Ein Stück Stadt verschwindet: Pizzeria an der Apuntadors steht vor dem Aus
In der schmalen Gasse Apuntadors, wo man morgens noch die Zeitung unter dem Arm und abends die letzten Teller auf der Terrasse sieht, droht ein vertrauter Anblick zu verschwinden. Die kleine Pizzeria, die 1991 aufgemacht hat und seitdem Stammgäste aus ganz Palma anzieht, muss voraussichtlich im Oktober oder November die Türen schließen. Grund: die neue Miete – sie liegt plötzlich beim Fünffachen des bisherigen Betrags.
Kein lautes Drama, eher ein resigniertes "Was sollen wir tun?"
Der Besitzer, den ich gestern auf einen Espresso traf, wirkte müde, aber nicht überrascht. "Wir haben Rechnungen, Lieferanten und Mitarbeiter. Mit dieser Miete geht das nicht mehr", sagte er leise. Seine Worte klangen wie schon so oft gehört: Erfahrung gegen Kapital, Tradition gegen Rendite. Die Pizzeria war nie protzig; man setzte auf dünnen Teig, einfache Beläge, frischen Basilikum aus dem eigenen Topf auf dem Fensterbrett.
Viele Gäste, besonders deutsche Residenten und Urlauber, kommen genau deswegen: weil hier nichts auf Instagram inszeniert wird, weil die Kellner Namen kennen und weil die Pizza nach zwei Bissen vertraut schmeckt. Die Tische standen oft dicht, manchmal rollte eine Vespa vorbei, manchmal brach an der Ecke spontane Musikwärme aus. Solche Details lassen sich schwer ersetzen.
Der Eigentümer des Hauses hat vor kurzem an einen Investmentfonds verkauft – das ist das Muster, das man auf der Insel häufiger sieht. Plötzlich gelten andere Zahlen, andere Erwartungen. Verträge werden neu verhandelt, und wenn der Marktwert eines Hauses in Palmas Zentrum steigt, zahlt am Ende das Restaurant die Rechnung.
Die Folgen sind lokal und konkret: Ein Arbeitsplatz weniger (zwei, drei Angestellte), ein Stück Identität verschwunden, weniger Auswahl für Leute, die keine touristischen Ketten suchen. Und ein weiteres Signal, dass kleine Betriebe in zentralen Lagen kaum noch eine Zukunft haben, wenn die Mieten ins Unermessliche steigen.
Das Problem ist größer als eine einzige Pizzeria. Überall in Palma schließen Läden, die seit Jahrzehnten dazugehören: Handwerksbetriebe, kleine Lebensmittelläden, Traditionscafés. Neubauten für Luxuswohnungen und Ferienvermietungen sind rar, aber die Preise für Bestandsobjekte klettern. Löhne ziehen nicht im gleichen Tempo nach. Das Ergebnis: ein Stück Alltag, das sich verändert – und nicht unbedingt zum Besseren.
Es gibt Stimmen, die nach Lösungen rufen: kommunale Mietkontrollen, Unterstützung für Gewerbemieten oder gezielte Förderungen für lokale Gastronomie. Ob das rechtzeitig kommt, bleibt offen. Bis dahin planen die Betreiber, in den nächsten Wochen Abschiedsabende zu organisieren – kleine Aktionen, um die Nachbarschaft noch einmal zusammenzubringen.
Für alle, die den Ort kennen: Geht vorbei in den kommenden Wochen, bestellt eine Pizza Margherita, setzt euch an den Tisch beim Fenster, und nehmt das Geräusch der Pfanne, den Duft von Knoblauch und ein letztes Gespräch mit. Solche Abende dauern oft länger als das Essen selbst – und manchmal merkt man erst dann, wie viel ein Lokal wirklich bedeutet.
Wer mehr über ähnliche Fälle wissen möchte oder Tipps für alternative Lokale in der Nähe sucht, kann sich melden – ich kenne noch ein paar Ecken in der Lonja, wo die Pizza zwar anders ist, aber mit Herz gemacht wird.