auf der Autopista nach Alcúdia – ein Weckruf für sichere Straßen?
Am Mittag, an einem leicht ansteigenden Abschnitt der Autopista Richtung Alcúdia, stoppte die Guardia Civil eine Autofahrerin — gemessene Geschwindigkeit: 175 km/h. Erlaubt sind dort 80 km/h. Augenzeugen am Rastplatz bei Muro berichteten von überraschten Pendlern, dem fernen Klacken der Zapfsäule und dem leisen Surren der Zikaden im Sonnenschein. Zum Glück wurde niemand verletzt. Trotzdem: Wer mit mehr als doppelt so hoher Geschwindigkeit über eine Strecke mit begrenzter Sicht fährt, setzt Leben aufs Spiel.
Die Frage, die bleibt
Warum kommt es immer wieder zu solchen Extremfahrten? Ist es reine Rücksichtslosigkeit einzelner Verkehrsteilnehmer — oder zeigen solche Fälle größere Probleme: eine Straße, die zu schnell befahrbar wirkt, unzureichende Kontrollen oder eine Toleranz in der lokalen Fahrkultur? Das ist die zentrale Frage, die der Vorfall aufwirft.
Mehr als nur ein Blitzerfoto
Die Ermittlungen richten sich jetzt gegen die 52‑Jährige wegen grober Geschwindigkeitsüberschreitung. Nach spanischem Recht kann das weitreichende Folgen haben — von Geldstrafen bis zu Gefängnis und Fahrverboten. In der Praxis aber entscheidet die Staatsanwaltschaft, ob der Fall als Straftat oder als Ordnungswidrigkeit behandelt wird. Das hängt vom Grad der Gefährdung ab: Waren andere Fahrzeuge betroffen? War die Sicht wirklich eingeschränkt? Solche juristischen Abwägungen sind wichtig — aber sie reichen nicht, um künftige Gefährdungen zu verhindern.
Was in der öffentlichen Debatte oft zu kurz kommt
Öffentlich wird meist über Strafen oder empörte Stimmen aus dem Dorf gesprochen. Weniger diskutiert werden technische und planerische Ursachen: Streckenabschnitte, die laut Fahrgefühl „zum schnellen Fahren einladen“, fehlende physische Verkehrsberuhigung, unzureichende Beschilderung und mangelnde Sichtbereiche durch Bewuchs oder Straßenführung. In Muro, so hörte ich an der Tankstelle, sind solche Klagen nicht neu: „An dieser Stelle fährt immer jemand zu schnell“, sagte ein älterer Nachbar und schüttelte den Kopf. Diese wiederkehrende Beschwerde ist ein Hinweis darauf, dass Kontrolle allein nicht alle Probleme lösen kann.
Konkrete Ansätze statt Empörung
Was also tun? Kurzfristig hilft mehr Präsenz der Guardia Civil, gezielte Radar-Kontrollen und mobile Messstellen. Mittelfristig sollten technische Lösungen geprüft werden: Durchschnittsgeschwindigkeitskontrollen (Section Control) könnten an langen Streckenabschnitten installiert werden, zusätzliche Warnbeschilderung und Absenkung der Fahrbahnbreite durch Schutzinseln oder Leitplanken können das Fahrverhalten zügeln. Auch die Straßenentwässerung und Sichtachsen sollten überprüft werden — gerade auf Abschnitten mit leichter Steigung und eingeschränkter Sicht.
Prävention beginnt vor Ort
Ein weiterer, oft unterschätzter Hebel ist die Kommunikation mit der lokalen Bevölkerung. Informationskampagnen, Schulprojekte in den Gemeinden entlang der Autopista und Kooperationen mit Unternehmen, deren Mitarbeiter täglich pendeln, können nachhaltige Verhaltensänderungen bewirken. Bußgelder und Gerichtstermine sind wichtig, aber das Ziel muss sein, dass der nächste Fahrer nicht erst beim Polizisten bremst — sondern aus Rücksicht und Eigeninteresse.
Ein bürokratischer Parcours — und eine Chance
Die Guardia Civil hat das Fahrzeug vorläufig sichergestellt; die Akten gehen an die Staatsanwaltschaft. Für die Betroffene beginnt nun ein bürokratischer Parcours: Anhörung, Akteneinsicht, vielleicht ein Verfahren. Für die Gemeinde hingegen sollte der Vorfall weniger als Einzelfall gesehen werden und mehr als Anlass, die Verkehrssicherheit an dieser Stelle systematisch zu überprüfen.
Unser Rat: Wer die Küstenautobahn regelmäßig nutzt, sollte Abstand halten, das Tempo den Schildern anpassen und gerade an unübersichtlichen Stellen mit Überraschungen rechnen. Und die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung sollten den Vorfall als Erinnerung nehmen: Kontrollieren ist notwendig, gestalten aber mindestens genauso wichtig. Sonst bleibt von dem Abend an der Tankstelle nur das Rascheln der Zikaden und das Gefühl, dass es bald wieder kracht.
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